ecostory 91/2007
Sonnenblumenkerne Mitte 2007:
"Produkt aus biologischer Landwirtschaft" - "Herkunft: China"

Startseite | Klima | Bevölkerung | Nachhaltigkeit | Wachstumstafel | zurück

Bio - Was und wem kann man vertrauen?

Vor einer Woche schrieb Der Spiegel einen langen und detaillierten Artikel über Nahrungsmittel aus biologischer Landwirtschaft und die Mängel bei der Gewährleistung.

Seit "Bio" im Trend liegt werden die Körnliesser und die Sandalierten nicht mehr nur verspottet. Nun kann man auch Geld an Ihnen verdienen. Gutes Geld, weil die ja Geld genug haben.

Da wird es verführerisch, nicht so genau hinzuschauen und dann Bio anzuschreiben, scheint es.

Da schaute ich etwas genauer auf die Verpackung meiner Bio-Sonnenblumenkernen. Und siehe da: Herkunft China.

Na gut, dachte ich, noch kein Mann über Bord. Die Ware wird sicher zertifiziert sein. Aber nee, ich kann nirgends einen Vermerk über die Kontrollinstanz finden.

Oder doch, nun, beim Scannen der Bilder entdecke ich den Vermerk: "Unabhängige Kontrolle; Zertifizierung bio.inspecta".


Ob die Landschaft in China mit dem Bild auf der Verpackung übereinstimmt?

Im Spiegel stand folgendes (S. 36):
    "Der Schweizer Bächi von der Schweizer Kontrollstelle IMO beispielsweise kontrolliert seit zehn Jahren Biogetreide, -soja, -gemüse und -meeresfrüchte in China. Das schwierigste dort? "Dass nach unserem Realitätsverständnis nichts stimmt", sagt Bächi. "Die Chinesen unterschreiben Ihnen alles. Das Problem ist, herauszufinden, was wirklich ist." (Der Spiegel, Nummer 36/2006 vom 3. Sept 2007, S. 24-40)
Soll ich nun bei der Kontrollstelle nachfragen, wie das konkret in China bei den Sonnenblumenkernen aussieht? (Vergleichen Sie auch Umweltbilanz.)

  • "bio.inspecta garantiert Glaubwürdigkeit von Bio-Produkten" bio.inspecta Ackerstrasse Postfach CH-5070 Frick Tel.++41 (0) 62 865 63 00 Fax ++41 (0) 62 865 63 01 admin @ bio - inspecta . ch (bio.inspecta: National Organic Program (NOP)-Akkreditierung )
  • Der Spiegel
  • bio.inspecta Normen Schweiz und Akkreditierungen international
  • IMO ; IMO Institut für Marktökologie GmbH DE-005-Ökokontrollstelle Postfach 10 09 34 DE-78409 Konstanz phone +49-(0)7531-81301-0 fax: +49-(0)7531-81301-29 e-mail: imod @ imo . ch )
  • Bionetz.ch - Landwirtschaftliche Produktion: Zertifizierung
  • MIGROS Das Bio-Programm der Migros fördert eine naturnahe, nachhaltige Landwirtschaft. Sämtliche inländischen Bio-Produkte der Migros stammen von Betrieben, die nach den Richtlinien der Schweizerischen Vereinigung für Biologischen Landbau (Bio Suisse) produzieren. Bio-Produkte werden ohne chemische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger hergestellt. Flugtransporte und Gentechnologie sind strikt verboten.
    Unabhängige Kontrollen: In der Schweiz: bio.inspecta AG. Für Produkte aus dem Ausland sind die von Bio Suisse anerkannten Organisationen verantwortlich.
  • www.bio-suisse.ch: "Nur Betriebe, die vollständig biologisch produzieren, dürfen die Knospe tragen.sich mit der Knospe schmücken. Die Knospe zu tragen, das heisst, den ganzen biologischen Kreislauf zu garantieren - Bio, ganz oder gar nicht." Im Detail: "DIE KNOSPE DEKLARIERT DIE HERKUNFT DER PRODUKTE: BIO SUISSE KNOSPE Mindestens 90 % der Rohstoffe müssen aus der Schweiz stammen. BIO KNOSPE Über 10 % der Rohstoffe sind importiert, diese unterliegen gleichwertigen Richtlinien und Kontrollen."
  • "SOS Safeguard Organic Standards - After 35 years of hard work, the US organic community has built a multi-billion dollar alternative to industrial agriculture. Now large corporations, aided and abetted by the USDA and members of Congress, are moving to lower organic standardS and seize control. For the sake of the earth and our health we must stop them."
  • The national Organic Program - the USDA's "organics". Generally more "business-friendly" and critiqued by organic consumers.
    Ich werde nach wie vor Bio kaufen, wenn ich kann. Dabei versuche ich lokal produzierte Ware zu bekommen.
    Bei vielen Lebensmitteln hat man gar keine Wahl, auch weil man nicht weiss, welche Zutaten bei der Herstellung verwendet wurden. Demnach ist Bio immer noch besser als kein Bio, denke ich.

    Helmut Lubbers 14.09.2007
  • home | Stichwörter a-z | ecostory | Ihre Meinung
    ecoglobe seit 1997
    7914-7915
    Email an bio inspecta und biosuisse vom 15.9.2007:

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich blicke immer weniger durch, seitdem ich gestern diese Seite schrieb: http://ecoglobe.ch/food/d/sonn7914.htm

    Hoffentlich können Sie in einigen Punkten helfen.

    Auf der Migrosseite steht:
    "Unabhängige Kontrollen: In der Schweiz: bio.inspecta AG. Für Produkte aus dem Ausland sind die von Bio Suisse anerkannten Organisationen verantwortlich."
    ( http://www.migros.ch/DE/Ueber_die_Migros/Nachhaltigkeit/Produkte_Labels/Engagement_Labels/Seiten/Bio.aspx )

    Welche internationale Organisationen hat Bio Suisse anerkannt?
    Und welche davon ist für Landwirtschaftliche Produkte aus China zuständig?

    Auf der Sonnenblumenkernenpackung steht:
    "Unabhängige Kontrolle; Zertifizierung bio.inspecta" ( http://ecoglobe.ch/food/d/sonn7914.htm )

    Bio Inspecta schreibt:
    "Die bio.inspecta ist International wie folgt akkreditiert:
    Richtlinien EUREPGAP (Option 1: Einzelerzeuger)
    National Programme for Organic Production of the Government of India
    Conseil des Appelations Agroalimentaires du Quebec
    NOP - The National Organic Program"
    ( http://www.bio-inspecta.ch/cms/front_content.php?idcat=53 )

    Ich finde keinen Hinweis auf China.

    Das ganze kam bei mir ins Rollen nach dem Spiegel Artikel von letzter Woche.

    Das man in den USA genau aufpassen muss, wusste ich schon lange. Man vergleiche die Meldungen der http://www.organicconsumers.org/sos.cfm .
    Das auch in Europa betrogen wird, war mir nicht bewusst.

    Wie werden meine Sonnenblumenkernen der Migros aus China inspektiert?
    Wer ist verantwortlich und wie sind die Richtlinien?
    Wie "Bio" sind meine Migros-Sonnenblumenkerne aus China wirklich?
    (Siehe Produktangaben hier: sk-data-c-800.jpg .)

    Mit Dank und freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers

    --
    Helmut Lubbers, BE DipEcol MSocSc

    ecoglobe - ecology discovery foundation
    +41 22 3212320 helmut@ecoglobe.ch
    http://ecoglobe.ch/motivation/e/answ7710.htm

    Zum Vergleich:

    UMWELTBILANZ

    Bio-Äpfel vom Ende der Welt - eine Ökosauerei? Von Max Rauner und Jens Uehlecke

    Deutschland im Biorausch: Supermarktkunden greifen immer häufiger zu Obst und Gemüse mit grünem Siegel. Um diesen Hunger zu stillen, werden Biofrüchte aus Übersee importiert - aus Chile, Südafrika, Neuseeland. Ein Ökosündenfall? Der Vergleich mit heimischem Obst überrascht. [...]

    Quelle: Der Spiegel (Urheberrechte)

    Texte der Fotostrecke vom 11.06.2007:

    Bio-Äpfel (in Berlin): Supermarktkunden greifen immer häufiger zu Obst und Gemüse mit dem grünen Siegel - Großhändler müssen Nachschub aus Übersee importieren. Bio-Kartoffeln werden aus Ägypten, ökologisch angebaute Äpfel beispielsweise aus Südafrika oder Neuseeland importiert

    Containerschiff (in Bremerhaven): Der Gütertransport auf dem Seeweg hat den Import von Obst und Gemüse aus fernen Weltgegenden drastisch verbilligt, (das Foto zeigt das mit 13.000 Containerplätzen derzeit größte Containerschiff der Welt, die "Emma Maersk") und er ist in der Energiebilanz nicht zwangsläufig drastisch schlechter. Nur Obst, das per Flugzeug angeliefert wird, ist im Vergleich zu heimischen Früchten ein echter Klimakiller

    Neuseeland: Apfelbauer Carl Fairey beißt in eine seiner Früchte. Obst vom anderern Ende der Welt muss nicht automatisch eine drastisch schlechtere Ökobilanz haben. Wieviel Energie pro Stück Obst verbraucht wird, ...

    ... hängt im wesentlichen von der Jahreszeit des Verzehrs ab. Im Frühling und Sommer sind Äpfel aus deutscher Ernte (hier eine Apfel-Plantage im Alten Land bei Hamburg) den Importfrüchten ökologisch kaum noch überlegen - weil sie monatelang in Kühlhäuser gelagert werden müssen

    Pestizid-Einsatz: Über 250 Wirkstoffe sind als Pflanzenschutzmittel in Deutschland zugelassen. Die erlaubten Höchstmengen auf Lebensmitteln werden aus Tierversuchen abgeleitet. Nach dem Stand der Forschung sind die aufgenommenen Mengen selbst bei lebenslangem Verzehr unbedenklich. Es gibt aber ein Restrisiko. Wer das ausschließen will, kauft Bioprodukte

    Großmarkt (in Hamburg): Die Herkunft allein sagt noch nichts darüber aus, wieviel Energie für Herstellung, Tranport und Lagerung aufgewendet wurde. Spanische Tomaten sind im Winter ökologischer als Tomaten aus dem beheizten Gewächshaus in Holland

    Urheberrechte: Beim Spiegelverlag. Wir reproduzieren diesen Artikel ohne Gewinnabsicht, nur zu wissenschaftlichen Zwecken.
    Fair Use Notice: The material on this site is provided for educational and informational purposes. It may contain copyrighted material the use of which has not always been specifically authorized by the copyright owner. It is being made available in an effort to advance the understanding of scientific, environmental, economic, social justice and human rights issues etc. It is believed that this constitutes a 'fair use' of any such copyrighted material as provided for in section 107 of the US Copyright Law. In accordance with Title 17 U.S.C. Section 107, the material on this site is distributed without profit to those who have an interest in using the included information for research and educational purposes. If you wish to use copyrighted material from this site for purposes of your own that go beyond 'fair use', you must obtain permission from the copyright owner. The information on this site does not constitute legal or technical advice.