ecostory 21-2004 - Die neue Tabakverordnung gemäss SonntagsBlick
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Das ist die neue Schock-Therapie für Raucher

Die Verordnung soll ab Sommer gelten


VON BEAT KRAUSHAAR (unsere Meinung dazu...)

BERN. In Kanada und Brasilien gibt es sie schon, in der EU stehen sie bald im Regal: die Zigaretten-Päckli mit Motiven wie etwa Raucherlungen. Jetzt soll die Erfolg versprechende Anti-Raucher-Kampagne auch bei uns eingeführt werden.

Das wird noch für rauchende Köpfe sorgen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erhält neue, griffige Gesetze, um gegen den blauen Dunst vorzugehen. Und zwar schon bald. «Wir gehen davon aus, dass der Bundesrat die revidierte Tabakverordnung per 1. Juli in Kraft setzt», sagt BAG-Vizedirektor Chung-Yol Lee.

8300 Menschen sterben in der Schweiz jährlich an den Folgen des Rauchens. Mit einer Art Schock-Therapie will das BAG in Zukunft dagegen vorgehen. Mit der Verordnung werden auf den Zigaretten-Päckli klare Botschaften möglich sein - in Bild und Wort:
  • «Rauchen verursacht tödlichen Lungenkrebs»
  • «Schützen Sie Kinder - lassen Sie sie nicht ihren Tabakrauch einatmen!»
  • «Rauchen führt zur Verstopfung der Arterien und verursacht Herzinfarkte und Schlaganfälle.»

    Die Absicht des BAG ist klar: Solche Bilder sollen die Raucher so schockieren, dass sie die Glimmstängel nicht mehr kaufen. «In Kanada, wo es diese Bilder schon gibt, gaben fast die Hälfte der Rauchenden an, dass dadurch ihre Motivation mit dem Rauchen aufzuhören gesteigert wurde», sagt BAG-Vizedirektor Lee. «Deshalb begrüssen wir auch die Möglichkeit, wenn es die Verordnung so festlegt, mit Bildern vor der Schädlichkeit des Rauchens zu warnen.»

    Selbst Zigarrenfabrikant Heinrich Villiger muss eingestehen, dass die geplanten Foto-Päckli ihre Wirkung nicht verfehlen werden: «Wenn die Schweiz die abschreckenden Farbbilder und die geplante Preiserhöhung von 50 Rappen pro ZigarettenPäckli einführt, gehe ich davon aus, dass der Tabakkonsum um mehr als zehn Prozent zurückgeht.» Der Bruder von alt Bundesrat Kaspar Villiger rechnet mit gravierenden Auswirkungen: «Wenn dieser Fall eintritt, dann muss ich eine meiner Fabriken schliessen - und das wäre diejenige in der Schweiz.»

    In der neuen Verordnung wird den Zigaretten-Multis in der Schweiz nur noch ein Jahr Übergangsfrist für die Umstellung gewährt. Schneller ist da die EU. Dort können die Farbbilder bereits dieses Jahr eingeführt werden.

    Paradox: Die Multis wehren sich kaum gegen die Schock-Bilder. Zigarrenfabrikant Villiger weiss warum: «Sie haben aus Angst vor Prozessen alles geschluckt und sind der Meinung, dass mit den Farbbildern und den entsprechenden Warnaufdrücken keine Schadenersatzklagen mehr kommen.» Damit könne niemand mehr sagen, er habe nicht gewusst, wie schädlich das Rauchen sei.

    Der passionierte Zigarrenraucher Villiger war vor zwei Wochen bei Innenminister Pascal Couchepin. Er legte dort seinen Standpunkt gegen die neue Tabakverordnung dar. Seiner Meinung nach handelt es sich um eine «reine Abschrift der extremen EU-Bestimmungen.» Heinrich Villiger: «Herr Couchepin hat zwar Verständnis für meine Argumente gezeigt, aber er befürchtet, dass die EU den Alleingang nicht goutiert und wir dann als angreifbare Raucherinsel dastehen würden.»

    Das dürfte nicht der einzige Grund sein. Bundesrat Couchepin weiss auch, dass es politisch unklug wäre, eine Erfolg versprechende Anti-Raucher-Kampagne zu verbieten.

    Was Schock-bilder bewirken, konnte er im Nachbarland Frankreich verfolgen. Dort wurde in einem TV-Spot vor einem Produkt gewarnt, das Spuren von Quecksilber, Blausäure und Ammoniak enthält. Tausende Franzosen riefen darauf in Panik bei der Polizei und den Gesundheitsbehörden an, um zu erfahren, welches Produkt gemeint ist.
    Quelle: Sonntagsblick 18.4.2004
    (Blick on-line 30.4.2004)

    ecoglobe meint, dass die Anstrengungen fehlgeleitet und weitgehend unwirksam sind.

    Die Fehlleitung besteht darin, dass man dauernd versucht, die Raucher und Raucherinnen von ihrer Abhängigkeit zu lösen. Die angewandten Methoden zeigen jedoch eine sehr geringen Erfolg. Ein paar wichtige Gründe sind die extrem hohe Abhängigkeit des Nikotins und das zum Alter von 45 extrem niedrige Risikobewusstsein. Die Schockbilder wirken gar nicht, wie Erfahrungen im Ausland zeigen. (Der Vergleich der Bilder auf den Packungen mit einem Fernsehspot ist nicht erlaubt. Zu unterschiedlich ist die Methodik.) Auch das geplante Verkaufsverbot an Jugendliche wird nicht durchführbar sein, weswegen die Zigarettenindustrie - in ihren Rückzugsgefechten - damit einverstanden ist. Diese Todesindustrie freut sich heimlich über das Verkaufsverbot weil es den Reiz des Unerlaubten verstärkt und das Rauchen weiterhin als "freier Entscheid eines Erwachsenen" darstellt. Nichts ist weniger wahr. Kein Erwachsener würde je wieder freiwillig mit dem Rauchen anfangen. Fast alle wurden irgendwann als Jugenlicher dazu verführt.

    Unser Fazit? Sollen doch die RaucherInnen weiter rauchen bis sie selber aufhören wollen. Aber dann und dabei sollen sie dann unsere volle Unterstützung bekommen. Und gerade hier fehlt's.

    Wirklich wirksame Massnahmen müssen bei der Vorbeugung anfangen und beim Schutz der normal atmenden Bevölkerung. Nur etwa ein Drittel der Leute über 14 rauchen. Auf die ganze Bevölkerung sind das vielleicht etwa ein Viertel. Die Mehrheit sind also keineswegs "NichtraucherInnen" sondern die Norm der Rauchfreien.

    Uns allen, Rauchfreien und Rauchenden ist damit geholfen, wenn die rauchfreien Bereiche erweitert werden, sowohl drinnen als auch draussen. Es ist eine völlig irrige Meinung, dass Rauch draussen, auf einer Terrasse oder bei einer Wanderung im Grünen, nicht stören würde. Ganz im Gegeneteil. Der Rauch vom nächsten Tisch verbreitet sich innert Sekunden zum Nachbartisch und schadet der Gesundheit und dem Wohlbefinden des normalerweise Rauchfreien. Die Mehrheit der RAuchenden möchte sowieso gerne stoppen und Ihr helefen rauchfreie Bereiche bereits, den Konsum einzuschränken.

    Die Werbung, in allen ihren Formen, muss strafbar werden. Es kommt nämlich einem Verbrechen gleich, sehr geehrter Herr Alt-Bundesrat Villiger, Kinder zum Rauchen zu verführen. Die Werbung hat es nämlich nahezu ausnahmlos auf unsere Kinder und Jugendliche gemünzt, auch wenn die Verantwortlichen in der Tabakindustrie und ihr Lobby dies noch so hart leugnen.

    Es ist fast unanständig, Herr Villiger, sich ausgerechnet um das Überleben Ihrer Stumpenfabrik zu sorgen. In anderen Wirtschaftsbereichen, mit der Produktion von nicht-todbringender Ware, werden die Arbeitsplätze meistens mit einem Federstrich dem Leitbild der Globalisierung geopfert. Jene Arbeitskraft und jenes Potential, dass bei der Verringerung des Rauchens freigesetzt werden, kann in anderen Bereichen der Schweizer Wirtschaft wirklichen Mehrwert schaffen.

    Die Zigarettenschachteln brauchen keine Warnungen und keine Angaben von Teer- und Nikotingehalten. Die Päckli mussen alle gleich aussehen, weiss mit einheitlichen schwarzen Buchstaben in Standardgrösse. Damit fällt eine Indentifikationsmöglichkeit weg.

    Ein allgemeines Werbevebot, Preiserhöhungen, konsequente Erweiterung der rauchfreien Bereiche - DAS sind wirksame Vorbeugemassnahmen. Damit können wir verhüten, dass weitere Generationen von unseren Kindern den Lügen der Tabakindustrie zum Opfer fallen.     ecoglobe, 30.4.2004

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