ecostory 42/2007
Geographisch kennt der Klimawandel keine Grenzen
Szenarien - Folgen des Klimawandels in verschiedenen Weltteilen

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(Radio DRS1 ECHO - Markus Mugglin 06.05.2007) (Niederschrift und Kommentar: Helmut Lubbers)
    "Ein drittel aller Tiere droht auszusterben. Bis zu zwei Millionen Menschen werden unter Wassermangel leiden. Bewohner von Küstenregionen leben gefährlich, weil der Meeresspiegel ansteigt. In den Alpentälern kommt es zu Flutwellen weil die Gletscher schmelzen.
Geographisch kennt der Klimawandel keine Grenzen. Betroffen sind reich und arm, nord und süd, unabhängig davon, wie stark ein Land durch Emissionen zur Erwärmung des Klimas beiträgt. Die Karibikinseln werden ebenso von heftigen Unwettern heimgesucht wie die USA, obwohl die Inselstaaten viel weniger Schadstoffe in die Atmosphäre ausstossen als die Grossmacht. Doch arme Länder können sich weniger schützen gegen den Termperaturanstieg und seine Folgen.

Der Präsident des Weltklimaarates, Rajendra Pachauri, stellte Anfang April bei der Präsentation des zweiten Klimaberichts fest:
    The poorest of the poor in the world are going to be the worst hit and they are the most vulnerable as far as the impacts of climate change are concerned. People who are poor are least equipped to be able to adapt to the impacts of climate change.
Die ärmsten der Armen müssten am meisten leiden unter dem Klimawandel, seien am verwundbarsten, sie könnten sich am wenigsten schützen. Die reichen Nationen sind die grössten Klimasünder. Die armen Länder haben die grössten Leiden zu ertragen.

Zum Beispiel Afrika, das nur drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses zu verantworten hat. Auf dem schwarzen Kontinent häufen sich aber die Dürreperioden ebenso wie die Niederschläge und Überschwemmungen, wie der Bericht von Afrikakorrespondent Ruedi Küng zeigt.

Die strahlend weissen Gletscher auf dem höchsten Berg Afrikas, dem Kilimajaro, versetztzen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die ersten Europäer in ungläubiges Staunen. Heute ist der Bergriese mit der weissen Kappe ein imageträchtiges [bildhaftes] Symbol für Afrikas Schönheit und Stolz. Doch Wissenschfter warnen schon lange, dass das Eis des Kilimanjaro verschwindet. Greenpeace-Aktivisten verbreiteten deshalb vor sechs Jahren mit einem Satelitentelefon vom 5895 Meter hohen Berg aus eine Warnung.
    Greenpeace is here, on Mount Kilimajaro, to show the world the real impact of climate change.
Greenpeace sei auf den Kilimanjaro gestiegen um der Öffentlichkeit die wirklichen Auswirkungen des Klimawandels bewusstzumachen. 80 Prozent der Gletscher hier seien schon geschmolzen, der Rest werde in 20 Jahren weg sein, erklärte Joris Thijssen. "And the rest will have disappeared in 20 years."

Auch der kenianische Bergführer Gerald Miller bestätigt den drastischen Rückgang des Gletschers.
    I was here, my first time, by 10/86. There was a lot of snow, a lot of glacier...
Ich war 1986 zum ersten Mal hier oben. Es gab damals viel Schnee und Gletschereis. Jetzt ust es ganz anders, sehr trocken. Das Schmelzwasser, das die Menschen in den Dörfern rundum den Berg brauchen, geht zurück. Ich fürchte, dass es in 10 Jahren versiegt sein wird. "The water from the glacier. But now after 10 years it's gone."

Den Rückgang des Kilimajarogletschers um 80 Prozent in den vergangenen 100 Jahren haben die Wissenschaftler inzwischen bestätigt. Mehr noch zeigen ihre neuesten Erkenntnisse, dass die Klimaveränderung einen noch grösseren Einfluss auf den Gletscherabbau hat als die Klimaerwärmung. Geringere Niederschlägeund trockenere Luft als früher setzen dem Eis noch mehr zu als der Temperaturanstieg. Die Schneehaube des Kilimanjaro verdunstet also noch mehr als sie schmilzst und ist das Sinnbild für den Klimawandel und dessen verheerende Auswirkungen auf die verarmte Landbevölkerungin Afrika.

Das Wetter sei extremer geworden, ist die Meinung vieler afrikanischer Menschen. Zwar hat es auch in früheren Zeiten in Afrika Trockenperioden, Dürren und Hungersnöte gegeben. Doch seit den 80ger Jahren des letzten Jahrhunderts haben sich die Dürreperioden und Überschwemmungen versdreifacht und nehmen immer gravierendere Ausmasse an.

1999 wuerde Ostafrika von verheerenden Regen heimgesucht. In Frebruar 2000 regnete es in Mosambik, einem der ärmsten Länder der Welt, tagelang in Strömen. Riesige Landesteile wurden überschwemmt und Anpflanzungen zerstört. Viele Menschen kamen in den Fluten um. Hunderttausende wurden obdachlos. Es war der Regen. Vier Tageland hörte er nicht mehr aus, erzählte damals der Mozambikaner Armando Alargeng. Dann, am vierten Tag, kam das Wasser und schwemmte alle häuser hier weg.

Gleichzeitig aber herrschte weite nördlich in wieten Gebieten Ostafrikas Dürre und machte einen grossen Teil der Bevölkerung von Nahrungshilfe abhängig. Ein Jahr später, 2001, wurde Kenia erneut von Dürre heimgesucht und die Wasserknappheit machte drastische Wasser- und Stromrationierung nötig.

In Mosambik dagegen, wiederholte sich zu dieser Zeit die Sindflut des Vorjahres. Mit solchen krassen Wechseln von Flut und Dürre müsse vermehrt gerechnet werden, sagte der damalige Chef der UNO-Umweltorganisation UNEP, Klaus Töpfer, in Nairobi.
    Africa has only a share of 3.2 percent of the global CO2 emissions
Afrika trage nur 3,2 Porzent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Doch es müsse deren unmittelbarsten Konsequenzen in Form von extremen Wetterbedingungen hinnehemen. Schwere Dürren, heftige Regenfälle und Stürme. "Droughts and heavy rains and storms."

Im vergangenen Jahr litten mehrere afrikanische Regionen erneut unter extremer Trockenheit. Neben Niger in Westafrika war auch Ostafrika wieder betroffen. Der Massai-Ältere, Simon Meschani, bezeichnete sie als die schlimmste Dürre.
    We surely got the drought before but it is not like this one


Wir haben auch schon früher Dürren erlebt. Aber sie waren nicht wie diese. Diese Dürre ist die schwerste.Sie ist sehr schlimm. "This one is the most affecting. I do not recall at an other time in the recent times when we had so many people so severely affected by drought."

Ich erinnere mich nicht, dass so viele Leute so schwer von der Dürre betroffen waren, sagt auch Francis Lelo, Professor für Ressourcen und Entwicklung in Nairobi. Es gibt keine Region in Kenia, wo der Rgenfall normal war, auch in den besten Landwirtschaftsgebieten nicht. "No, not normal. Everything is below normal, even in the traditionally high potential areas."

Die Auswirkungen der Klmaveränderung, ausbleibender Regen ud Dürre, würden in Afrika noch durch weitere Faktoren verschärft, meint Professor Lelo. In erster Linie durch die Umweltzerstörung, die ihrerseits durch das rasante Bevölkerungswachstum noch beschleunigt werde. Immer mehr Menschen benötigten Land zum Wohnen, für die Viehhaltung und den Ackerbau.

Aber auch die Regierungen unternähmen wenig bis nichts um der Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten und die natürlichen Ressourcen wie Wasser und Wälder zu schützen.
    People have destryed the forests, which traditionally have been the water catchment


Die Menschen haben die Wälder zerstört, die für die Wasserspeicherung so wichtig sind. In der Abholzung der Wälder , der Übernutzung der Weiden und in der Ansiedlung in ungeeigneten Gebieten, darin besteht die Verschlechterung der Umwelt. Wie weitreichend die Auswirkungen dieser mit der Klimaveränderung einhergehenden Entwicklung sind, zeigt die zunehmende Landflucht. Immer mehr Menschen in Afrika geben die Landwirtschaft auf und ziehen in die Städte, auch wenn sie dort in den Slims [Elendsquartieren] unter schlechten Bedingungen leben müssen.

Im Jahr 2006 litten insgesamt 25 Millionen Menschen in Schwarzafrika an Nahrungsmangel wegen Dürre und Überschwemmungen. Doch die landwirtschfatliche Produktion in Afrika werde als Folge des Klimawandels bis zum Jahr 2020 noch weiter in Mitleidenschaft gezogen werden, sagen die Experten des Integovernmental Panel on Climate Change in ihrem neuesten Klimabericht voraus. In einigen afrikanischen Ländern könnten die Ernteerträge um bis zu 50 Prozent zurückgehen.

Wenn es wärmer wird, trocknen die Böden aus, nimmt die Nahrungsmittelproduktion ab, mehren sich die Hungerkatastrophen. Höhere Temparaturen verändern aber auch die säsonalen Perioden mit kalten Winter- und heissen Sommermonaten. Nicht nur in den gemässigten Zonen Europas sind solche Veränderungen bereits spürbar, sondern auch in subtropischen Regionen. Das hat Folgen für die Gesundheit der Menschen, zum Beispiel im subtropischen Paraguay, das sich in ein tropisches Land verwandelt, wie Südamerikakorrespondent Joseph Ackermann in seiner Reportage feststellt.

[...]Winter und tiefere Temperaturen unterbechen den Vermehrungszyklus der Aedesstechmücken, die das Dengefieber verbreiten. Im nächsten Frühsommer beginnt dann alles wieder von vorne oder sogar noch früher, den der Winter in Paraguay sei auch nicht mehr das, was er einmal war,sagt Désire Massi, die Vorsitzende der Äztevereiningung. Unter -Null-Temperaturen zwischen 4 und 10 Grad während mindestens 2 Wochen, das sei die Voraussetzung, dass die Larven ud Eier der Aedesmosquitos eingingen. Aber solch harte Winter gebe es in Paraguay seit 3 Jahren icht mehr, sagt die Vrtreterin der &Aunml;zteschaft. [...] Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich andere Tropenkrankheiten einstellen, die Malaria oder das gelbfieber, zum Beipiel. Hinter allem steht der Klimawandel. Ständig steigende Durchschnittstemperaturen sorgen dafür, dass Paraguay im Begriff ist, sich von einem subtropischen Land in einem Tropenstaat zu verwandeln. Erfasst davon ist der geographische Streifen zu dem Paraguay, der Norden Argentiniens und ein Teil von Bolivien gehören.

Paraguay wird sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte auf grsse Veränderungen einstellen müssen, in der Lebensgrundlage landwirtschaft sowieso aber auch im Energiesektor. Das zeigen die Rechenmodelle des Klimaforschers Mario Nuñez von der Universität Buenos Aires in Argentinien.

Im Frühling würden die Durchschnittstemperaturen um bis zu sechs Grad ansteigen, die Wntermonate bis 2060 bis zu fünf Grad wärmer. Das heisse, dass diese beiden Jahreszeiten als soclhe praktisch verschwänden und einem Tropenklima platzmachten in dem es nur noch eine Trocken- und eine Regenzeit gäbe.

Höhere Temperaturen seien das eine, mehr Niederschläge das andere. Es sei denkbar, dass gewisse Zonen in Paraguay nicht länger für die Viehzucht taugten, dass man umstellen müsse, etwa auf Sojawirtschaft. Höhere Temperaturen und mehr Regen, das sei gleichzusetzen mit mehr Tropenkrankheiten, sagt der Klimafachmann. Durcheinander gerate die Logik aber bei den Niederschlägen. Mehr Regen bedeute nicht automatisch mehr Wasser weil auch mehr verdampfen werde. Die Pegel der Flüsse dürften sich absenken, sagt Mario Nuñez. In Paraguay, das den Löwenanteil seiner Deviseneinnahmen aus dem Export von Wasserkraftstrom erwirtschaftet, stehe somit das ganze volkswirtschaftliche System auf der Kippe.

Man kann nich sagen, die Politik und die Gesellschaft hätten begriffen, was auf dem Spiel steht. Tagsüber stöhnen die Menschen in Paraguay über die Hitze. Nachts suchen sie Abwechslung und Zerstreung bei kühlem Bier, bei Volksmusik und Schwof.

Vom neutropischen Paraguay im Westen zum Oste nach Asien, ins wirtschaftlich aufstrebende Indien.

Das Land ist so gross wie vielfältig und widersprüchlich. Die neuesten Berichte des UNO-Klimarates über die Erwärmung des Planeten haben es aufgeschreckt. Die Medien verheissen dem Wirtschaftswunderland eine düstere Zukunft, wie Asienkorrespondent René Schell in seinem Bericht zeigt.

Apocalypse now. Der pure Weltuntergang wird seither beschrieben. Es wird kaum nach den Ursachen des Klimawandels gefragt und schon gar nicht über Massnahmen diskutiert um die Folgen des Klimawandels abzuwenden oder zu mindern, jedenfalls nicht öffentlich. Umso mehr Platz finden in den Zeitungen und Magazinen die Katastrophenszenarien.

"Im Jahr 2020 gibt es in Delhi keinen Winter mehr. Die Tausenden Obdachlosen müssen keine Feuer mehr anzünden um bei Minustemperaturen die Nacht zu überleben. Schon im Januar ist es 35 Grad heiss. Von Mai bis August sind 50 Grad die Regel. Das Flussbecken de Jamuna, die einst an der Stadt vorbeifloss, ist ausgetrocknet. Aber dort, wo die Jamuna hinführte, in das fruchtbare Gangesbecken, gibt es kaum noch Wasser. Der grösst teil des Beckens hat sich in eine einzige glühende Staubschale verwandelt. Die Weizenernte fällt aus. Die Bauern beklagen ein Massensterben ihrer Rinder. Tumulte brechen aus, weil die Regierung nicht mehr in der Lage ist, die Menschen mit Notrationen zu versorgen."

Wie realistisch ist dieses Szenario? Es kann Wirklichkeit werden, wenn es nicht gelingt, den Ausstoss der Treibhausgase drastisch zu reduzieren. Ob es gelingt, hängt nicht allein von Indien ab. Aber Indien selbst geht nicht mit dem guten Beispiel voran. Das Bewusstsein, zur Umwelt Sorge zu tragen, kennen die Inder und Inderinnen nicht.

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"Arme Länder können sich weniger schützen gegen den Temperaturanstieg und seine Folgen."

Das bedeutet aber nicht umgekehrt, dass wir in den reichen Läder uns werden ausreichend schützen können.

Helmut Lubbers ... 6 Mai 2007
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