Klima Ade!
"Humor ist, wenn man trotzdem lacht!" Eigentlich sollte es uns nach dem UNO-Klimagipfel zwar vergangen sein, aber bange machen gilt bekanntlich nicht, und angesichts der grossen Aufgaben, die zur Rettung unseres Planeten noch vor uns liegen, schon gar nicht: "wer arbeitet muss auch feiern", schreiben die Veranstalter des Festes im Programmheft des Tempodroms.
Ein eisiger Wind bläst heisse Rhythmikklänge aus dem Tempodrom-Zirkuszelt über die Anlagen um das ehrwürdige Reichstagsgebäude und durch das Brandenburger Tor. Seit fünfzehn Jahren steht das Zelt an der Stelle, wo früher die Radfahrer ihre schnellen Runden drehten. Heute feiern die NRO's (Nicht-Regierungs-Organisationen) der Klimakonferenz hier ihr Abschiedsfest. Drinnen im Zelt herrscht eine Bombenstimmung. Nur die letzte kurze Ansprache und Aufmunterung zum Weitermachen von Hermann-Josef Tenhagen, Leiter des Klima-Ations-Netwerks, erinnert noch an die drohende Klimabombe. Dann besetzen die "Weather Girls" mit grossem Format, Humor und Stimme die Bühne: "Doppelzentner-Spass" sagt die Eigenwerbung und sie beweisen es. Wir tanzen bis in die kleinen Stunden hinein.
Aus den "Kleinen Inselstaaten", die als erste durch die Folgen von Klimaänderungen bedroht scheinen, schwingt Espen Ronneberg seinen Körper auf dem Mass der Musik. Espen vertritt als offizieller Regierungsabgeordneter die Marshall Inseln, eine Gruppe von Koralleninseln im Pazifischen Ozean, etwa in der Mitte zwischen Hawaii und Neuguinea, 181,3 km2 Landfläche und etwa 23 000 Einwohner. Die Insel Bikini gehört dazu. Dort zündeten die US-Amerikaner nach dem zweiten Weltkrieg die erste Wasserstoffbombe. Die heutigen Umweltänderungen führen mancherorts zum Absterben der Korallentierchen. Nur das Kalkskelett bleibt übrig. Mit den sterbenden Korallen verschwindet die Fischerei, die Nahrungsgrundlage für die Insulaner.
Penehuro Lefale von Westsamoa erzählt, dass die Menschen sich in seinem Land schon ernsthaft Sorgen machen und an Flucht durch Auswanderung nach Australien und Neuseeland denken. Westsamoa hat etwa 180'000 Bewohner, wovon bereits 80'000 in Neuseeland wohnen. Im 1990 wurden auf Westsamoa 95 Prozent aller Häuser durch einen Orkan zerstört. Die sterbenden Korallen bieten keinen Schutz mehr gegen Wasserfluten und viele der kleinen Koralleninseln erheben sich nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. "Wir sind die zuerst Betroffenen. Ihr, in den höhergelegenen industrialisierten Ländern, zur Hauptsache verantwortlich für die Treibhausgase, werdet die nächsten sein," so Penehuro Lefale.
Dramatisch wurden die Folgen einer Klimaänderung am vorletzten Tag der Konferenz auf dem engen Platz vor dem Raumschiffgebäude dargestellt: junge Menschen aus fünfzehn Entwicklungsländern, worunter Indien, Brasilien, Bangladesh, Ghana und Chile begruben Bangladesh und die anderen niedrigen Länder symbolisch unter den blauen Wogen. Die steigenden Meere werden ihren Sarg bilden. Auf den weissen Trauergewändern war für jedes Land der Prokopf-Ausstoss an treibhausbildenden Kohlendioxidgasen (CO2) vermerkt. Es regnete tüchtig, wie es sich an einer richtigen Beerdigung gehört. Nach einer Schnellentwicklung der Filme wurden die Fotos im klimatisierten Raumschiff mit Farbfotokopierern vervielfältigt und den Abgeordneten verteilt.
Von draussen kommen Nachrichten über den Fischereistreit zwischen Kanada und Spanien. Kriegsschiffe werden eingesetzt, Boote geentert und die Bemannung in Gewahrsam genommen. Am nächsten Tag liest man über ein verdurstendes Spanien. Bewässerungsprogramme hätten der Landwirtschaft einen Boom (= starken Aufschwung) beschert und jetzt versiegen die Flüsse. Andererseits wird das Flusswasser mit grossen Tankschiffen zur Bewässerung der Golfplätze nach Mallorca und Ibiza transportiert. Der Süden Spaniens erleidet eine Dürrekatastrophe. In weiten Teilen hat es schon jahrelang nicht mehr geregnet. Hat das etwas mit Klimaänderung zu tun?
Die Regierten stellen die "Nicht-Regierungs-Organisationen", die unabhängig von den Regierungen ihre Stimme und Aktionen in die Diskussionen einbringen. Ann Stafford, zum Beispiel, von der Jugend-Klima-Aktion Berlin, vor kurzem noch Soziologie büffelnd am Basler Petersgraben, die bis tief in die Nacht ihre Texte schrieb, und mir ihre Gastfreundschaft leistete. Oder Jeremy Leggett, Greenpeace Unterhändler aus London, der auf den "Raumschiff-Decks" Fäden zwischen den Verhandelnden spann.
Allerdings sind manche Regierte näher bei den Regierenden angesiedelt, die sogenannten business NGOs nämlich, wie zum Beispiel die "Global Climate Coalition". Diese haben ihre eigene Sprachregelung. Sie wollen die Auswirkungen des Klimaschutzes auf die Wirtschaft untersuchen und kritisierten das "Berliner Mandat", den Auftrag zum Weiterverhandeln, als ein Einknicken der Minister gegenüber "den unangemessenen Forderungen der Umweltschützer". Die business NGOs trugen das ihrige dazu bei, dass die Mauer zwischen den CO2-reichen und CO2-armen Ländern nicht abgebaut werden konnte.
Auch die Regierungsvertreter festeten. Bereits während der Konferenz lud der deutsche Aussenminister und Vizepräsident, Klaus Kinkel, zu einem eleganten Empfang der Prominenz ins Museum für Naturkunde. Naturgemäss sind die Regierenden oft besser informiert und folgerichtig sass man bei Kerzenlicht über Damasttischtüchern unter riesigen Dinosaurierskeletten. Bekanntlich ist diese Tierart uns in der Geschichte vorangegangen.
Im Sitzungssaal des Verhandlungsraumschiffes, genannt "ICC", "schwebte" eine auf der Wand gemalte riesige blaue Kugel bedrohlich über den Köpfen der Versammlungsleitung. Weisse Wellenlinien stellten wohl Möwen und Schaum dar. Zwei gekreuzte gelbe Zeiger sind nach links verrückt, alsob sie von der blauen Weltkugel fallen würden. Oder hatte man Uhrzeiger dargestellt, die ihre Funktion im Raumschiff bereits verloren hatten?
Szenenwechsel. In Interlaken konferierte man am 20/21.4.94 über CO2. Ein bemerkenswerter Beitrag leistete Herr Michael Kohn, älteren Semestern wohlbekannt wegen der AKW-Frage. Die Medien haben durchwegs enttäuscht über das Ergebnis von Berlin berichtet. Herr Kohn bewertete es als einen Erfolg, dass im "Berliner Mandat" festgelegt wurde, dass eine Stabilisierung der CO2-Emissionen nicht genügt.
Und in der Tat, wenn man bedenkt, dass von Metereologen eine Reduktion des CO2-Ausstosses von 60 bis 80 Prozent gefordert wird, um wahrscheinlich schwerwiegenden Klimawechsel zu verhindern. Dann bedeutet das Berliner Mandat "einen harten Auftrag", wie Herr Kohn es ausdrückte. "Wir müssen unsere Karten auf den Tisch legen" und konkret planen, wie wir die Reduktionen erreichen wollen: "Unserer Phantasie ist keine Grenzen gesetzt!", auch wenn die Reduktion vorerst 20 Prozent betragen sollen, wie von den AOSIS-Ländern verlangt wurde.
In den Medien hiess es, Berlin ist ein Flop gewesen, und von Wirtschaftseite tönte es, Berlin können wir vergessen. "Doch wir werden ein Flop sein in zwei Jahren, wenn wir diesen Auftrag nicht Ernst nehmen." Ernste Worte von einem erfahrenen Energiespezialisten.
Also, packen wir es an. Überlegen wir uns, wie wir die Wirtschaft und unsere Arbeits- und Freizeitstrukturen derart umgestalten können, dass Rohstoff- und Energieverbrauch, und somit der CO2-Ausstoss drastisch reduziert werden. Möglichkeiten sind reichlich vorhanden: Verlängerung der Lebensdauer vieler Produkte, umsteigen auf weniger energieintensive Verkehrsmittel, vermeiden von übertriebenem Luxus, wie Warmwasser fürs Händewaschen, kein Aufzugfahren für ein oder zwei Stockwerke.
Eine ganz grosse Einsparung von Arbeits- und Kapitaleinsatz und somit eine grosse CO2-Reduktion erreichen wir durch Verminderung der Transportwege für Waren und Arbeitskräfte. Wenn wir etwas weniger "effizient" lokal herstellen, was wir lokal brauchen, fallen viele Transporte weg. Wir sparen Aufwand und gewinnen Standortattraktivität und Klima.
Sogar bis nach Berlin dringt die Meldung, dass im Basler Dreyland die Zollfreistrasse Lörrach-Weil gegen alle Vernunft gebaut werden soll. Was nützt das Gerede über CO2-Reduktion, wenn man immerfort munter weitere CO2-Produktionsanlagen in die Welt setzt? Der letzte Streich in diese Richtung war der Landratsbeschluss vom Kanton Baselland, ein 250 Millionen Franken teures 4 km langes Tunnel-Strassenstück zu bauen. Zur Abhilfe der Verkehrsmisere und zur Verkehrsberuhigung auf der Rheinstrasse in Frenkendorf, wie es heisst.
An den ehrwürdigen VolksvertreterInnen vorbeigegangen scheint das Wissen, dass jede weitere Verkehrsfläche ein Mehrverkehr nach sich zieht und der Flächengewinn nach wenigen Jahren wieder zugestaut sein wird.
Auch in Basel soll der Verkehr fliessen, heisst es. Ein zügiger Abfluss des Verkehrs soll erzeugt werden. Aus den Augen, aus dem Sinn, meint man wohl.
Leider kommt es scheinbar niemandem in den Sinn, dass mit dem Verkehr selber etwas nicht in Ordnung sein könnte. Zum Beispiel, dass der Verkehr an und für sich unwirtschaftlich ist, ein reiner Kostenfaktor, der im Endeffekt erst noch dazu beiträgt, dass Arbeitslosigkeit entsteht.
Der Weltweite Verkehr macht's möglich! Aussagen, wie jene eines Professors namens Paul H. Dembinski aus Friburg: Alles ist anfällig für Auslagerung, ausser den Funktionen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Management und Finanzen. Heisst das etwa, dass bald auch die warmen Gipfeli mit dem Jumbojet allmorgentlich zum Interkontinentalflughafen Bâle-Mulhouse eingeflogen werden, billigst von Slumbewohnern in Bombay produziert?
Ja, wird man erwidern, aber diese Leute müssen doch auch Arbeit haben! Da verrichten wir also GATT-sei-Dank eine gute Tat.
In Berlin soll eine Riesenautoröhre quer unter der Stadtmitte gebaut werden. Ob der Bundeskanzler Helmut Kohl das auch als Beitrag zu Deutschlands CO2-Reduktion rechnet? Jede Milliarde der Bausumme hat ihren Anteil an CO2-Ausstoss und Ressourcenverschleiss, noch bevor die Autos ihre Abgase in den Tunnel jagen. Ventilatorgestützt wandern die Abgase in den Himmel, nach Durchwanderung der Berliner Luft, "die uns nicht Schnuppe ist". Und der Strom für die Abgasventilatoren kommt aus der Steckdose, auch wenn's nur wenig ist, im Vergleich zum Ganzen Projekt.
Die Schwizerlis untersuchen ganz gewissenhaft, wieviel Kohlendioxid der Wald schlucken kann. Gleich an zweien Orten wird der CO2-Einfluss auf die Vegetation steuergeldgestützt examiniert. In Basel und in Birmensdorf. Die Basler, immer schon gewitzt, haben's bereits herausgefunden: die Pflanzen wachsen nicht besser, wenn das CO2 in der Luft zunimmt. So, das wissen wir jetzt. Es lebe die Forschung.
Eine Psychologin erforscht dann grad auch noch die Handlungsbereitschaft der Bevölkerung in bezug auf Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses. Gleichzeitig meint die Vertreterin der Wissenschaftselite, das Einschränken des Rauchens an CO2-Konferenzen sei missionarisch und nicht relevant. Über eine Milliarde Franken Umsatz macht die gesundheitsschädliche Raucher-SuchtIndustrie mit Tabakprodukten und Werbung.
Flexibilität fordert der Ökonomieprofessor. Wissen veraltert schnell. Bereit zum Umlernen und für andere Berufe muss man sein. Gilt das etwa nicht am ehesten für die Tabakskrebsindustrie? Wäre es wirklich so schlimm wenn die Tabaksrauchgase aus der Öffentlichkeit dort hin verbannt werden wo sie hingehören: in den rein privaten Bereich, wo jeder mit sich selber machen kann was er/sie will?
Die Diskrepanz zwischen Einsicht und Handeln ist ein beliebtes Thema in der Psychologie. Das Handeln hört dort auf, wo man trotz Einsicht nicht den Mut hat, gefestigten Interessen den Stirn zu bieten. Es könnte der Karriere schaden.
Den Binnenmeeren, 35 an der Zahl, droht der Erstickungstod, gemäss Worldwatch-Magazin. Was hat nun das mit CO2 zu tun? Das kommt doch durch Öl, Abwasser und Chemikalien! Gleiche Zeitung, gleicher Tag, drei Seiten weiter: Im Mai beginnt der Ausbau der A2, der Autobahn Berlin-Hannover.
Der Platz und die Zeit fehlen, um die vielschichtigen wirtschaflichen Produktions- und Abfallverknüpfungen aufzuzeigen. Welches Öl, das Mittelmeer verschmutzend, diente dem Transport von südkoreanischen Baumaschinen, die beim Bau der Autobahn eingesetzt werden? Wieviele Leute müssen in der deutschen Maschinenindustrie stempeln, weil man billigst einkäuft? Die höhere Dividende der XY-Firma erlaubt dem namenlosen Aktionär, eine neue Rosenart zu züchten, oder auch auf Mallorca den Golfsport zu betreiben. Gab es nicht in Spanien einen Wassernotstand?
Gegen den überbordenden und abgasenden Strassenverkehr weiss die Bahn Rat: Mit einer neuen rollenden Strasse sollen die Vierrädler Huckepack mit Tempo 120 am Stau vorbei von Berlin nach Hannover gekarrt werden. Gibt's in Hannover etwa einen Autonotstand, dass die berliner Autos dort so dringend und schnell gebraucht werden. Man könnte doch die Autos lassen, wo sie sind, und nur die Fahrer mit der Bahn hin und her transportieren.
Eine Feinschmeckeraufgabe für die HighTech-Komputerindustrie: jedem sein Vorzugs-GTIXL oder Grossraumlimousine zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen. Und wenn's nicht klappt, könnte man doch eine Abenteuer-Trophäe daraus machen, mitten in Deutschlands Abgasen, statt in der verödenden Steppen Afrikas zu Ehren eines legendären an Lungenkrebs verendeten Cowboys.
Vergessen wir die "friedliche Atomindustrie" nicht. Ihre Lobbyisten fordern sogar eine internationale Agentur für Sonnenenergie. Wollen die jetzt die Sonnenenergie verwalten? Oder soll die Sonne nun die Atome strahlungsfrei spalten? Ich blicke da nicht durch. "Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit", so ein Vertreter der Internationalen Atomenergieagentur. Löblich.
In Berlin sprechen wirtschaftliche Gründe für einen neuen Grossflughafen. Die wird man wohl völlig CO2-frei in die Landschaft stellen. Sogar "ökologische Gründe" sprechen für den Standort, 40 Kilometer von Berlin, mitten in den Wäldern, heisst es. Ein 24-Stunden-Betrieb wird angestrebt. Alles abgas- und lärmfrei, versteht sich. Kann somit auch als Positiv-Faktor in des Bundeskanzlers Treibhaus gelten.
Wann denkt jemand etwas tiefer über Bedürfnisse, Ursachen und Folgen von menschlicher Tätigkeit nach? Welcher Anteil emissionsverursachenden Aktivitäten kann vermieden werden, wenn wir unsere Produktionsstrukturen nicht mehr von einer rein monetären Effizienz abhängig machen? Setzten wir eine Ressourcen- und eine Arbeitseinsatzeffizienz in den Mittelpunkt, würden wir Transporte vermeiden, wo es nur geht. Im Grunde muss der ganze Transportanteil, samt Infrastruktur zuerst erarbeitet werden. Diese Arbeit könnten wir doch nützlicher und umweltverträglicher für andere Zwecke einsetzen.
"Essen wir das Klima auf?" fragt die Berliner Zeitung.
Die rettende Meldung finde ich schliesslich in der Berliner Zeitung vom 7.4.1995, am gleichen Tag da die Klimakonferenz mit einem brillianten "Berliner Mandat" zu Ende geht. Weiterverhandelt soll werden. Bravo. Doch die Erde lässt sich nicht lumpen. Selber sorgt sie für Abhilfe: Öl und Gas reichen nur noch 60 Jahre. Und die Industrieländer werden nach 100 Jahren den grössten Teil der Kohle aufgebraucht haben. Dann ist es ja von alleine aus mit der CO2-Produktion. Aufatmen darf ich. Meine Sorgen sind vorbei.
Berlin: fast 40000 Menschen wohnen dort durchschnittlich auf einem Quadratkilometer. Das gibt bei 889 Quadratkilometer eine Bevölkerung von 3,5 Millionen. Das Bruttoinlandprodukt betrug 1993 131 Milliarden Mark.
Weltweit wurden 1990 im zivilen Flugverkehr 176 Millionen Tonnen Kerosin verbraucht. Sie wurden in 554 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2), 218 Millionen Tonnen Wasserdampf (der in grossen Höhen das Gas mit der stärksten Klimawirkung ist!) und 3,2 Millionen Tonnen Stickoxide (NOx) umgesetzt. Neueste Forschungsergebnisse des Brüsseler EU-Forschungsprogramms AIRNOX ergaben, dass die pro Liter Kerosin ausgestossene Menge an Stickoxiden doppelt so hoch ist wie bisher angenommen. Die in hohem Masse abgesicherten Forschungsergebnisse belegen, dass mittlerweile zwei Drittel der Stickoxide in Höhen zwischen 10 und 13 Kilometern dem Flugverkehr entstammen. Sie tragen dort zur Ozonbildung bei. Das Ozonmolekül besitzt in diesen Höhen ein Treibhausvermögen von 200 000 Molekülen Kohlendioxid. Nach diesen Berechnungen wird offensichtlich, dass der Reisejet das mit Abstand umweltgefählichste Verkehrsmittel ist.
Bei einer Pressekonferenz sitzen die grünen NROs krawattiert brav zwischen den Regierungsvertretern und den business NGOs. Und sie machen den Mund in der Diskussion kaum auf. Ist Anpassung der Preis für's Mitreden dürfen?
Helmut Lubbers, Berlin 7 April 1995
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