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Introduction Links: Gigatonnen aus der Atmosphäre in die MeereSeit Beginn des industriellen Zeitalters haben
wir Menschen durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, durch
Zementherstellung, Landwirtschaft und Entwaldung die Konzentration von
Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre um über ein Drittel
von 280 auf 380 ppm (Teile pro Million) hochgetrieben. Bis in hundert
Jahren wird mit einer Vervierfachung gerechnet.*)
Nie in den letzten
420'000 Jahren - und wahrscheinlich bis hundert Millionen Jahre davor -
war die Konzentration so hoch, und heute ist der Anstieg
rasant. Was geschieht dann im Meer ?Die physikalischen und chemischen Vorgänge sind noch recht einfach
zu überblicken, und daraus lassen sich schon Schlüsse ziehen. Unendlich
komplexer und noch kaum erforscht sind die Einflüsse auf die
Meeresbiologie und über die Rückwirkungen auf die Lebensbedingungen
der Menschen weiss man noch weniger. CO2 wird umgewandeltIn Meereswasser aufgelöst reagiert das CO2 mit dem Wasser, positiv geladene Wasserstoff-Ionen H+ entstehen und damit sinkt der pH-Wert. "pH" ist die Abkürzung für den lateinischen Begriff "potentia hydrogenii" und bedeutet Wasserstoff-Ionenkonzentration. Eine pH-Stufe nach unten bedeutet eine Verzehnfachung der H+-Konzentration. ![]() Grafik aus: http://members.aon.at/stuhli/3-ph.html Aquarienbesitzern ist diese Thematik bestens vertraut, sie müssen den Säuregrad ihres Wassers durch Steuerung des CO2-Haushalts sorgfältig im Griff halten, siehe zum Beispiel bei der Aquaristik-Hilfe. Der natürliche pH-Wert der höheren Schichten der Ozeane liegt um den Wert 8,2 mit Schwankungen um 0,3 nach oben oder nach unten. Seit Beginn der Industrialisierung ist der pH-Wert der Ozeane um rund 0,1 gesunken, 30 % mehr H+-Ionen sind für diese Verschiebung nach unten verantwortlich. Bis 2100 wird mit einer Säuerung um weitere 0,2 bis 0,4 gerechnet, also bis zu einer Verdreifachung des Wasserstoff-Ionen-Gehalts. Auch wenn wir heute aufhörten, CO2 zu produzieren, das dann vom Meer aufgenommen wird, würde es immer noch Zehntausende Jahre dauern bis die Ozeane in den Zustand vor Beginn des Industriezeitalters zurückkämen. Chemie und Physik des KalkkreislaufesIm Haushaltsbereich
entfernt man Kalkablagerungen mit Säuren. Im Meer ist es nicht anders.
Umgekehrt kann sich Kalk nur in einer Kombination aus basischem Umfeld,
niedrigem Druck und höheren Temperaturen bilden. In jeder Meeresgegend
gibt es so eine bestimmte Tiefe bis zu der sich Kalk bilden kann, darunter
löst er sich auf. Heute liegt dieser so genannte Sättigungshorizont in
Bereichen zwischen 0,5 und 2,5 km Meerestiefe. In warmen Meeren nahe des
Äquators bildet sich Kalk leichter, in kalten Meeren nahe den Polen
weniger, dort ist auch der Sättigungshorizont am wenigsten tief.
So lautet die
Chemie für die Kalkauflösung: Durch das CO wird also Säure gebildet und diese löst den Kalk, das CO> wird gebunden. Solange genügend Kalk vorhanden ist, ergibt sich ein Gleichgewicht, ist weniger oder gar kein Kalk vorhanden, wird nur noch Säure gebildet. Gibt man Kalk zu, sinkt der Säuregrad. Zwei Formen der Kalkablagerungen werden unterschieden: das Kalzit und das weniger stabile
Aragonit, dessen Sättigungshorizont näher zur Meeresoberfläche liegt. Die Korallen der südlichen Ozeane und die Meeresschnecken bestehen aus Aragonit.
Die Kalkbildung
insbesondere durch frei schwebende Organismen ist deshalb wichtig weil sie
mithilft die "biologische Kohlenstoffpumpe" in Gang zu halten.
Abgestorbene kalkhaltige schwere Organismen sinken in die Tiefen des
Ozeans und werden dort entweder abgelagert oder aufgelöst. In jedem Fall
bleibt der durch das atmosphärische CO2 ins Meer eingebrachte
Kohlenstoff in der Tiefe gebunden und die oberen Wasserschichten werden
weniger übersäuert und zudem aufnahmefähiger für neues CO2.
Wird weniger Kalk gebildet, dann bleibt mehr CO2 in den oberen
Wasserschichten. Die marine Pflanzen- und Tierwelt steht vor gewaltigen UmwälzungenIn der Nahrungskette beginnt alles mit der photosynthetischen Bildung von frei schwebendem Phytoplankton. Jedes Jahr verarbeiten diese Lebewesen rund 50 Gigatonnen (Gt) C. Sie werden bald von anderen Mikroorganismen, vor allem Zooplankton aufgenommen, dieses wiederum bildet die Nahrungsgrundlage für höhere Lebewesen, Fische, Tintenfische, Meeressäuger. Zahlreiche schwebende und sesshafte Organismen bilden Kalk. In grossen Mengen tun dies vor allem Korallen und Coccolithophoren. Jedes dieser Lebewesen reagiert auf geänderte pH-Werte anders. Einige vermehren sich, andere reagieren empfindlich, insgesamt nimmt aber bei zunehmender CO2-Konzentration die Kalkproduktion ab.
Was für Änderungen in der Zusammensetzung von Meeresfauna und
-flora die Übersäuerung der Meere mit sich bringt, wie Arten und
Lebensgemeinschaften sich anpassen, absterben oder neu entstehen, ist
nicht einmal in Ansätzen erforscht. Nicht für das Phytoplankton, nicht für
die Algen, nicht für die Fische, nicht für Tintenfische und Meeressäuger.
Intensive Forschungen in den verschiedensten Bereichen sollten dringendst
in Angriff genommen werden, will man nicht riskieren, dass die
Forschungsobjekte vor Beginn der Arbeiten ausgestorben sind.
Was wir alles nicht wissenDie weiteren, vielfach verflochtenen Abhängigkeiten physikalischer, chemischer und biologischer Natur sind nicht einmal in Ansätzen erforscht. Wir wissen nun einfach nicht was auf uns zukommt. Manche Mechanismen sind gegenläufig, wie oben bei Emiliana huxleyi dargestellt, gänzlich unerwartete Effekte sind zu erwarten: Sollte beispielsweise diese Emiliana huxleyi, die oft riesige Meeresflächen bedeckt und die Sonneneinstrahlung ins Weltall zurückspiegelt, verschwinden, dann würde diese Strahlungswärme von der Sonne im Meer aufgenommen und substanziell zur Erwärmung unserer Erde beitragen. Andere Planktonarten geben Dimethylsulfid an die Atmosphäre ab, ein Gas, das zur Wolkenbildung beiträgt, was wiederum zu niedrigeren Temperaturen führen könnte. Wo geht die Reise hin? Welche Lebewesen passen sich an, welche sterben ab, was bedeutet das für andere, für das marine Gleichgewicht? Und was bedeutet das für den Menschen?Man kann nun versuchen, den Geldwert der Veränderungen
abzuschätzen. So werden für die australische Ostküste im Bereich des
Grossen Barrierenriffs Milliardenverluste für den Tourismus, die
Fischzucht, für Küstenschutzmassnahmen und dergleichen errechnet. Die jährlich 70 Milliarden US-$
aus der Fischereiindustrie und ddie ganze Weltwirtschaft könnte aus den
Fugen geraten. Schlüsse und EmpfehlungenDas Kohlendioxid, das wir bisher in den Ozeanen versenkt haben, ist und bleibt über Jahrtausende dort und vor allem in den Oberflächengewässern.
Zusammengestellt aus: The Royal Society, London: Ocean acidification due to increasing atmospheric carbon dioxide,
Juni 2005 http://www.royalsoc.ac.uk/displaypagedoc.asp?id=13539 (PDF-Datei, 1065kb) Obiger Beitrag wurde von Reinhard Christeller zusammengestellt und gestaltet. [Anmerkung: Uns scheinen Extrapolationen mit Fragen behaftet. Solche Voraussagen gehen davon aus, dass alle anderen Umstände gleich bleiben. Sobald die Öl- und Erdgasvorräte erschöpft sind, wahrscheinlich bis etwa 2050, wird der CO2-Ausstoss zurückgehen. Es sei denn, man würde in grossem Ausmass Kohle vergasen um so Treibstoff für die Kraftfahrzeuge zu bekommen. Wir meinen jedoch, dass zu der Zeit ganz andere Problemem weit wichtiger werden, wie die erwarteten Knappheiten bei Nahrungsmitteln, Trinkwasser, die notwendigen Restrukturierungen wegen den Einflüssen des Klimawandels, zum Beispiel. Andererseits könnte der Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre durch andere Einflüsse steigen, zum Beispiel durch Veränderungen in der Pflanzenwelt. - Helmut Lubbers] |
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