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Zur Wachstumsansprache von Frau Bundesrätin Doris Leuthard in Engelberg
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Brief an Frau Bundesrätin Doris Leuthard:
ecology discovery foundation - ecoglobe
Helmut E. Lubbers
BE MsocSc DipEcol
14 Boulevard Carl-Vogt
CH-1205 Genève / Genf
Schweiz/Suisse/Svizzera
Tel./tél. +41-22-3212320
helmutecoglobe.ch
www.ecoglobe.org
www.ecoglobe.ch

 
Genève/Genf, 24 October 2008

Lu/rs/wtol8o24







Wachstum, Ihre Ansprache vom 17.10.2008
ecoglobe, 14 bd. Carl-Vogt, CH-1205 Genève
Frau Bundesrätin
Doris Leuthard
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD
Bundeshaus Ost
CH-3003 Bern
Sehr geehrte Frau Bundesrätin,

bei einer Begegnung in Genf versprach ich, Ihnen meine Frage schriftlich zu stellen. In diesem Sinne und zum gleichenThema möchte ich nun Bezug nehmen auf Ihren Vortrag in Engelberg, worin Sie u.a. sagten:

"Nur mit nachhaltigem Wachstum können wir sicherstellen, dass beispielsweise unser Boden innert 20 Jahren nicht verbaut ist oder in der Klimapolitik die nötigen Massnahmen getroffen sind."

Dazu muss angemerkt werden, dass "nachhaltiges" Wachstum unmöglich ist. Gleichermassen gibt es kein "entkoppeltes", "ökologisch tragbares", "immaterielles" oder irgendein "anderes", "grünes", Wachstum.

Wirtschaftswachstum wird nämlich in Geldeinheiten BIP gemessen, die immer Materialverbrauch ensprechen. Nachhaltigkeit bedeutet, dass man sehr lange unverändert weiterfahren kann. Alles Wachstum stösst an Grenzen und kann deshalb nicht nachhaltig bzw. dauerhaft sein.

Sie sagten am Anfang Ihrer Rede ganz richtig: "...wohin unkontrolliertes Wachstum führt: 'In einem Teich wächst eine Lilie jeden Tag auf die doppelte Grösse. Innerhalb von dreissig Tagen bedeckt sie den ganzen Teich. Das Wachstum erscheint so lange nicht als bedrohlich, wie genügend Wasserfläche zu sehen ist; auch am 29. Tag nicht. Die Hälfte des Teichs ist ja noch frei. Am 30. Tag ist der Teich aber zugewachsen.'"

Wir befinden uns tatsächlich am 29. Tag dieser Teichsituation, wahrscheinlich sogar bereits in der letzten Stunde. Wenn die Seerosen sich weiter vermehren ist der Teich zu. Wenn wir weiter wachsen, leeren wir die nichterneuerbaren Rohstofflager der Welt immer schneller. Wir überbauen unser Land bis es keine freien Flächen mehr gibt.

Wachstum erhöht die Klimagasausstösse und fördert den Klimawandel und das Abschmelzen der Gletscher. Es beschleunigt auch den Abbau nichterneuerbarer Ressourcen, wie Mineralien, Boden und Natur, welche bereits weit über Gebühr verbraucht werden, durch Bevölkerungsdichte und hohen Prokopfkonsum.

Das kann nur in eine Katastrophe enden, wenn Rohstoffmängel und die Folgen von Wetterextremen zusammentreffen. Deshalb müssen wir sofort das Wachstumsziel aufgeben und anfangen, unseren Verbrauch zu verringern und unsere Wirtschaft dementsprechend anders zu gestalten - langsamer, lokaler und mit langlebigeren Produkten. Technologie und Hoffnung können keine aufgebrauchten Rohstoffe ersetzen.

Wirtschaftswachstum ist ausserdem eine Politik, die in Widerspruch zu den Geboten der Bundesverfassung steht, der Präambel und verschiedenen Artikeln (2, 73-78, 89, 102, 104, siehe Beilage). Andererseits haben Sie laut Artikel 6 der BV die besondere Pflicht, dazu beizutragen, die Gesetze des Landes umzusetzen.

Ich bitte Sie deshalb ebenso höflich wie eindringlich, Ihre Aufstellung in dieser lebenswichtigen Frage zu ändern. Ich bin mir bewusst, dass meine Bitte direkt ist und vielleicht hart tönt. Die Umwelt und die Natur sind jedoch erbarmungslos. Ohne Ressourcen gibt es kein Überleben.

Ich danke Ihnen höflich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf Ihre Reaktion bzw. Bestätigung.
 



Beilage: Auszug aus der Bundesverfassung -
           www.ecoglobe.ch/initiative/d/verfa-ch.htm
cc:      Seite www.ecoglobe.ch/growth/d/leut8o24.htm

    Helmut E Lubbers
Umweltwissenschaftler




Verknüpfungen:
  • Brief an die KOF wegen des sog."Qualitatitiven Wachstums" und der Effizienzsteigerung
  • ecostory vom 31.5.2007
  • The WTO on "Trading into the Future"
  • WWF-Panda's "Decoupled Growth" and other delusions...
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