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"Klimaschutz oder Arbeitsplätze in der Automobilindustrie?
[Englisch: "German carmakers say CO2 goal is unrealistic"]
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Streit um Abgas-Grenzwerte in der Bundesregierung

Berlin: In der Bundesregierung gibt es Streit um die geplanten Klimaschutzauflagen der EU für Pkw. Bundeswirtschaftsminister Glos hat sich hinter die Autoindustrie gestellt und gefordert, die Pläne für einen gesetzlich festgelegten Grenzwert für den CO2-Ausstoß für Pkw zu stoppen. Es gehe um zehntausende von Arbeitsplätzen, meinte Glos. Bundesumweltminister Gabriel dagegen sprach sich klar für eine gesetzliche Regelung aus, um den CO2-Ausstoß auf 120 Gramm pro Kilometer zu senken. Die EU-Kommission will entsprechende Pläne am Mittwoch vorstellen. Europas Autohersteller hatten zugesagt, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen bis 2008 auf 140 Gramm pro Kilometer und bis 2012 auf 120 Gramm zu drücken. Noch liegt der Wert aber bei über 160 Gramm.

Diese Nachricht sendete der Bayerische Rundfunk am Sonntag, den 28. Januar 2007, einen Tag nachdem das WEF Davos zu Ende gegangen war. Auch dort wurde vom Klimawandel geredet, wie überall und dauernd. Hauptsache, man macht mit und bezeugt seine gute Absichten. Die schausten sagen immer wieder, dass der Klimaschutz gewinnbringend sein wird und das Wachstum fördert. Diese Superschlauen haben total nichts verstanden.

Bundeswirtschftsminister Glos jedoch hat es sehr wohl verstanden. Nämlich, dass man Klimagasreduktionen nicht mit Technik erreichen kann. Unsere Ingenieure wären wirklich blöd, wenn sie in den bestehenden Automodellen nicht das Maximum an Energie- und Materialeffizienz herausholten. Wenn ein Auto also weniger Klimagase ausstossen soll, muss es weniger Treibstoff verbrauchen. Und das geht nur wenn man die Leistung und den Luxus zurückfährt. Alle die modernen Bequemlichkeiten im Auto, die elektrisch betätigten Türschlösser, die Klimaanlage, die Wischer für die Scheinwerfer, alles das braucht Sprit und Material. Ein vernünftiges Auto, dass 4 bis 5 Personen von A nach B transportiert, muss nicht mehr als 1000 kg wiegen und einen 1200 cc Motor haben. Wenn man auf zusätzlichen Luxus verzichtet, kann der Benzinverbrauch auf 3 bis 5 Liter pro Kilometer gesenkt werden, wie Renault das schon vor vielen Jahren demonstriert hat.
    Der Straßenverkehr hat schon jetzt einen erheblichen Anteil am Ausstoß des wichtigsten und größten Treibhausgases (CO2). Der Grund hierfür ist, die CO2 Emissionen und der Kraftstoffverbrauch sind direkt miteinander gekoppelt. Warum: Kein Katalysator kann das CO2 im Abgas eines Verbrennungsfahrzeugs "vernichten". Will man jedoch den Ausstoß verringern, kann man dies nur durch die Senkung des Benzinverbrauches erreichen. Greenpeace schaffte es schon 1996 ein Auto zu präsentieren (Renault Twingo) der im Verbrauch auf 100 Kilometer Stadtverkehr 3,3 Liter Kraftstoff benötigte. Dies schaffte Greenpeace ohne einen neuen Motor zu konzipieren, sondern nur über den Umbau des Motors und etlicher anderer Sparmaßnahmen, wie Gewichts- und Energieeinsparung. (Quelle: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/automobil/info/1-3-liter-auto.htm )
Einfache Autos hat es gegeben und diejenigen, die sie fuhren, waren zufrieden. Das Auto erfüllte seinen Zweck. In der heutigen (noch) Überflusswirtschaft ist nicht der Zweck wichtig sondern nur das Wirtschaftswachstum. Deswegen müssen immer neue Bedürfnisse geschaffen werden und die Konsumenten in eine dauerhafte Unzufriedenheit versetzt werden. Ergebnis ist eine Welt, die Voll ist, überbelastet und der Ressourcenerschöpfung entgegenhechelnd.

Aber was machen wir nun mit den Arbeitsplätzen, die da in der Automobil- und Zulieferindustrie verloren gehen werden, und nicht nur dort? Wenn wir den Kaffe wieder von Hand mahlen und auf eine Vielzahl anderer Luxusprodukte des modernen Lebens verzichten, werden wir an Zukunft gewinnen und Arbeitsplätze. In einer restrukturierten Arbeitswelt werden wir langsamer und wieder vermehrt an Ort das herstellen was wir brauchen. An Arbeitsplätzen wird es uns nicht fehlen. Im Gegenteil. Aber die Arbeit wird verschieben. Die exportierte Arbeit wird wieder ins Land zurückkomen. Die riesigen Kosten für Transporte und Infrastruktur werden wegfallen und die entsprechenden Industrien werden massiv abbauen.

Wir werden Zukunft gewinnen und dieses Szenario einen schrumpfenden und entschwindenden Welt stoppen. Das Wirtschaftswachstum beschleunigt die Erschöpfung der Erde, bis für die Enkel nichts mehr übrigbleibt.
Helmut Lubbers ... 28.1.2007 English
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