ecostory 64-2007
Weihnachten und Wirtschaftswachstum

(zurück - retour)

Brief an den Herrn Direktor einer Supermarktkette

Genf, 3 Juli 2007

Weihnachten und Wirtschaftswachstum

Sehr geehrter Herr...,

anbei sende ich Ihnen einen Weihnachtsmann, den ich nach Weihnachten 2006 mit 50 Prozent Rabatt [...] erstand. Ich hoffe, dass er, samt diesen Zeilen, Sie persönlich erreicht und nicht im Sieb einer Abteilung hängen bleibt.

Wenn sie damit Ihren Weihnachtsbaum schmücken, spüren Sie die scharfen Kanten der Metallteile. Dann stellen Sie sich vor, welche Hände sich in welchen chinesischen Fabriken daran Wund arbeiten. Sind es vielleicht die Hände junger Frauen, die sieben Tage in der Woche 12 bis 14 Stunden pro Tag arbeiten, gegen einen Tiefstverdienst? Oder sind es gar Zwangsarbeiter in chinesischen Gefängnissen? Ich kann die Umstände nur vermuten. Aber die Berichte in den Medien lassen nichts gutes ahnen, insbesondere auch nach den letzten Meldungen über Sklavenarbeit in chinesisichen Ziegeleien. Ich vermute, jene Berichte sind nur der Gipfel eines Eisberges. Zwar können wir Schmuck und vieles mehr billig kaufen aber das menschliche Leiden, das damit verbunden ist, begleitet uns in den schön geschmückten Christbaum.

Das ist die eine Seite der Produktionsauslagerung ins billigste Ausland. Die andere Seite ist der Umweltschaden, der mit dem rücksichtslosen Wirtschaftswachstum einhergeht, das dort durch unsere Globalisierung ermöglicht wird. Dem Wachstum wird alles untergeordnet. Berichte über Luftverschmutzung, Wüstenbildung, Wassermangel u.s.w. sind an der Tagesordnung.

Beide Seiten zusammen sind Teil unseres unablässigen Strebens nach Mehr. Die Wirtschaftstheoretiker sagen, der Mensch habe nie genug. Die Politik folgt diesem Leitbild und fordert stetig weiteres Wachstum, dies obwohl die Welt ihre nichterneuerbaren Rohstoffe bereits bei den jetzigen Produktionsmengen in hohem Tempo aufbraucht. Dabei werden Umwelt samt Klima bleibende Schäden zugefügt. Wirtschaftswachstum erhöht erst noch die Geschwindigkeit des Ressourcenabbaus.

Auch wenn wir vielleicht noch einige Jahrzehnte so weiterfahren können, ist doch das Ende in Sicht. Im Vergleich zu den 100.000 Jahren, die der Mensch schon gelebt hat, ist die Zukunft erschreckend kurz. Etwa eine Milliarde Menschen gab's um 1850. Heute sind's 6,6 Milliarden und morgen sollen es 8 oder 9 Milliarden sein, bei einem Prokopfverbrauch, der ein vielfaches dessen unserer Vorfahren ist. Die verfügbaren Rohstoffmengen und der Lebensraum werden immer weniger. Die Erde ist ywar physisch gleich gross geblieben. Aber sie wird durch diese Entwicklung relativ immer kleiner.

Nur rethorisch ist demnach ist die Frage, was wir machen müssen, damit unsere eigenen Kinder morgen noch eine lebensfähige Welt haben werden. Wir müssen reduzieren statt wachsen. Da spielen da die Verteilung des Wohlstandes und die ungleichen Arbeitsbedingungen keine Rolle. Die Erde, die Luft und die Natur kennen keine Grenzen. Es ist die gesamte Belastung des Planeten durch die Menschheit, die zählt.

Ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr [...], für Ihre Aufmerksamkeit und ich freue mich auf Ihre Rückäusserung.

Mit freundlichen Grüssen,

Beilagen: Weinachtsmann, Webseiten
http://www.ecoglobe.ch/sustain/e/club7117.htm"
und http://www.ecoglobe.ch/economics/d/chin6d29.htm"
Antwort des Grossverteilers, datiert vom 27.07.2007
  • Brief an die KOF über Nachhaltigkeit und Wachstum
  • ecostory vom 31.5.2007

    ecoglobe Wirtschaft | votre réaction

  • home | a-z site map | schreiben Sie schreiben um zu ändern... Halt  | ecostory | Ihre Rückmeldung
    zurück - retour - backréalité ecoglobe seit 1997
    7801