Eine Schweizer Premiere im Kanton Waadt: Ab dem 1. Januar 2006 ist der Verkauf von Tabak an Jugendliche unter 18 Jahren verboten - ein Sylvestergeschenk an die Tabakindustrie
Der Grosse Rat Waadt hatte es im Mai
beschlossen: Kein Minderjähriger soll mehr einfach an eine Zigarette kommen.
[sda]
Die Gewerbepolizei verteilte seither Anzeigen und Aufkleber, um die Tabakläden
ebenso wie die Konsumentinnen und Konsumenten auf die Massnahme aufmerksam zu machen.
Verkäufer, die sich nicht an das Verbot halten, können mit bis zu 20 000
Franken gebüsst werden.
So spektakulär die Massnahme auf dem Papier klingt: In der Praxis dürfte
sie pragmatisch umgesetzt werden. Die Behörden führen nach Neujahr keine
systematischen Kontrollen des Zigarettenverkaufs durch.
"Es ist ein Prozess", meint Philippe Sordet, Chef der kantonalen Abteilung
für Wirtschaft und Tourismus. Das Verbot müsse begleitet werden von Informationsmassnahmen
und der Warnung an Gesetzesbrecher. "Im Wiederholungsfall müssen die Sanktionen
angewendet werden", macht Sordet klar.
Die Gewerbepolizei ihrerseits zählt "auf den guten Willen der Leute",
wie ihr Chef Alain Jeanmonod sagt. Er räumt ein, dass er nur zwei Polizisten
für die Kontrolle zu Verfügung habe. "Tabak nicht an Minderjährige
zu verkaufen, wird zu Gewohnheit werden", sagt er.
Zu Diskussionen zwischen Behörden und Ladenbesitzern geführt hat das Thema
Zigarettenautomaten. Die Leiterin der Waadtländer Volkswirtschaftsdirektion,
Jacqueline Maurer-Mayor, hat den Geschäften vor kurzem eine First von bis zu
einem Jahr eingeräumt, um die Automaten umzurüsten.
Die Waadt ist zwar der erste Kanton, der ein Tabakverbot für Minderjährige
in die Tat umsetzt. Doch laufen ähnliche Bestrebungen in mehreren anderen Kantonen,
etwa in den beiden Basel, in Zürich, Bern, Luzern, Solothurn, Zug, Thurgau und
im Graubünden.
Der Waadt ist der Kanton mit dem Hauptsitz des grössten Tabak-Mutinationals. Ein Verkaufsverbot ist ein Etappensieg für die Industrie, welche alles tut um sich als "respektabel darzustellen.
Die Todesindustrie weiss, dass
- erstens ein Verbot nicht durchsetzbar ist
und
- zweitens Verbote für Jugendliche die beste Methode sind um das Verbotene attraktiv zu machen.
Unsere Behörden jedoch scheinen da nichts zu verstehen. Oder es gibt andere Gründe.
Wie die Unterscheidung zwischen jung und alt der Zigarettenindustrie bestens passt -(10.3.2004)
Die Lust des Verbietens - Man fordert Rauch- und Verkaufsverbote an Jugendliche - auch in Deutschland (2004)
ecoglobe - Rauchseiten
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