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"The Fog of War" - Die Gefahr der Atomwaffen
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Das schweizer Radio DRS schreibt zu ihrem Anzeige zu dieser Reportage von Ruedi Mäder vom 1. Mai 2005:
"Wer an die Möglichkeit eines neuen Terror-Anschlags in den USA denkt, hat ein Horrorszenario vor Augen: Terroristen könnten in den Besitz von Atombomben gelangen und diese in den Vereinigten Staaten zur Explosion bringen. Der frühere US-Verteidigungsminister Robert McNamara, der während der Kubakrise von 1962 aus nächster Nähe miterlebte, wie die Welt an den Rand eines totalen Atomkriegs geriet, warnt heute umgekehrt, auch die amerikanische Atomwaffen-Politik sei verantwortungslos."

Bombenzahl 2003, nombres des bombes 2003, numbre of bombs 2003Hiroshima nach der Bombe, 1945 - 200.000 Menschen starben, die meisten auf grausamste Weise an den Spätfolgen.

Hiroshima 1945, après la bombe - 200'000 hommes, femmes et enfants sont morts, la plupart par les effets ultérieurs, d'une façon la plus cruelle.

Robert McNamara, heute 88-jährig, hat sich mit dem Film "The Fog of War" in der politischen Diskussion zurückgemeldet. Der Verteidigungsminister von John F. Kennedy, der während der Kubakrise eine entscheidende Rolle spielte und später für den Vietnamkrieg mitverantwortlich war, gesteht darin Fehler ein und scheint von Selbstzweifeln geplagt. Seine These: im Krieg sei die Sicht von Politikern und Generälen getrübt. Es gebe so etwas wie einen Gefechtsnebel oder besser Kriegsnebel.

"There's a wonderful phrase - The Fog of War." Dieser Ausdruck meine, Krieg sei so Komplex, dass der menschliche Geist gar nicht alle Variablen erfassen könne. Rationale Menschen würden, oft unter falschen Annahmen, Entscheide treffen, die zum Tod von zehntausenden oder gar hunderttausenden von Menschen führen könnten. McNamara wurde vor allem durch die Kubakrise in 1962 geprägt. Der 88-Jährige, der von Journalisten damals als arrogant und tyrannisch beschrieben wurde, warf vor mehr als vierzig Jahren einen Blick in den nuklearen Abgrund. Er weiss und kann nicht vergessen, wie nahe die Welt damals dem totalen Atomkrieg gekommen ist.

"I want to say - and this is very important, at the end we lucked out. It was luck! that preveted nuclear war. We came that close! to nuclear war at the end." Es sei reines Glück gewesen, das einen Atomkrieg verhindert habe. Die Welt sei damals der atomaren Verwüstung so! nahe gekommen. Kaum haben sich die Wellen die der Film aufwarf, etwas geglättet, tritt McNamara erneut an die Öffentlichkeit. Im Centre for American Progress in Washington erhebt er warnend seine Stimme und kritisiert die Regierung Bush dafür, wie sie mit Atomwaffen umgeht.

"I would characterize the US nuclear force structure and war plans today as immoral, illegal, militarily unnecessary, very very dangerous, and destructive of the non-proliferation regime. Amerika's heutige nukleare Kriegspläne seien überholt. Sie seien unmoralisch, illegal, militarisch nutzlos und gefährlich. Sie gefährdeten das Prinzip der Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen. Der Hintergrund: Die Regierung Bush wil für die Modernisierung von Atomwaffen und für die Entwicklung von neuen nuklearen Sprengköpfen mehr Geld ausgeben als die Regierungen vor ihr.

Vor allem, sie plant die Entwicklung von neuen kleinen Atomwaffen, sogenannten Bunkerbrecherbomben. Diese neuen Bombern dienen nicht zur Abschreckung sondern sie sind Erstschlagwaffen. Sie würden bei einem vorbeugenden Angriff gegen Nuklearanlagen eines Gegners unter dem Boden oder gegen unterirdische Kommandozentralen eingesetzt. Damit, so McNamara, werde die grenze zwischen nukleare und nicht-nukleare Kriegsführung verwischt. Sein Land signalisiere damit der Welt, es sei für die eigene Sicherheit wichtig, Atomwaffen zu besitzen. Grosse Sorgen machen McNamara aber auch die zweitausend strategischen Atomwaffen, die auch heute noch, wie im kalten Krieg, auf höchster Stufe einsatzbereit sind. Das müsse man ändern. Es sei doch Wahnsinn, zweitausend strategische Waffen ständig in höchster Einsatzbereitschaft zu halten.

"The first is to remove the two thousend weapons we have on hairtrigger alert for the lurk. It's insane, and very very dangerous." Die Gefahr eines Unfalls oder eines irrtümlichen Abschüsses sei enorm. Die USA brauchten doch nicht zweitausend Raketen oder Atomwaffen in höchster Alarmbereitschaft zur Abschreckung. Und dann erinnert sich McNamara erneut an jenen Sonntag, am 21. Oktober 1962, an dem Präsident Kenndy den Entscheid Ja oder Nein über einen amerikanischen Angriff auf Kuba fällen musste.

"I was in the room, on Sunday, October 21st, the Oval Room in the family quarters of the White House. It was the day that Kenndy was going to decide whether to move, start an attack on ..." Von den Anwesenden im Raum hätten neun für einen Angriff gestimmt, acht dagegen. Da habe Kenndy General Sweeney gefragt, ob er garantieren könne, dass bei einem Luftangriff alle sovjetischen Raketen auf Kuba zerstört würden. Dann zitiert McNamara Sweeney:

"Mr. President. We have the finest Airforce in the world. Nobody can do what we can do. We've practiced this. We know!" "Herr Präsident, wir haben die beste Luftwaffe der Welt", habe Sweeney gesagt. "Wir haben das trainiert. Niemand kann das, was wir können. Aber kann ich garantieren, dass nicht ein, zwei oder fünf Raketen unversehrt bleiben? Nein", habe Sweeney gesagt. Und das habe zur Abschreckung genügt. Welcher Präsident würde sein Volk eine, zwei oder fünf Atombomben aussetzen.

"What president would expose his people to one, two or five nuclear weapons? You don't need six thousand strategic weapons deployed and two thousand on hairtrigger alert. It's insane! Sechtausend strategische Atomwaffen, davon zweitausend in höchster Alarmbereitschaft, dasss sei doch Wahnsinn. Den Begriff Wahnsinn braucht McNamara immer wieder. Er, der die Verantwortung für den Tod von hunderdtausenden Menschen in Vietnam mitträgt, wird umgetrieben von einem noch viel apokalytischeren Vision. Die Amerikaner behaupteten, sie würden Atomwaffen nicht gegen Zivilisten einsetzen, sagt McNamara.

"We say we do not target civilians. And in the literal sense that's true. But one time I was told..." Dem Buchstaben nach sei das wahr, aber die USA zielten mit zweihunderd Atomwaffen auf Moskau. Wie in Gottes Namen könne man zweihunderd Atombomben auf Moskau schiessen, ohne Zivilisten zu töten.

"How in God's name can you detonate two hundred nuclear weapons on Moscow without killing civilians! Die USA setzten die falschen Zeichen. Sie gäben immer mehr Geld für Entwicklung neuer Atomwaffen aus und immer weniger zur Sicherung alter Waffen in der Sovietunion. Der Bau des Raketenabwehrschirms drohe ein neues Wettrüsten auszulösen. Russland und China würden gezwungen, nuklear aufzurüsten. Das Fazit von Robert McNamara könnte erschütternder nicht sein. Er sei überzeugt, es gebe eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Kombination von manschlicher Fehlbarkeit und Atomwaffen zum Einsatz dieser Waffebn führe.

"There is - I would say - a hundred per cent certainty that the indefinite combination of human fallability and nuclear weapons will lead to their use." Atomwaffen seien so gefährlich, dass ihre Zahl reduziert und ihre Verwendung eingeschränkt werden müsse, und zwar für jedermann. Atomwaffen selbst stellten bereits eine Gefahr dar, unabhängig davon, wer sie besitze. Davon ist McNamara überzeugt. Die Regierung Bush jedoch teils diese Einschätzung nicht. Sie glaubt, es gehe nur darum, zu verhindern, dass Atomwaffen in die falschen Hände fallen. Für Robert McNamara ist das ein fataler Irrtum. Ein Irrtum, der in die Katastrophe führen könnte.

Transkription vom Tondokument: Helmut Lubbers
Bombenzahl 2003, nombres des bombes 2003, numbre of bombs 2003
Wir haben den Film gesehen. Zwei Begebnisse hinterliessen den tiefsten Eindruck.
  • Erstens, wie Kriegsführung eine kaltblütige Abwägung ist von (zu erwartenden) Opfern an Menschenleben gegen erwartete Gewinne.
  • Zweitens - aber weit wichtiger - hat McNamara erklärt, was wesentlich dazu beigetragen hat, dass man damals den richtigen Entscheid getroffen hatte, Kuba nicht anzugreifen.
    Der damalige Ambassadeur der USA in Moskau habe den russischen Staatschef Chrutschow persönlich gekannt und seine Beweggründe und Denkart richtig eingeschätzt. Bei Vietnam war dies nicht der Fall und die Amerikaner hätten nicht verstanden, dass sie als kolonialistische Nachfolger in den Fusstapfen von Frankreich gesehen wurden und die Vietnamesen darum bereit waren, die höchsten Opfer auf sich zu nehmen.

    Wir sind natürlich darin voll mit Mr. McNamara einverstanden, dass Atomwaffen verantwortungslos sind. ecoglobe bekennt sich zur keiner politischen couleur. Aber atomare Waffen, wie auch die Granaten mit sogenanntem "abgereichertem" Uran, sind eine Gefahr wegen der radioaktiven Verstrahlung der Umwelt.
    Die Atombewaffnung und neuerliche Aufrüstung ist verantwortungslos. Es ist die Ausgeburt eines skrupulosen Machtdenkens, das meint, einen Atomkrieg könne man "gewinnen", auch wenn dabei weite Gebiete und vielleicht die ganze Erde strahlenverseucht und unbewohnbar werden.

    The Spirit of Hiroshima | "abgereichertes" Uran | Ihre Reaktion

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