ecostory 21-2006
Was soll eine neue Regierung anders machen?

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Leserbrief an den "Spiegel" vom 25.9.2005

Sehr geehrte Damen und Herren.

Frau Merkel sagte neulich:

"Wir müssen in Deutschland so viel besser sein als die anderen billiger sind."

Das fasst in einem Satz die ganze Dummheit unserer herrschenden Eliten zusammen.

Alsob wir die riesengrossen Unterschiede in gesellschaftlichen Grundbedingungen und damit verknüpften Lohngefällen je durch einige Lohnkorrekturen oder Ausbildung und Innovation ausgleichen könnten. Die Leute in China sind kein Haar dümmer als wir. Aber sie sind weit rücksichtloser beim Erreichen ihrer Ziele. Geistiges Eigentum bedeutet denen wenig. Was man nicht offiziell kaufen kann wird oft einfach kopiert und dann zu unerreichbar tiefen Preisen angeboten.

Die Zeiten von David Ricardo's komparativen Vorteilen sind längst Vergangenheit. Dank der von uns selber verursachten Globalisierung wird bald alles was nicht niet- und nagelfest mit Grund und Boden verbunden ist, im billigsten Ausland produziert. Das gilt auch für die heissgelobte Innovation, für Merkel's "Besser-Sein". Wir im Westen sind keineswegs 20 oder 30 Mal besser, wie das Lohngefälle es verlangen würde. Jedes Kind kann verstehen, dass ein Öffnen der Schleusen ein Angleich auf der gemeinsamen tiefsten Ebene bedeutet. Nur die Wirtschafts-"Wissenschaftler" haben dies noch nicht bedacht.

So lange eine neue Regierung die Globalisierung nicht stoppt, werden wir weiter dem Abgrund von Massenarbeitslosigkeit entgegengehen. Stoppen wird uns dann erst der Augenblick, in dem uns die billigen Treibstoffe für die Warentransporte ausgehen, wahrscheinlich bevor Mitte des Jahrhunderts. Das ist jedoch kein Trost, weil wir dann erst recht im Unglück stecken werden.

Rohstoffmangel, Klimawandel, Umweltvergiftung u.s.w. werden dann ein katastrophales Ausmass angenommen haben und zu Kriegen führen. Was dringend Not tut, ist eine Absage an die selbstmörderische Wachstumspolitik (Die Erde ist rund und hat Grenzen!) und eine Restrukturierung zu lokalisierter Produktion und Verbrauch. Wir müssen absolut alles wieder lokal herstellen und dadurch die so destruktiven Transporte abbauen und gleichzeitig lokale Arbeitsplätze sichern. Nur so kann man auch einen Schritt in Richtung ökologische Nachhaltigkeit machen.

Mit freundlichen Grüssen,

Helmut Lubbers

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