ecostory 3/2007
Banken und Versicherungen und der Klimawandel
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Ein Bericht und Fragegespräch von Priscilla Imboden von DRS-ECHO vom 31.12.06 (Transcipt Helmut Lubbers)

Nachrichtenankündigung: «Klimawandel» bei Banken und Versicherungen Klimawandel, Treibhausgase, Feinstaub...diese Themen beschäftigen normalerweise eher Grüne oder Linke. Der Wirtschaftswelt wird hingegen oft mangelndes Verständnis, zuwenig Engagement beim Umweltschutz vorgeworfen. Doch beim genaueren Hinschauen zeigt sich: Banken und Versicherungen werden zu einer treibenden Kraft im internationalen Klimaschutz. Doch das geschieht nicht ohne Eigennutz, denn Umweltschutz ist neuerdings auch ein lukratives Geschäft.
Priscilla Imboden

Niederschrift und Kommentare:

Das Engagement der Banken und Versicherungen

Die ersten waren die Rückversicher. Seit Jahren produziert die SwissRe Berichte und zeigt der Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und den Naturkatastrophen auf. Ein Versicherer müsse eben langfristig denken, erklärt David Bräsch, Leiter der Abteilung atmosphärische Gefahren bei SwissRe.

"Insofern war für uns, selbts zum Zeitpunkt, als für vielen noch nicht klar war, ob es Klimawandel a) gibt und b) wie weit der menschliche Einfluss auf diesen denn sein könnte, schon sehr wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen."

Die SwissRe interessierte, wie sich der Klimawandel auf ihr Geschäft auswirkt. So hat sie Modelle entwickelt und passt ihre Prämien laufend an. Versicherungen etwa gegen Windstürme, werden teurer. Der Rückversicherer versucht aber auch Kunden zu klimafreundlichem Verhalten zu motivieren. David Bräsch erklärt: "Im Prinzip ist es schon so, dass wir natürlich Geschäftsbeziehungen suchen, die auch unsere langfristige Klimapolitik unterstützt."

Auch in der Politik mischt die SwissRe mit. Seit Beginn ist sie bei den internationalen Kyoto Klimaschutzkonferenzen dabei und versucht so, den Prozess voranzutreiben.

Neuerdings befassen sich auch Grossbanken mit dem internationalen Kyotoprozess. Er eröffnet neue Geschäftsfelder, etwa durch den Handel mit CO2-Zertifikaten. Die Credit Suise hat deshalb vor vier Monaten in New York eine neue Abteilung gegründet, erklärt Bernd Chancenbecher, Chef des Bereiches Nachhaltigkeit. "Diese wird nicht nur die CO2-Zertifiklate handeln, sondern wird auch diese CO2-Zertifikate versuchen zu generieren, indem Direct-investment in Projekte getätigt wird, beispielsweise in China."

Ausserdem hilft CreditSuisse mit, Projekte erneuerbarer Energien zu finanzieren. Auch da eröffnen sich dank dem Klimaschutzprozess neue Möglichkeiten. Auch die Deutsche Bank sieht den CO2-Sektor als eienr der schnellst wachsenden Geschäftssegmente. Er sei von strategischer Bedeutung, erklärt Kadermitglied Kevin Rogers.

"The key thing that we face in terms of mitigating climate change is a massive process of investment. Trillions of dollars need to be invested in retooling the world economy and .."

Um die Klimakatastrophe zu verhindern brauche es riesige Investitionen. Milliarden von Dollar müssten investiert werden, um die Wirtschaft umzurüsten, Projekte von der ersten aus in die dritte Welt zu finanzieren und neue Technologien zu entwickeln. 1)

Die Finanzwelt beginnt nun auch die Politik unter Druck zu setzen. Im Oktober haben 18 Finanzdienstleister, darunter auch CS und Deutsche Bank, eine Lobby gegründet, die European CArbon Traders and Services. Sie setzt sich dafür ein, dass das, was in der Klimapolitik entschieden worden ist, wie etwa der Emissionshandel, auch umgesetzt wird.



Fingiertes Fragegespräch im Radio DRS vom 31.12.2006.
I= Frau Priscilla Imboden, F=vorbereitete Fragen

Warum engagiert sich die Wirtschaft?

[I] Das tut sie ganz einfach, weil es ein Milliardengeschäft geworden ist. Der Berich klimaschutz, also Investitionen in Klimaschutz, ist sehr stark am wachsen. Die Schätzungen, das geht über zehn Milliarden Dollar im Moment. Die internationale Klimaschutzpolitik hat damit einen Markt geschaffen, der sich für die Banken rentiert.

[F] Also, um den Klimawandel, um den Kampf gegen den Klimawandel geht es der Finanzwelt gar nicht. Es ist einfach nur ein lukratives Geschäft.

[I] Sie machen ein Geschäft damit und sonst würden sie auch nicht dort einsteigen. Das war auch vorgesehen. Der Kyotoprozess, der wollte Marktmechanismen einführen, die mithelfen, die CO2-Emissionen zu reduzieren. Und dass die Banken hier also gross einsteigen, ist eigentlich der Beweis, dass es funktioniert. Da Sie so viel Geld und immer mehr Geld investieren, haben sie auch ein grosses und immer grösseres Interesse daran, dass der Prozess so weitergeht, dass die Kyotoziele nicht verwässert werden. Das hat sich neulich gezeigt, als die EU-Mitgliedslˆnder ihre Emmisionsrechte, also die Zertifikate, an die produzierende Industrie verteilten, damit der Handel dann beginnen kann. Und das taten sie sehr grosszügig, so grosszügig, dass man befürchtete, dass vielleicht der Preis zu tief sein würde für diese Zertifikate und der Handel gar nicht richtig anlaufen würde. Nun, die Finazdienstleister die haben sich an die EU-Kommission gewendet und das sehr scharf kritisiert und gefordert, dass diese Pläne überarbeitet werden.

[F] Aber auch das haben sie wahrscheinlich einfach gemacht um Geld verdienen zu können.

[I] Ja natürlich. Aber dadurch dass sie den Prozess unterstützen und ihr grosses Gewicht in die Waagschale werfen um ihn weiterzutreiben, weil sie ein Interesse haben, wird er auch massgeblich vorangebracht.

[F] Jetzt ist es so, dass Banken umgekehrt auch Projekte finanzieren, die riesige Mengen von CO2 ausstossen. Das ist ja irgendwie widersprüchlich.

[I] Widersprüchlich ist es nicht. Banken, die investieren ja überall, wo es eine Rendite gibt. Das sind nicht Klimaschutzorganisationen. Aber dadurch, dass immer ein grösserer Anteil des Kapitals in Richtung Klimaschutzprojekte, Zertifikatehandel undsoweiter geht, wird der Kyotoprozess gestärkt und er führt auch dazu, dass adere Industrien, die mehr CO2 emittieren, sagen wir Kohlekraftwerke oder Erdölförderung, dass diese weniger rentabel werden mir der Zeit und dann werden die Banken noch mehr in die andere Richtung gehen.

[F] Denken Sie, dass diese Entwicklung, die hier im Gange ist, reicht um der Klimapolitik wirklich und dauerhaft zum Durchbruch zu verhelfen.

[I] Das ist heute noch schwierig zu sagen, aber wenn man beobachtet in welche Richtung dass es geht, sieht es schon danach aus. Denn es ist neu, dass sich Banken und dass sich die Finanzindustrie in die Klimapolitik direkt einmischt. Das haben sie vorher nicht getan. Vorher waren es eher die Schwerindustrie, also die produzierende Industrie, die den Prozess bremsen wollten. Nun, wenn jetzt neu die Finanzindustrie, die doch eine machtvolle Lobby ist, ihren Einfluss geltend macht um den Klimaschutzprozess voranzutreiben, dass das doch ein wichtiger, ein starker Anschub ist. 2)
1)"Milliarden müssen investiert werden um die Wirtschaft umzurüsten." Das mag stimmen, aber wahrscheinlich nicht in dem Sinne, wie man es gemeinhin meint. Mit Technologie kann man die Klimakatastrophe nicht verhindern und erst gar nicht mit Technologien die man noch entwicklen muss. Letzteres ist reines Wunschdenken. Man kann nur etwas machen mit dem was man kennt und nicht mit dem was man vielleicht oder vielleichtauch nicht nicht entwickelt. Der Klimawandel ist im Gange und unaufhaltbar, weil die Klimagase erst nach langer Zeit wieder von der Erde aufgenommen werden. Weitere Technologie erzeugt mehr Klimagase, sowie dies auch die Finanzierung von Projekten in der dritten Welt tut. Das netto Ergebnis der sogenannten "Clean Development Mechanism" (Saubere Entwicklungsmechanismen = Massnahmen in Entwicklungengsländern) ist eine Netto-Zunahmen der Treibhausgasemissionen und keine Abnahme. Die Übertragung von Technologien in die Entwicklungsländer bewirkt nämlich lediglich eine kleinere Emissionszunahemn als dies ohne neuen Technologien der Fall wäre. Weil wir in der reichen Ländern nur dafür bezahlen aber unsere Ausstösse nicht verringern, steigt der Gesamtausstoss an Klimagasen. Viel Geld und Anstrengung sind nötig, um die Wirtschaft zu relokalisieren, nach überschwemmungssicheren Orten. Der Umbaugrundsatz ist "Waren- und Personentransporte so weit wie möglich einsparen.

2) Die Argumentation ist in sich widersprüchlich, weil die Finanzinstitute es nur aus Gewinnüberlegungen machen. Wichtiger ist jedoch, dass die Kyotomechanismen überhaupt keinen Beitrag zur Treibhausgasverringerung leisten und auch nicht leisten können. Weder CDM noch JI (Joint Implementation = gemeinsame Durchführung) noch Carbon Credits (Emissionszertifikate) verringern die Treibhausgasausstösse. Im Gegenteil. Das ganze geschäftliche Treiben und die Verhandlungen verhindern gerade, dass man etwas wirksames unternimmt. Man redet und redet und unterdessen steigen die Emissionen weiter, auch dank des Wirtschaftswachstums.

Nur ein radikaler Umbau der Wirtschaftsstrukturen und ein sofortiger Abkehr von dem selbstmörderischen Wachstumswahn kann zu der notwendigen Verringerung der Treibhausgasausstösse führen.
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