Wir bringen eine Pressemitteilung von norwegischen, koreanischen und schweizerischen Bauern, die vor dem Eingang der WTO in Genf demonstrierten, weil wir meinen, dass eine lokalisierte Wirtschaft sowohl umweltverträglicher als auch sozialverträglicher ist. Ausserdem ist in der Schweizer Bundesverfassung die Sicherstellung der Landesversorgung zwingend festgehalten. Jenes Ziel bei einer liberalisierten Landwirtschaft nicht erreichbar, weil niemenad garantieren kann, dass Nährungsmittelimporte nicht plötzlich unterbrochen werden, aus vielerlei möglichen Ursachen. Neue Bauernkoordination: Stoppt die Liberalisierung der Landwirtschaft in der WTO!Das Ziel der WTO ist die vollige Liberalisierung des Welthandels. Billigprodukte aus der ganzen Welt zerstoren damit die lokalen Märkte, vemichten Arbeitsplatze in den einzelnen Landem und machen die Selbstversorgung der Bevölkerung kaputt. Liberalisierung des Handels bedeutet daher nicht Freiheit, sondem Zwangsmassnahmen gegen Bauern, Produzenten, gegen ganze Länder. Anbei wird der landliche Raum zerstort, doch ohne Bauern stirbt auch die Stadt. Den Profit davon haben nur internationale Konzerne, die weltweit ihre Gewinne steigern auf Kosten aller - der Lander Europas, aber auch der Länder der Dritten Welt. Beispiel Textil: Die völlige Liberalisierung des Welttextilmarktes seit Anfang 2005 hat innerhalb weniger Monate durch die Massenimporte an Billigsttextilien aus China zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Textilindustrie in der restlichen Welt geführt. Auf Initiative ausgerechnet der USA, die sonst rücksichtslos die Liberalisierung vorantreiben, wurde die Notbremse gezogen und eine mehrjahrige "Galgenfrist" ausgehandelt, wahrend derer Importbeschrankungen wieder eingeführt werden. Fünf vor Zwolf in der Landwirtschaft: Auch in der Landwirtschaft muss jetzt die Notbremse gezogen werden, sonst wird es bald keine frischen Schweizer Äpfel, kein Fleisch von gesunden und tiergerecht gehaltenen Schweizer Rindern und Schweinen, keine hochwertige frische Alpenmilch mehr geben - oder nur noch sehr teuer für eine kleine Minderheit, die sich die nicht subventionierten Schweizer Produkte leisten kann. Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevolkerung muss sich dann von billigem genmanipuliertem Soja und Getreide aus Amerika etc., von antibiotika-behandeltem Fleisch aus Massentierhaltung und intensivgedüngtem und pestizidverseuchtem Obst und Gemüse aus gigantischen Plantagenwirtschaften emähren, mit Konservierungsmitteln geschwangert und über den halben Globus in die Schweiz transportiert. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz mit Lebensmitteln liegt schon heute bei nur noch ca. 60%. Wenn wir uns weiter dem Diktat der WTO und der Înternationalen Konzeme beugen, werden wir bald vollig abhangig sein von der Versorgung mit Lebensmitteln aus dem Ausland. Über deren Qualitat werden wir nicht bestimmen konnen, und deren Billigpreise kommen nur durch Hungerlöhne, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und umweltbelastende Produktionsweisen zustande. Viele Bauem Europas stehen vor der Vemichtung ihrer Existenz, das g1eiche gilt aber auch fur die Kleinbauern der Dritten Weh. Es ist keine Entwicklungshilfe, wenn wir Soja aus Indien und Pakistan als Schweinefutter importieren, solange-die Menschen dort hungem. .Die Bevölkerung der Dritten Welt wird nicht satt davon, wenn Grosskonzeme und Grossgrundbesitzer Geld mit dem Export der Nahrungsmitiel verdienen. Ihr Argument, die Öffnung unserer Grenzen helfe den Entwicklungslandern, ist grundfalsch. Sie missbrauchen das Verantwortungsgefühl und die Hilfsbereitschaft der industrialisierten Lander für die Dritte Welt, um ihre eigenen Gewinne zu steigern. Wir fordern daher, gemeinsam mit den Bauern aus Norwegen und anderen Landern: 1. Alle Lander sollen das Recht haben, ihre eigenen Nahrungsmittel herzustellen, d.h. ihre Emährungssouveränität zu bewahren. Jedes Land mus auch das Recht haben, die Produktion von Nahrungsmitteln für den Eigenkonsum zu schützen und zu fördem. (sensible Produkte) 2. Jedes Land muss das Recht haben, über die Produktionsweise, Umweltschutzauflagen und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten bei der Herstellung seiner Lebensmittel selbst entscheiden zu konnen. Es muss sich auch schützen dürfen vor schädlichen und gefährlichen Lebensmitteln wie z.B. genmanipulierten Organismen. 3. Jedes Land muss das Recht haben, sich vor ruinösen Importen von Landwirtschaftsprodukten zu schützen. Besonders, wenn sie unter sklavenähnlichen Arbeits- und Entlöhnungsbedingungen sowie unter katastrophalen umweltzerstörerischen Bedingungen produziert wurden. 4. Die Landwirtschaft muss aus der WTO ausgenommen werden. Landwirtschaftliche Produkte müssen bei den WTO-Verhandlungen als sensible Produkte eingestuft werden, d.h. deren Herstellung und Verteilung darf nicht dem freien Markt überlassen bleiben, sondem muss sich nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten und von dieser selbst bestimmt werden. 20. Juli 2005 Quelle: Flugblatt, verteilt vor dem Sitz der WTO in Genf am 26.7.05 www.nbks.ch |