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Wachstumsgrenzen im Telekombereich -
am Beispiel der Swisscom
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Carsten Schloter, Chef der Swisscom, war Gast im "Tagesgespräch" vom Schweizer Radio DRS1, am 17. Februar 2011.
Wir suchten und fanden ein Nicht-Managerbild, weil uns die Aussagen am Ende des Gesprächs über das Biken beeindruckt haben.
Das Radio fragte gegen Anfang der Sendung:
[...]
Urs Siegrist: "Das heisst, das ist sozusagen, die Zahlenfassade ist zwar dieselbe, aber innerlich wird die Swisscom eigentlich ständig umgebaut."
[Audio Teilaufnahme ]
Carsten Schloter: "Ständig. Und man kann das auf Jahresbasis herunterbrechen. Jedes Jahr gehen uns im traditionellem Geschäft rund 500 Millionen Umsatz verloren, eine halbe Milliarde! Und jedes Jahr, am ersten Januar, pünklich, fängt es an, nämlich der Kampf, mit neuen Dienstleistungen, mit neuen Kunden, mit Innovationen, diese 500 Millionen zu kompensieren. Und die Swisscom hat eine unglaubliche Stärke dank ihrer Mitarbeitenden, dass es ihnen bisher immer wieder gelungen ist, diese Herausforderung zu packen.
Urs Siegrist: "Sie betonen jetzt natürlich die Herausforderung, wie schwierig das auch ist. Das heisst aber auch, stabil zu sein ist schon eine Leistung. Und wo bleibt denn da das Wachstum!"
Carsten Schloter: "Ja, wissen Sie, Wachstum ist ja aus meiner Sicht, ganz persönlichen Sicht, etwas idealisiert in unserer Gesellschaft. Ja? Idealisiert deshalb, weil wir alle wissen, dass das permanente Wachstum nachhaltig gar nicht möglich ist, dass die limitierten Ressourcen der Erde das gar nicht ermöglichen. Und ich glaube, wenn man als Unternehmen mit 16'500 Mitarbeitenden jedes Jahr in der Schweiz 500 Millionen Neuumsatz macht, dann dürfen die Mitarbeitenden durchaus stolz auf diese Leistung sein und dürfen sie sich nicht in die Ecke stellen lassen von wegen stagnierendem Geschäft und so weiter."
Urs Siegrist: "Das waren jetzt sehr nachhaltige, fast schon etwas grüne Töne für einen Manager."
Carsten Schloter: "Ja. Grün ist das nicht unbedingt. Das ist ja, es reicht ja ein bisschen Einsicht um zu sehen, das ja dieses permanente Wachstum, das ja automatisch auch in eine Multipliklation der Erdbevölkerung mündet, so nicht geht. Ja? Dass wahrscheinlich die Herausforderung der nächsten Jahre mehr etwas mit Umverteilung zu tun hat."
Urs Siegrist: "Man kann natürlich auch sagen, Sie haben Glück, dass Sie in einer Branche arbeiten, wie eben die Telekommunikation, wo sich sozusagen intern dieses Wachstum ständig in der Umwälzung zeigt."
Carsten Schloter: "Das ist richtig. Das ist sicherlich so. Und in dem Sinne ist natürlich die Branche - ich bein jetzt seit gut zwanzig Jahren dort drin in dieser Branche - absolut faszinierend. Denn sie verändert sich nicht nur selbst. Sie verändert auch die Art und Weise, wie Menschen leben, wie sie kommunizieren, die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiten. Schauen Sie zurück. Vor zehn Jahren. Das was wir heute mit dem Email machen, in den Unternehmen, die Information, die wurde auf Postwägelchen gepackt in den Unternehmen und durch die Gänge der Unternehmen gefahren. Das ist erst zehn Jahre her!"
Urs Siegrist: "Man glaubt es kaum. Aber das ist erst zehn Jahre her. Haben Sie eigentlich dem Apple-Chef Steve Jobs schon mal gedankt oder ihm vielleicht zur Genesung - er ist ja krank - eine Karte geschrieben?"
[...]
Urs Siegrist: "Sie haben mit nachhaltigen Argumenten die Sendung begonnen.
Ist das gesund, wenn die Gesellschaft so weiterlebt?" [zurück ]
[Audio Teilaufnahme ]
Carsten Schloter: "Wissen Sie, auch diese Frage [Siegrist dazwischen: "Das ist schwierig."] hat sich jede Generation gestellt in unserer Gesellschaft
Ist diese ganze Veränderung, die wir als Menschen erleben, ist diese denn gesund?
Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass wenn wir diesen Erneuerungsrhythmus nicht hätten, wenn wir diese Pflicht, sich auch selbst zu erneuern hätten, dass das für die Menschen auch intellektuell auch nicht gut wäre."
"Jetzt, sehen Sie, es ist die Entwicklung. Es ist die Entwicklung. Und diese Entwicklung hat die ganze Menschheit begleitet. Stellen sie sich vor, ja, wir würden immer noch irgendwo in dem Höhlenalter leben, ich bin mir nicht sicher, ob wir gesünder leben würden."
Urs Siegrist: "Zu Beginn eines Jahres stellt jeder Radfahrer seinen Kilometrzähler auf Null. Bei wieviel steht er jetzt am 17. Februar bei Ihnen?"
Carsten Schloter: "Der steht immer noch auf Null, obgleich die letzten Tage sehr sehr mild, warm waren. Einfach weil ich im Winter sehr auf Tourenski unterwegs bin."
Urs Siegrist: "Aber unterwegs sind Sie. Und Leistung erbringen, auch sportlich, machen sie gerne."
Carsten Schloter: "Es geht weniger um Leistung. Es geht darum... [Siegrist dazwischen: "Es geht nicht um Leistung, bei Mountainbikefahren 6000 Kilometer im Jahr?!"]
Nein, es geht nicht in erster Linie um Leistung. Es geht in erster Linie um ein Ausgleich durch die Nähe zur Natur. Und ich finde das Velofahren, das Biken, eine unglaublich schöne Art, die Natur zu erleben. Ich finde auch Tourenskien eine unglaublich schöne Art, die Natur zu erleben. Und gleichzeitig hält es halt auch gesund, wenn man schon die ganze Zeit arbeiten muss." [zurück ]
[DRS Tagesgespräch vom 17.2.2011, Teiltranskription von Helmut Lubbers] [top ]
[ecoglobe:] Wir haben überlegt, ob die Wachstumskritik situationsbedingt ist. Wir denken, auf Grund seiner Aussagen über Sport und die Natur, dass die Wachstumskritik zwar gelegen kommt aber auch ehrlich gemeint ist.
Es ist schon eine Besonderheit, wenn ein Manager den Mut hat, öffentlich das Wachstum zu hinterfragen und auf das Bevölkerungswachstum und eine notwendige Umverteilung hinzuweisen. Dementsprechend haben wir Carsten Schloter geschrieben .
Dennoch! Wir verstehen nicht, wieso Umwälzungen als "Wachstum" bezeichnet werden. Hier wird wahrscheinlich wieder einmal "Wachstum" mit "Arbeitsplätze" gleichgesetzt, ohne dass die Betroffenen sich dessen bewusst sind.
Doch was wäre, wenn diese Umwälzungen in der Kommunikation nicht stattgefunden hätten? Wären wir unglücklicher gewesen? Nein! Denn wir konnten ja gar nicht wissen, was diese Telekomm-Entwicklungen alles mit sich bringen. Das Glück und die Zufriedenheit findet man ja bekanntlich im täglichen freundlichen und liebevollen Umgang mit einander, gutes Essen, eine gutes Bett und Zuhause. Die schnellen Autos, Videos und sonstige Nervenkitzel sind da nur flüchtige Krücken.
"Entwicklung" ist dasselbe wie Wachstum. Die Höhlenmenschen waren aller Wahrscheinlichkeit nach gesünder als wir, die durch unsere eigenen Lebensweisen und Abfälle immer kranker werden, viel länger pro Tag arbeiten müssen, und die nun um unsere Nachhaltigkeit bangen.
Auch brauchen diese ständigen Änderungen immer mehr Ressourcen, die nichterneuerbar sind und also später unseren Kindern fehlen werden.
Die Umwälzungen schaffen zwar Arbeit.
Aber ganz grundsätzlich sind Arbeitsplätze kein gültiges Argument, immer mehr und schneller unsere Ressourcen unwiederbringlich abzubauen.
Das versteht tragischerweise sozusagen niemand.
Es gilt absolut, dass die Arbeit dann fertig sein wird, wenn es keine Ressourcen und keinen Platz mehr gibt. Und dann wird es auch keine Menschen mehr geben.
Das ist die Richtung unserer Gesellschaft, dank der unermüdlichen Anstrengungen der Führung in Wirtschaft, Politik und der Zunft der Ökonomen. Instandgehalten durch die HOT-Menschen.
Dieses ist unser Szenario: "Kannst Du mich hören?"
"Zum Glück"(?) wird unser Wachstum bald stoppen - und in Schrumpfung umkehren - in den kurz bevorstehenden Zeiten nach dem Erdölf&ördermaximum . [zurück top ]
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Brief an Carsten Schloter: 
ecoglobe.ch
Helmut E. Lubbers
BE MsocSc DipEcol
14 Boulevard Carl-Vogt
CH-1205 Genève / Genf
Schweiz/Suisse/Svizzera
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 helmut ecoglobe.ch
www.ecoglobe.org
www.ecoglobe.ch
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Genève/Genf, 22 Februar 2011
Lu/rs/scom1222
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ecoglobe, 14 bd. Carl-Vogt, CH-1205 Genève
Herrn Carsten Schloter,
Swisscom (Schweiz) AG
Postfach
CH-3050 Bern, Schweiz
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Ihre Aussagen zu Wachstum und Bevölkerung im DRS Tagesgespräch vom 17.2.2011
Sehr geehrter Herr Schloter,
Ihre Aussagen haben Seltenheitswert, für einen Wirtschaftsführer!
Ich möchte Herrn Siegrist und Ihnen herzlich danken für die Fragen und die Antworten.
Anbei erhalten Sie einen Ausdruck der betreffenden ecostory "Wachstumsgrenzen im Telekombereich - am Bespiel der Swisscom."
Darf ich Ihnen die darin aufgeworfene Frage persönlich vorlegen, ob Ihre Wachstumskritik vielleicht auch situationsbedingt ist?
Können Sie sich vorstellen, diese Wachstumskritik auch weiterhin öffentlich zu vertreten und damit zur dringend notwendigen Umkehr in der Politik beizutragen?
Was meinen Sie?
Mit Dank im Voraus für Ihre Rückäusserung und
Beilage: Ausdruck Seite
www.ecoglobe.ch/growth/d/scom1217.htm
Kopie: Herrn Urs Siegrist, DRS, Zürich
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mit freundlichen Grüssen,
Helmut E Lubbers
[Unterschrift]
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