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Peak Oil - Gespräch mit David Campbell - Radio DRS1 ECHO vom 25.5.2008
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Radio DRS1 ECHO vom 25.5.2008

Transcript und ecoglobe Kommentare.

Bitte aussteigen denn die Erlölwirtschaft hat keine Zukunft. Die Einschätzung eines umstrittenen Erdölexperten.

135 Dollar pro Fass. So teuer war Erdöl noch nie. Gründe für den Rekordpreis werden viele genannt. Politische Krisen etwa, die Spekulation, die steigende Nachfrage. Der Ölgeologe Colin Campbell nennt noch einen: Das billig förderbare Erdöl geht zur Neige. Die Ölfirmen widersprechen dem zwar aber als ehemaliger Mitarbeiter fast aller grossen Ölkonzerne weiss der umstrittene Geologe, wovon er spricht. Nach seiner Pensionierung gründete Campbell ein Netzwerk von Wissenschaftern, das den sogenannten Peak Oil bestimmt hat, den Höchststand der Ölproduktion. Und der war laut ihren Berechnungen letztes Jahr. Seither wird Erdöl nur noch knapper. Massimo Agostinis hat Colin Campbell getroffen.

Der pensionierte Brite bleibt dabei:
    Well, I have studied this whole question and I find - and this is now confirmed by no less tham Exxon - that the peak of discovery was in 1965. So it's not so surprising that we are close to peak, given that..."
Sogar der grösste Erdölkonzern Exxon gebe unterdessen zu, dass 1965 die letzten grossen Ölfunde gemacht worden seien. Seither sei die Zahl der entdeckten Ölfelder laufend zurückgegangen. Es sei also gar nicht verwunderlich, dass derzeit der Höchststand der Ölproduktion erreicht werde, da die alten Ölfelder langsam erschöpft seien, sagt Colin Campbell.

Es sei zwar richtig, dass nach 1965 immer wieder neue Ölvorkommen gefunden worden seien, zum Beispiel vor wenigen Wochen im Meer vor der brasilianischen Küste. Doch dieses Tiefseeöl sei nicht mit jenem zu vergleichen, das aus Saudiarabien, Iran oder Lybien stamme.
    We are not coming to the end of oil. That's important to stress. We are coming to the start of the decline based mainly on the cheap, easy oil, which is the stuff that was used first.
Er betone immer, dass nicht das Öl generell ausgehe aber jenes, das einfach zu fördern sei und dessen Förderkosten bei höchstens 15 Dollar pro Fass lägen, also Öl aus Saudiarabien, Lybien, Kuweit oder Iran. Dieses Öl sei das Schmiermittel für die Industriestaaten in den vergangenen 150 Jahren gewesen. Jetzt werde nur noch viel teureres Öl gefunden, wie jenes bei Brasilien, 5000 Meter in der Tiefe, oder jenes in der Arktis, das ebenfalls mehrere Tausend Meter tief im Sediment vermutet werde. Oder jenes Öl. das im Schiefer von Kanada gefunden sei. Colin Campbell:
    And the amount of this stuff is very large all over the place. But you got to use as much energy to make it as you get back from the oil.
Von diesen Ölschiefer gebe es Unmengen. Aber um es zu fördern müsse gleich viel Energie in Form von Gas, Elektriziät und Wasser hineingesteckt werden, wie in diesem Ölschiefer drin sei. ecoglobe> Man muss auch die Investitionen in die Fördermaschinerie dazu zählen, der Aufwand für die Bereitstellung des Stahls, der Motoren, der Rören, für die Arbeiter mit Ihren Wohnungen, Autos und weiteren Konsum. Die ernergetischen Kosten für diesen ganzen Aufwand muss kleiner sein als der energetische Ertrag aus dem so hergestellten Öl. Andernfalls kann die Ausbeutung dieser Ösande sich danach nur noch lohnen für andere unverzichtbare Anwendungen, also nicht mehr als Energiequelle. Öl ist Rohstoff für viele technische Produkte, zum Beispiel in der Medizin. Das sei sehr sehr teuer und es stelle sich die Frage, wie sinnvoll solches Öl überhaupt sei. Campbell glaubt nicht, dass dieses Tiefsee- oder Schifersteinöl den Rückgang des billig zu fördernden Öls jemals kompensieren können werde. Auch wenn es beim heutigen Preis von 135 Dollar pro Fass eine Rendite abwerfen könnte. Die geologischen und technischen Herausforderungen seien so gross, dass dieses Öl nie die grosse Rolle spielen werde, wie das traditionelle Öl, glaubt Campbell. Die weltweite Nachfrage nach dem schwarzen Gold ist aber hoch und wird wohl auch hoch bleiben. Das macht Colin Campbell sorgen.
    And I'd suppose that there is dangers of more resource wars. As people get in more difficult situations they want to control something. And there's China wanting...
Ich glaube, die Gefahr steigt, dass es zu erneuten Kriegen um Ressourcen, also um Öl kommen wird. China wird ein grosser Block sein. Dann Indien und dann noch die westliche Welt. Sie alle werden noch mehr um die Vorkommen wetteifern und plötzlich werden Staaten, durch die wichtige Piplines führen, sehr sehr mächtig, zum Beipiel die Ukraine oder die Türkei. Sie können plötzlich entscheiden, wohin das knapper werdende Gut Erdöl fliesst und wohin nicht. Das alles ergibt ein explosives Gemisch. Für Colin Campbell, der Zeit Lebens mit Erdöl zu tun hatte, gibt es nur eine Lösung, den Ausstieg aus der Erdölwirtschaft - die Empfehlung von Colin Campbell.
- Massimo Agostinis hat mit dem Erdölgelologen gesprochen.

ecoglobe> "Ausstieg aus der Erdölwirtschaft." Wir möchten hinzufügen, dass man sich vor falschen Erwartungen hüten muss. Alternativen gibt fast keine, jedenfalls nicht in der Menge, die wir jetzt verbrauchen. Auch das Erdgas wird bald knapp werden, wie man heute in der Financial Times lesen konnte, sogar in den Golfstaaten. Und im Grunde ist es wegen der Kohlendioxidausstösse gar nicht wünschenswert, dass wir weitere Ölquellen finden und ausbeuten. Auch wenn wir weiteres Öl finden würden, so ist das nur zeitweilig. Das Ende kommt sicher.

Des weiteren gilt grundsätzlich, dass man heutige Probleme und Knappheiten nur mit der heute bekannten Technik lösen kann. Allfällige künftige Entdeckungen sind Hoffungen.

Widerspüchlich und für uns unverständlich ist, dass die MeinungsführerInnen den Verbrauch noch steigern wollen, obwohl die Vorräte abnehmen und der Klimawandel zunimmt, beide weil man das Wirtschaftswachstum fördert. Eine sogenannte "Entkoppelung von Ressourcenverbrauch und Wachstum" ist illusorisch.

Man vergleiche auch, zum Beispiel: "Tatsache ist aber, dass in vielen Ländern die Vorkommen zu Neige gehen. Verbrieft ist das beispielsweise für Norwegen, Grossbritannien und Mexiko. Einen ähnlichen Verdacht hegt man für Russland. Und sogar Saudi-Arabien produziere am Limit, heisst es."

Helmut Lubbers ... 25 Mai 2008
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