Vorbemerkung: Einige mögen die Geschichte aus 1995 unappetitlich finden. Es sei so. ![]() Weit unappetitlicher ist der Brauch, das Wirtschaftswachstum zu begrüssen, obwohl mehr Strassenunfälle und Krebsbehandlungen ebenfalls zum Wirtschaftswachstum beitragen. In der Wirtschaft zählt nur die nackte Zahl. Womit das Geld gemacht wird - nützliche Arbeit oder Schadensbeseitigung - wird nicht unterschieden. Dieses Manko des BIP ist allen seit langem bekannt. Aber es ist scheinbar nicht opportun, andere Massstäbe anzuwenden. Wie dem auch sei. Fusspilz wächst nachhaltig und schafft bleibende Arbeitsplätze! Fusspilz und ArbeitslosigkeitSeit anderhalb Jahren weis ich's, ich habe Fusspilz - ii-gitt!Ich hatte die Badewanne einer guten Freundin im Tessin benutzt und sie sagte es mir später am Telefon. Meine Pilzspuren hatten sie angesteckt. Schch...ade! Denn Fusspilz ist hartnäckig. Wie meine bisher vergeblichen Versuche, ihn ohne Medikamente los zu werden. Beides zum Schaden der Wirtschaft. Und da sind wir bereits bei der Arbeitslosigkeit. Denn was würde geschehen, wenn alle so stur wären wie ich? Unverkaufte Ware auf den Regalen der Apotheken und Drogerien. Volle Lagerhallen in der Chemischen Industrie? Eine massive Steigerung der Arbeitlosigkeit wäre die Folge. Und dann sprechen wir noch gar nicht von den Gesundheitskosten, die entstehen, indem ich rücksichtslos in weiteren fremden Badewannen oder öffentlichen Schwimmbädern meine Pilzspuren zurücklasse. Arzt, Krankenkassenpersonal, Apotheker, Putzfraünlöhne, Pilztötende Mittel, alles muss bezahlt werden, wegen meiner Fahrlässigkeit. Aber? Aber das gibt doch Arbeit, oder? Das ist doch ein Beitrag zum Brutto-Sozial-Produkt? Da leiste ich meinen Betrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und bin kein Wirtschaftsschädling sondern ein Nutzling. Für die Allgemeinheit nehme ich weiteren Juckreiz zwischen den Zehen tapfer auf mich. Ähnlich wie die Bevölkerung von Sissach, die als einzige Gemeinde im Baselbiet bei der letzten Abstimmung den Ausbau der J2-Autostrasse in Füllinsdorf tapfer abgelehnt hat. Die Sissacher Autofaherer und -Innen nehmen es beherzt auf sich, jeden Tag weiterhin den Autostau auf der Füllinsdorfer Rheinstrasse zu erleiden. Damit das Naherholungsgebiet am Ergolzufer erhalten bleibt und der Füllinsdorfer Gemeindepräsident dort weiterhin ruhig mit seinen Hund spazieren gehen kann. Oder haben die Sissacher Männer und Fraün zürst an ihrem Umfahrungstunnel gedacht, dessen Finanzierung durch die J2- Autostrasse gefährdet erschien? Der eigene Fusspilz, ich meine, die eigene freie Fahrt ist einem halt wichtiger als der Aerger der anderen. Ob dafür oder dagegen, immer geht's um den eigenen, vermeintlichen, Vorteil. Die einen sehen ihren Vorteil im Schützen der Umwelt, die anderen wollen freie Fahrt für freie Bürger, koste es was es koste. Die einen denken vielleicht etwas langfristiger als die anderen. Vielleicht geht's auch mir gar nicht um die Sicherstellung der Arbeitsplätze, sondern geniesse schlichtweg den Juckreiz. I-gitt! Aber das soll's bei anderen auch geben, liess ich mir sagen. So ist es den Sissacher Strassenbau-Ablehnern und Ablehnerinnen wohl nicht um den Umweltschutz gegangen. In weiser Voraussicht haben sie eher daran gedacht, dass unseren Kindern die Arbeit nicht ausgehen soll. Wenn die nicht mehr in die Basler Chemische zur Arbeit fahren können, weil die Produktion im Rahmen des heiligen Freihandels ins Ausland verlegt wurde, bleibt unseren Kindern noch die Renaturierung unserer Strassen -Tunnel. Sie können dann dass Nützliche mit dem Nötigen verbinden: Hecken und Weiher für die letzten Vögelarten und den letzten Frosch erstellen, Kartoffelfelder für die eigene Ernährung anlegen, Pilze im autofreien Sissacher Umfahrungstunnel züchten. Die Arbeit wird uns nicht ausgehen - erst recht nicht, wenn die Luft knapp wird, die Natur verstummt und die fossile Energie im Wachstumswahn verpufft. Da braucht's dann keinen Fusspilz mehr zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Helmut Lubbers, 8.10.1995 Nachwort 1.7.2007. Der Tunnel bei Sissach wurde inzwischen gebaut. Die Talentlastungsstrasse bei Füllinsdorf wird nun, dank einer Initiative der Autolobby nun als dringend bezeichnet, ebenfalls bald gebaut. Umweltverträglichkeitssudien sind natürlich erstellt worden. Dass dies die Klimagasausstösse erhöhen wird und keine "nachhaltige Entwicklung" ist, stört anscheinend die wenigsten. Die Ökonomen füttern uns munter weiter mit ihrem Wachstumwahn. Dass die Schweiz Grenzen hat, haben sie noch nicht bemerkt. Ihr Planet is sowieso flach. |