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(Formattierung und Bilder)
Ökonomische Gesamtbilanz der Pflege eines Naturschutzgebietes
durch extensive Beweidung mit dem Schottischen Hochlandrind

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Ökonomische Gesamtbilanz der Pflege eines Naturschutzgebietes durch extensive Beweidung mit dem Schottischen Hochlandrind



[Bos economicus | Bos ecologicus]

Teilarbeit im MGU-Forschungsprojekt "Die Auswirkungen einer extensiven Beweidung mit dem Schottischen Hochlandrind", im Auftrag der Stiftung Mensch Gesellschaft Umwelt (MGU) des Kantons Basel-Landschaft

Projektleitung:
Prof. Dr. Heinz Durrer Medizinische Biologie,Schönbeinstr. 40, 4003 Basel Medizinische Fakultät der Universität Basel
Erstellt von:
Helmut E. Lubbers, Ing. HTL, M.Soc.Sc., Binningerstr. 24, 4123 Allschwil

Basel, 11. September 1995

Abbildung 1. Das Hochlandrind im Einsatz (Nebelspalter 19, 1994, 7)

eines Tages hielt ein Mann inne...
um die Blumen zu betrachten und den Vögeln zuzuhören...
als er weiterging waren Jahre vergangen...


0. INHALT
Seite:    
0. ZUSAMMENFASSSUNG - RESUME 5
1. EINLEITUNG 6
1.1. Die Petite Camargue Alsacienne 6
1.2. Das Hochlandrind im Naturschutzgebiet 9
1.3. Organisation und Aufgaben 10
1.4. Örtliche Gegebenheiten und Beweidungskonzepte 13
1.5. Wertvolle Umwelt - ein Ausflug in die Umweltökonomie 17
1.5.1. Ökologische Zusammenhänge und Existenzwert 18
1.5.2. Das Hochlandrind und der Fleischwert 21
1.5.3. Der Existenzwert des Menschen - ein philosophischer Ausflug 22
1.5.4. Wissenschafts-, Ausbildungs- und Erziehungswert 23
2. MATERIAL UND METHODE 24
2.1. Datensammlung, Wechselkurs 24
2.2. Bemessung und Bewertung der Investitionen und Aufwendungen 24
2.3. Bewertung des externen Nutzens der Hochlandrinder 25
3. ERGEBNISSE 27
3.1. Herkunft der Mittel, Investitionen 27
3.1.1. Herkunft der Mittel 27
3.1.2. Erstinvestitionen in Hochlandrinder, Bauten und Gehege 28
3.2. Erfolgsrechnung und Bilanz über die ersten fünfeinhalb Jahre 28
3.2.1. Betriebsrechnung Hochlandrinderhaltung 1.3.1990 - 31.8.1995 28
3.2.2 Bilanz Projekt Hochlandrind per 31.8.1995 31
3.2.3. Entwicklung für die nächsten Monate 32
3.3. Jahresvergleich Rinderhaltung - maschinelle Bewirtschaftung 32
3.3.1. Jährliche Rinderbeweidungsrechnung 32
3.3.2. Jahreskalkulation bei maschineller Bewirtschaftung 33
3.3.3. Monetarisierte jährliche gesellschaftliche Erträge (Externer Nutzen) 34
3.4. Beweidungserfahrungen und Ergebnisse vergleichbarer Betriebe 34
3.4.1. Schweiz 34
3.4.2. Deutschland 35
3.4.3. Frankreich 35
3.4.4. Griechenland 35
4. DISKUSSION 36
4.1. Betriebsrechnung und Gesamtbilanz 36
4.2. Vergleich Hochlandrind-Beweidung mit maschineller Bewirtschaftung 37
4.3. Voraussichtliche längerfristige Entwicklung 37
5. LITERATUR 39
  NACHWORT 41

LISTE DER KONTEN

Seite:
Leistungen eines Vogels 19
Betriebsrechnung Projekt Hochlandrind 1990-1995 30
Rinder-Konto (Zugänge/Abgänge) 1990-1995 31
Hochlandrinder-Bestand per 31.8.1995 31
Bilanz Projekt Hochlandrind per 31.8.199532
Rinder-Beweidungsrechnung, jährlich 33
Jahresrechnung bei maschineller Bewirtschaftung 34
Monetarisierte jährliche gesellschaftliche Erträge 34

LISTE DER ABBILDUNGEN

Seite:
Abbildung 2.Übersichtskarte der Dreiländer-Region 7
Abbildung 3."Blick vom Isteinerklotz rheinaufwärts gegen Basel"8
Abbildung 4.Schottische Hochlandrinder in der Petite Camargue Alsacienne10
Abbildung 5.Organigramm mit Bezug auf das Projekt Hochlandrind 11
Abbildung 6.Skizze der Petite Camargue Alsacienne mit den beweideten Flächen14
Abbildung 7.Überblick der ACINA-Weiden für die Rinder-Zuchtgruppe15
Abbildung 8.Überblick der Eau Vive-Weiden für die Ochsengruppe16
Abbildung 9.Bos economicus - Bos ecologicus 26

Die Fahrten in die Petite Camarque Alsacienne in Zusammenhang mit der Erstellung dieses Berichts wurden per Velo (Fahrrad) unternommen. Dieser Bericht wurde nicht auf Umweltschutzpapier fotokopiert, da dies aus Kostengründen nicht auf den Kopierern der Uni vorhanden ist.

0. ZUSAMMENFASSUNG - RÉSUMÉ

Dieser Bericht zieht eine ökonomische Bilanz der Pflege der Feuchtgebiete in der Petite Camargue Alsacienne durch das Schottische Hochlandrind (Fils d'Auroch).
Die ersten Tiere wurden Anfang 1990 eingesetzt. Seit dem Erwerb eines Zuchtbullen im Jahr 1992 ergab die Rinderzucht 15 Jungtiere. Von den neun weiblichen Jungtieren wurden sechs verkauft und die sechs männlichen bilden nun die Ochsengruppe.
Die Betriebsrechnung über die ersten fünfeinhalb Jahre zeigt Aufwendungen in Höhe von SFr. 270.489,--. Das entspricht SFr. 49.180,-- pro Jahr. Das bilanzierte Eigenkapital beträgt SFr. 110.368,-- und besteht aus dem Rinderbestand (SFr. 51.500,--), Bauten und Gehege (SFr. 48.567,--) und einer Tierwaage(SFr. 10.300,--).
Die Bilanzierung umfasst die rein finanziellen Daten, wie auch Ansätze einer Bewertung der nicht direkt finanziell messbaren Werte. Die finanziellen Ergebnisse der Rinderhaltung weisen in einer Jahresrechnung keinen Gewinn auf. Bei Einbezug von gesellschaftlichen "Externen Nutzen"— auch bei vorsichtiger Berechnung und Einschätzung der ökologischen, wissenschaftlichen und rekreativen Werten — ist die Gesamtbilanz der Hochlandrinderhaltung in der Petite Camargue Alsacienne jedoch eindeutig positiv. Der jährliche "Externe Nutzen" wird auf SFr. 80.302,-- beziffert.
Allen Beteiligten sei hierbei der herzliche Dank für die bereitwillige Hilfe bei der Datensammlung und beim Korrekturlesen ausgesprochen!

Résumé                    

Ce rapport tire un bilan économique de la gestion des terrains humides de la Petite Camargue Alsacienne par le Boeuf Écossais du Haut Plateau (Schottisches Hochlandrind). Les premiers animaux furent implantés dans le site au début de l'année 1990. Depuis l'achat d'un taureau d'élevage, 15 petits sont nés. Des neuf femelles, six furent vendues et les six mâles composent actuellement le groupe des boeufs.
Le décompte de gestion sur les 5,5 premières années montre des dépenses d'un montant global de SFr. 270.489,--. Ce qui équivaut à SFr.49.180,-- par an. Le capital propre s'élève à SFr. 110.368,-- et se compose des boeufs (SFr. 51.500,--), des abris et clôtures (SFr. 48.567,--), ainsi que d'une bascule de pesage (SFr. 10.300,--).
Le bilan comprend les données purement financières, ainsi que l'essai d'une évaluation chiffrée des valeurs immaterielles, ne pouvant être mesurées directement. En ce qui concerne le calcul annuel des résultats financiers, aucun bénéfice ne peut être noté. Par contre, si on inclue les aspects "d'utilité sociale externe"— même avec des estimations prudentes pour les valeurs écologiques, scientifiques et récréatives — le bilan total du pâturage des prairies humides de la Petite Camargue Alsacienne par le Bœuf Écossais du Haut Plateau devient nettement positif. ´L'estimation de "l'utilité externe" annuelle se chiffe à SFr. 80.302,--.
Sincères remerciements à toutes les personnes qui, par leur dévouement, ont aidé à la collecte des données et qui ont participé à la lecture critique du rapport!
1. EINLEITUNG
Im Naturschutzgebiet "Petite Camargue Alsacienne", einige Kilometer nördlich von Basel im Elsass (Frankreich)gelegen, wählte man das Schottische Hochlandrind zur möglichst "natürlichen" Kontrolle der schnellwüchsigen, konkurrenzstarken Pflanzenarten. Die ersten fünf Rinder wurden im März 1990 eingesetzt. Aus der Anlaufphase entwickelte sich 1992 das heutige Konzept der Wechselbeweidung von drei Weiden im Gebiet der "ACINA" und zwei im benachbarten Gebiet der "Eau Vive", mit zwei gesonderten Herden, die in ihrer Grösse etwa konstant bleiben.
Die vorliegende Studie zieht nun eine ökonomische Bilanz über die ersten fünfeinhalb Jahre vom März 1990 bis August 1995 und macht den Versuch eines Vorausblicks für die nächsten Jahre. Der Bericht umfasst auch eine Gegenüberstellung der Landschaftspflege durch Beweidung und durch Mensch-Maschine-Bewirtschaftung der Feuchtgebiete. Es werden einige Vergleiche mit ähnlichen Betrieben dokumentiert.
Eine gesamtökonomische Bilanzierung des Projekts Hochlandrind umfasst die rein finanziellen Seiten: Erträge, Investitionen, Arbeit und Pflegeaufwand für die Tierhaltung. Neben dieser direkt in Geld erfassbaren Gewinn- und Verlustrechnung bestehen jedoch auch gemeinnützige Erträge, die man nur schwer oder gar nicht in Geld ausdrücken kann, wie Freizeit- und Erholungswert, Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt, ökologische Bewusstseinsbildung und Wert für die wissenschaftliche Ausbildung und Forschung. Ein Teil dieses Berichts befasst sich deshalb mit den Nutzen für die Allgemeinheit, und grössere Abschnitte versuchen eine Einsicht indie ökologischen Hintergründe zu geben. Somit entsteht eine fachübergreifende Bilanz: eine Betrachtung von ökologischen und ökonomischen Aspekten des Projekts Hochlandrind.

1.1. Die Petite Camargue Alsacienne

Das Gebiet, das allgemein mit "Petite Camargue Alsacienne" bezeichnet wird, umfasst das staatliche Naturschutzgebiet "Réserve Naturelle de la Petite Camargue Alsacienne" und das direktbenachbarte private Schutzgebiet der "Eau Vive". Im nachfolgenden Text bezeichnet "Petite Camargue Alsacienne" (PCA) immer die Gesamtheit beider Gebiete, die zusammen 224 Hektaren umfassen.
Die Petite Camargue Alsacienne befindet sich im Ober-Rheintal, auf der französischen Seite des Flusses auf der Höhe von St.Louis-la-Chaussée zwischen Village Neuf und Rosenau, etwa 10 Kilometer nördlich von Basel und 20 Kilometer südlich von Mulhouse. Ab Stadtmitte Basel ist das Gebiet bequem in 30 bis 45 Minuten per Velo erreichbar. Nachdem man über die normale Strasse beider Wildwasserfahranlage in Hüningen angelangt ist, fährt man weiter über einen

Abbildung 2. Übersichtskarte der Dreiländer-Region
(mit freundlicher Genehmigung der eidgen. Landestopographie)

ruhigen Veloweg entlang des alten Hüninger Kanals bis zum Naturschutzgebiet. Wochentags besteht eine Busverbindung zwischen Basel-Schifflände und St.Louis-la-Chaussée.
Die geologische Geschichte des Rheins im Oberrheingraben gibt Auskunft über die Entstehung des heutigen Zustands der Region. Vor etwa 1,5 bis 2 Millionen Jahren entstand die Grabensenke zwischen Vogesen und Schwarzwald. Der Rhein, bis dahin westlich ins Pariser Becken abfliessend, wurde zur Richtungsänderung gegen Norden gezwungen. In den Eiszeiten entstanden Terrassenschotter. Durch das Abschmelzen der Eismassen schwollen die Flüsse an, frassen sich in die Schotterablagerungen ein und schufen riesige Auenlandschaften. Reste davon sind in der oberrheinischen Tiefebene heute noch vorhanden. Ein Bild von Peter Birrmann (1758-1844) vermittelt einen Eindruck einer Auenlandschaft mit unzähligen Inseln zwischen breiten und schmalen Wasserläufen.


Abbildung 3. "Blick vom Isteinerklotz rheinaufwärts gegen Basel, Ölbild von Peter Birrmann (1758-1844)

Diese Rhein-Au war einem ständigen Wechsel unterworfen: eine Dynamik von Überschwemmungen, Verlandungen, Änderung der Wasserläufe ergaben eine Abfolge von Pflanzen- und Tiergemeinschaften und führten so zu einem der artenreichsten Ökosysteme unserer Breitengrade. Durch die zentrale Lage in Europa trafen tier- und pflanzengeographisch besondere Arten aus den vier Windrichtungen in dieser Region aufeinander (Durrer, 1992). Die ganze Ebene war für die Menschen jedoch weder bewohnbar noch landwirtschaftlich nutzbar.
Der Bau des Hüninger Kanals 1828 war der erste entscheidende Eingriff in die bis anhin von Menschen fast unberührte Landschaft. Der Kanal trennte die südlichen Flussarme bleibend von der überschwemmten Fluss-Au ab. Die 1841 begonnene grosse Rheinkorrektur zwang den Rhein in ein einheitliches Bett. Dadurch wurden zahlreiche Nebenarme von der Strömung abgeschnitten, zu Altarmen, die zum Teil bis heute noch als stille Altwasser bestehen blieben. Viele davon trockneten jedoch infolge Verlandung aus oder wurden zugeschüttet. Mit der Regulierung von 1906 bis 1936 entstand eine Wasserstrasse von 80 Meter Breite und 2 Meter Tiefe. Dies hatte ein Absinken des Grundwassers um 2 bis 3 Meter zu Folge. Der Kraftwerkbau von 1932 bis 1977 liess auf einer Länge von etwa 200 Kilometer zwischen Basel und Strassburg 10 Staustufenentstehen (Galluser 1992, zitiert in Walther 1994, 9). In der Petite Camargue Alsacienne sind noch grössere Reste von Riedflächenübriggeblieben. Ab 1970 wurde dieses elsässische Gebiet nördlich von Basel jedoch von verschiedenen Seiten herbedroht. Es waren eine Kläranlage und eine Bauschuttdeponie geplant und die Electricité de France baute eine Transformatorstation für eingeplantes Grossindustriegebiet.
Den zahlreichen FreundInnen der Petite Camargue Alsacienne gelang es schliesslich 1982, das Reservat als erstes elsässisches Naturschutzgebiet unter Schutz zu stellen und 1988 konnte ein benachbartes Gebiet gepachtet werden.


1.2. Das Hochlandrind im Naturschutzgebiet


Im Naturschutzgebiet wird bezweckt, eine möglichst grosse Vielfalt von Pflanzen und Tieren der Aulandschaft zu erhalten und durch Renaturierung und Ausgrabung ehemaliger Wasserläufe von Altrheinarmen die Artenvielfalt zu erhöhen. Zur Vorbeugung von unerwünschter Verbuschung von Feuchtgebieten musste das Ried regelmässig gemäht werden. Dieser verhältnismässig schroffe Eingriff führt zu einer Vereinheitlichung der Wachstumsphasen und tendenziell zu einer Verringerung der Artenvielfalt.
Seit 1990 läuft nun der Versuch der naturnahen Pflege der Feuchtgebiete mit Hilfe des Schottischen Hochlandrinds. Diese Tierart eignet sich besonders für die natürliche Pflege von sumpfigem Gelände, weil esim Vergleich mit heute üblichen Rassen verhältnismässig leicht, klein und anspruchslos ist. Die Hochlandrinder bevorzugen Gräser und Schilf sowie Gebüsche, und geben dadurch den Blütenpflanzen, Vögeln, Insekten, usw. den verlorenen Lebensraum zurück. Sie essen auch die Kanadische Goldrute, eine Problem-Pflanzenart, welche die einheimischen Arten verdrängt. Die Beweidung der Sumpfwiesen durch das Schottische Hochlandrind hat nach den ersten Jahren (Walther1994) zu einer wahrnehmbaren Erhöhung der tierischen und pflanzlichen Artenvielfalt geführt.


"Abbildung 4. Schottische Hochlandrinder in der Petite Camargue Alsacienne*",
im Vordergrund die dreijährige Olga

Durch seine robuste Art kann das Hochlandrind das ganze Jahr über im Freien leben, und die Kuh bringt ihre Jungen in der Regel problemlos ohne menschliche Hilfe zur Welt. Zum Schutz vor übermässiger Wärme in unserer Region haben die Rinder in der Petite Camargue Alsacienne im Sommer Zugang zu einem kleinen Waldstück, oder sie finden Schatten am Waldrand.


1.3. Organisation und Aufgaben


Das Projekt Hochlandrind ist eine grenzüberschreitende, französisch-schweizerische Gemeinschaftsarbeit von verschiedenen Organisationen und Behörden, unter der Leitung von Prof. Heinz Durrer des Fachbereichs Medizinische Biologie der Universität Basel. Das Organigramm (Abbildung 5) zeigt die Organisationsstruktur mit Bezug auf das Projekt Hochlandrind.
Das staatliche Naturschutzgebiet "Réserve de la Petite Camargue Alsacienne" besteht seit 1982 und umfasst heute 120 Hektaren. Es wird verwaltet vom Verein "Association d'Initiation à la Nature de l'Au" (ACINA). Neben der Verwaltung und Pflege des Gebiets gehört die Öffentlichkeitsarbeit zu den Hauptaufgaben der ACINA. Zu diesem Zweck betreibt sie in der Petite Camargue Alsacienne ein Naturschutzhaus mit Ausstellung und Dokumentation und organisiert Führungen. Die Finanzierung der ACINA erfolgt durch das französische Umweltschutzministerium, durch Beiträge von Behörden und durch Eigenfinanzierung.

Abbildung 5. Organigramm mit Bezug auf das Projekt Hochlandrind


Die private französisch-schweizerische Trägerorganisation "Association de l'Eau Vive pour la Sauvegarde de la Petite Camargue" (Förderverein Eau Vive) konnte 1988 ein benachbartes 104 Hektare grosses Auengebiet auf 99 Jahre pachten. Die Eau Vive setzt sich ebenfalls den Naturschutz zum Ziel, sowie die Restaurierung der "Pisciculture", die zu ihrem Gebiet gehört. Diese älteste Fischzucht-Anstalt Europas wird gegenwärtig während etwa fünf Monaten im Jahr für die Lachszucht verwendet. Die Eau Vive wird finanziert durch Sammelgelder französischer und schweizerischer Herkunft.
Die Eau Vive hat in der Petite Camargue die Forschungsstation RANA (Station de Recherche en Petite Camargue Alsacienne Naturede l'Au) aufgebaut (Durrer 1992, 309). Die Station bezweckt die wissenschaftliche Forschung, Renaturierung und Pflege der Auengebiete. In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Medizinische Biologie der Universität Basel besteht seit Jahren das Projekt "Arche Noah", das unter Laborbedingungen oder in kleinen Freigehegen Methoden zur Haltung und Zucht von Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern entwickelt. Die aufgezogenen Jungtiere wurden erfolgreich wieder in der Natur angesiedelt. Auch die Arche Noah ist beim Hochlandrinderprojekt beteiligt. Im Mai 1995 wurde die ACINA Mitglied der französischen E.S.P.A.C.E. (Organisation Entretien des Sites à Préserver Par des Animaux Conduits en Extensif). Das Ziel dieser Organisation ist die wissenschaftliche Begleitung und der Erfahrungsaustausch in der Landschaftspflege durch Tierhaltung in Frankreich, wie auch finanzielle Hilfeleistung. Weitere zusammenarbeitende Organisationen sind die Conservatoire des Sites Alsaciens (CSA) mit Weideprojekten im Elsass, und die schweizerische Landwirtschaftliche Beratungsstelle (LBL, Kanton Zürich) mit Robustrinderhaltungs-Projekten in der Schweiz.
Die Abteilung Medizinische Biologie der Universität Basel und das der Universität angegliederte Studium Mensch-Gesellschaft-Umwelt (MGU) führen Semesterkurse und Forschungsprojekte durch, die sich auf verschiedene Art intensiv mit der Petite Camargue befassen. Einzelne Aspekte des Naturschutzgebietes gaben das Thema für eine Doktorarbeit her. Barbara Walther, Co-Leiterin des Projekts, verfasste 1994 ihre Dissertation über das Biomanagement mit dem Schottischen Hochlandrind und betreut gegenwärtig das weiterführende MGU-Forschungsprojekt.
In den Gebäuden der Pisciculture sind die wissenschaftlichen Arbeitsräume, Büros und Wohnungen für Mitarbeiter der Eau Vive, RANA, Arche Noah und ACINA untergebracht. Die räumliche Nähe vereinfacht die partnerschaftliche, tagtägliche, enge Zusammenarbeit der regional am Projekt beteiligten Personen und Organisationen. Überregional muss berücksichtigt werden, dass die Wege durch die staatlichen Instanzen manchmal kompliziert sind und mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Das Gebiet der Petite Camargue Alsacienne gehört der Gemeinde Blotzheim und liegt im Gemeindebann von St.Louis. ACINA, Eau Vive und einige Bauern sind Pächter. Der 99-Jahre Pachtvertrag verleiht der Eau Vive das Eigentumsrecht über ihr Gebiet.
Eine Vereinbarung mit der französischen Schiffahrtsbehörde sichert die (unentgeltliche) Wasserzufuhr aus dem Hüninger Kanal in die Feuchtgebiete.


1.4. Örtliche Gegebenheiten und Beweidungskonzepte


Das staatliche Naturschutzgebiet "Réserve de la Petite Camargue Alsacienne" umfasst die Gebiete "Grand Marais", "Heid", "Untere Au" und "Kirchener Kopf", sowie den Zugangsweg vom Parkeingang bei St.Louis-La-Chaussée. Die Eau Vive umfasst die Gebiete "Grand Pré", "Mittlere Au", "Obere Au" und "Triangle".
Die Hochlandrinder sind in zwei Herden aufgeteilt, die im Prinzip separat bewirtschaftet werden. Die ACINA trägt die Verantwortung für die Bewirtschaftung der Herde "Zuchtgruppe" (1 Stier, 5 Mutterkühe und 3 bis 5 Jungtiere unter 1 Jahr) in den Beweidunggebieten "Grand Marais" und "Luzernerfeld" und "Molinetum ". Die Eau Vive bewirtschaftet die Beweidungsgebiete "Grand Pré" und "Triangle" mit der "Ochsengruppe". Die Beweidungsdichten betragen etwa 1,5 bis 2 Tiere pro Hektare.
Die robusten Tiere verweilen das ganze Jahr hindurch in den Wiesengebieten. Ein genauer Beweidungsplan gewährleistet ausreichende Wachstums- und Erholungsphasen für die Wiesen in der Blütenperiode und verhindert Übernutzung. Im Winter werden beide Herden mit Heu zugefüttert, das im Sommer auf den nicht beweideten Flächen geerntet wird.
Die Skizze, Abbildung 6, zeigt das gesamte Gebiet der ACINA und der Eau Vive, mit der Weideneinteilung gemäss dem heutigen Beweidungskonzept. Die Luftaufnahmen, Abbildungen 7 und 8, zeigen die Weidegebiete für die Ochsengruppe und die Zuchtgruppe je einzeln. Die beweideten Flächen umfassen 12,8 ha für die Zuchtgruppe (Abb. 7) und 12,8 ha (ab 1996 mit Lauberfeld 17,6 ha) für die Ochsengruppe (Abb. 8), mit folgender Aufteilung:
Zuchtgruppe(6 Erwachsene und 3 Jungtiere): Ochsengruppe (6 Tiere):
- Grand Marais + Pré Carré: 4 + 1 =

5,0 ha

- Triangle:

3,8 ha

- Luzernerfeld:

4,4 ha

- Grand Pré:

8,0 ha

- Molinetum 1 + 2

3,4 ha

Total

12,8 ha

Total

12,8 ha

- (Lauberfeld, ab 1996:+ 4,8 ha =

17,6 ha)


Abbildung 6. Skizze der Petite Camargue Alsacienne mit den beweideten Flächen
"Grand Marais", "Luzernerfeld", "Molinetum", "Grand Pré" und "Triangle".
1.5. Wertvolle Umwelt — ein Ausflug in die Umweltökonomie


Wenn man eine ökonomische Bilanz zieht, werden Aufwand und Ertrag verglichen. Am Ende der betrachteten Periode bleibt ein Betriebserfolg (Gewinn oder Verlust) aus den Tätigkeiten. Dadurch ändert sich der Besitzstand, das Vermögen. Der Betriebserfolg und das Vermögen werden üblicherweise in Franken beziffert.
Das Hochlandrind, die Petite Camargue, die saubere Luft, das Singen der Vögel oder das Quaken der Frösche in der Abenddämmerung haben jedoch ebenfalls Wertanteile oder stellen Werte dar, die nicht direkt in Geld ausgedrückt werden können. Die Wirtschaftswissenschaft
nennt diese Teile unserer Umwelt, die frei zugänglich sind und von allen kostenlos benutzt werden können, öffentliche Güter. Inder Schweiz gehören auch die Wälder dazu, da sie laut Gesetz freizugänglich sind, auch bei Privatbesitz.
Die Nutzung der öffentlichen Güter führt oftmals auch zu Umweltbelastungen. Als externe
Effekte
(Bretschger et al. 1993, 11) bezeichnet die Umweltökonomie den Nutzen, den wir aus der Umwelt ziehen, bzw. den Schaden, den wir der Umwelt zufügen, der nicht in Geldeinheiten ausgedrückt und demnach unentgeltlich in Anspruch genommen wird, bzw. für den der/die NutzerIn nicht bezahlt. Die Zuweisung von Geldwerten zu der Nutzung oder Belastung der Umwelt (Monetarisierung) und die Aufnahme dieser Werte in den Marktmechanismus nennt man Internalisieren der externen Effekte. Bei Umweltbelastungen spricht man auch von Kostenzurechnung nach dem Verursacherprinzip.
Durch die Internalisierung bekommen die öffentlichen Güter einen Marktwert, die ihrer relativen Knappheit Ausdruck verleiht. Damit würde einer weitverbreiteten Meinung entsprochen, die besagt, dass die gesellschaftliche Güterverteilung mittels der sogenannten freien Marktwirtschaft stattfinden soll. Im politischen Prozess der Entscheidungsfindung in Sachen Umweltschutzmassnahmen kann die Internalisierung von externen Effekten zu einer grösseren Gewichtung der Umweltanliegen führen. Es werden zwei Internalisierungsansätze (Rigendinger 1993, 79ff; Weimann 1994,216-217) vertreten. Die Marktkorrektur (Pigou-Ansatz) setzt auf staatliche Intervention in Gestalt von Steuern für Tätigkeiten, die externe Kosten verursachen und Subventionen für Tätigkeiten, die mit externen Erträgen verbunden sind. Voraussetzung ist die obengenannte Monetarisierung der externen Effekte. Die Markterweiterung (Coase-Ansatz) möchte die Internalisierung durch staatliche Zuweisung der Verfügungs- bzw. Nutzungsrechte an der Umwelt bewerkstelligen. Die VerursacherInnen und Betroffene sollen sich dann auf dem Verhandlungsweg über die Umweltbeanspruchung einigen. Weitere staatliche Eingriffe und eine Monetarisierung wären dann überflüssig.
Für die Monetarisierung der externen Erträge (Nutzen) und Kosten(Aufwand) der Beweidung durch das Hochlandrind kann man zwei Arten (Schelbert & Maggi 1988, 46-48) unterscheiden. Beim Konsumwert wird der Nutzen aus dem Gebrauch des öffentlichen Gutes erfasst. Beim Existenzwert versucht man den Wert zu ermessen, die das reine Dasein des Gutes hat, ohne dass es direkt benutzt wird. Der Konsumwert tritt zu Tage, wenn man als BesucherIn zu den Hochlandrindern in der Petite Camargue geht. Der Existenzwert bezieht sich auf den Nutzen, den man gefühlsmässig aus dem blossen Wissen zieht, dass es diese Tiere dort gibt.
Für die Erfassung des Konsumwerts unterscheidet man zwei Ansätze. Bei der indirekten Methode wird das Verhalten beobachtet. Der Zeitaufwand für den Anreiseweg ins Naturgebiet gibt Hinweise auf die Zahlungsbereitschaft der BesucherInnen. Die direkte Methode beruht hauptsächlich auf verschiedenartig gestaltbare Befragungen. Dabei geben bestimmte Fragearten auch Hinweise auf den Existenzwert.
In der Zürcher Waldstudie (Schelbert & Maggi 1988, 40-80), zum Beispiel, wurde der reine Erholungswert des Zürichberg-Adlisbergwaldes mit 10,3 bis 28,3 Mio. Franken bewertet. Der Existenzwert wurde mit 40 bis 50 Mio. Franken beziffert (Schelbert & Maggi 1988, 59). Solche Zahlen können in der politischen Diskussion ein Gewicht haben, auch wenn diese Wertschätzung ökologisch gesehen nur eine Teilbetrachtung darstellt. Beider Monetarisierung wird die Anreisezeit ins Naturgebiet mit dem Einkommender BesucherInnen oftmals als Grundlage für die Bewertung benutzt. Dies bedeutet, dass Personen mit niedrigem Einkommen theoretisch eine niedrigere Wertschätzung der Natur haben als Menschen mit höheren Einkommen.
In Kosten-Nutzen-Analysen wird der monetarisierte "Ertrag" der Naturüblicherweise kapitalisiert, das heisst, es wird berechnet, welches "Kapital" zu einem bestimmten Zinssatz diesen "Ertrag" abwerfen würde. Damit wird versucht, diesen Ertrag mit anderen Grössen vergleichbar zu machen, da normalerweise ein Nutzen, der in der Zukunft anfällt, kleiner ist als der heutige. Man kann sich allerdings fragen, ob diese Zinsrechnung (Diskontieren) von Umweltgütern überhaupt berechtigt ist, da die Berechnung eines Gegenwartswertes bedeutet, dass der Zukunftswert, das ist der Wert der Natur für unsere Kinder, tiefer sein würde als der Wert für uns (Schelbert und Maggi 1988, 57-58).


1.5.1. Ökologische Zusammenhänge und Existenzwert


Im Abschnitt 2.2. wird der Existenzwert von zehn Hochlandrindern in der Petite Camargue für eine regionale Bevölkerung von 500.000 Menschen geschätzt. Nachstehende Tabelle (Vester, 1983, zitiert in Tischler 1994,108-109) gibt die "genaue" Bewertung der jährlichen Leistungen eines Vogels:
Leistungen eines VogelsGeldwert in DM
Materiallieferant 0,15
Augenweide und Ohrenschmaus 150,00
Insektenvertilger 300,00
Pflanzenverbreitung durchgefressene Samen 100,00
Bioindikator für Umweltbelastungen 500,00
Nutzen durch Symbiose mit anderen Lebewesen182,50
Vorbild für die Technik (Bionik) 8,00
Nutzen für Erholung und Stressabbau 60,00
Fördert die Artenvielfalt 40,00
Entscheidungshilfe für Umweltpolitik 40,00
Hilft die Umwelt schützen 50,00
Reduziert die finanzielle Belastung des Staatshaushalts 15,00
Unterstützt die Regeneration 7,50
Stabilisiert das Gesamtsystem Natur 91,25
Summe DM 1.357,90

WWF (World-Wide Fund for Nature) schätzte den Wert eines Vogels folgendermassen (Vontobel 1994, 32):Materialwert 3 Rappen, volkswirtschaftliche Leistung 301 Franken pro Jahr, zum Beispiel durch: Vertilgung von 60.000 bis 100.000 Insekten pro Jahr, Verbreitung von Samen und Dung, als Warner bei Umweltbelastungen (Bioindikator), oder durch seinen Erholungswert.
Sollte der Vogel seinen Lebensraum verlieren, so müsste entsprechend der Wert aller Vögel des betreffenden Raumes in die Schadensrechnung miteinbezogen werden. Diese Überlegung führt zum Problem der Fragwürdigkeit der Monetarisierung von freien Gütern. Neben der Signalwirkung für die Öffentlichkeit kann die Schadensbewertung der Gesellschaft jedoch auch den unerwünschten Eindruck vermitteln, die Entgeltung des Schadens könne eine Kompensation des Naturverlustes darstellen. Eine ausgerottete Tierart kann durch monetären Schadensersatz nicht ins Leben zurückgekauft werden. Diese Tatsache wird in der traditionellen Ökonomie übersehen: nach vorherrschendem Leitbild ist alles und jedes ersetzbar (vgl. Rigendinger 1993, 77ff (Kap. 5)). Soweit die Betrachtung aus menschlicher Sicht.
Welcher Existenzwert hat das Tier jedoch für sich selbst, wenn man es fragen könnte? Die Mahd und der Schnittzeitpunkt bedeutet für manche Vögel die Existenz: Sein oder Nichtsein. Eindrücklich kommt das vernetzte Wirkungsgefüge zwischen Pflanzen, Tieren und Menschen im folgenden Bericht zum Ausdruck.
"Noch vor 100 Jahren war laut Brehm's Tierleben (Ausgabe 1983)
    'das Braunkehlchen… in allen Ebenen Deutschlands und der benachbarten Länder sehrhäufig. … Wiesen, welche von Bächen durchschnitten werden oder in der Nähe von anderen Gewässern liegen, an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnenniederen Gebüschen bestanden sind, bilden die beliebtesten Aufenthaltsorte der Braunkehlchen. Sie meiden die Öde und finden sich ausschliesslich im bebauten Land.'
    Heute gilt diese Aussage nicht mehr, denn das Braunkehlchen wird in der 'Roten Liste' geführt. Drei Gründe sind für den Rückgang verantwortlich.
    1. Früher lag die erste Mahd nicht vor Anfang Juli. — Das Braunkehlchen trifft als Zugvogel Anfang Mai bei uns ein, benötigt für den Nestbau 2-5 Tage, brütet seine Jungen in 12-13 Tagen aus und füttert diese nach dem Schlüpfen noch 17-19 Tage, bevor sie flügge sind. Es beendet sein Brutgeschäft als Bodenbrüter in der Wiese also noch rechtzeitig vordem Heuschnitt. Heute erfolgt die erste Grundnutzung schon Mitte bis Ende Mai, und die frisch geschlüpften Braunkehlchen fallen dem Mähwerk zum Opfer. Es wurde z.B. beobachtet, dass von 129 Braunkehlchen-Nestern in einer Wiesenlandschaft 72 vernichtet wurden, davon allein 40 durch frühzeitige Wiesennutzung.
    2. Das Braunkehlchen ist ein Insektenfresser und bevorzugt Falter, Wiesenschnaken, Heuschrecken und Weichkäfer. — Auf den heutigen Intensivwiesen findet es kaum mehr solche Beute, da auch die Nahrungsgrundlagen dieser Insekten nicht mehr gegeben sind (vgl. Tabelle 1). Das Verschwinden des Braunkehlchens macht erst sichtbar, dass vor ihm mehrere Heuschreckenarten, Falterarten und viele andere Insekten aus den Wiesen verschwunden sind, auf die das Braunkehlchen als Futter angewiesen ist.
    3. Dieser Vogel erbeutet seine Nahrung mit unterschiedlichen Jagdstrategien. — Nur auf frisch gemähten Wiesen sucht das Braunkehlchen am Boden nach Nahrung. Am allerhäufigsten fliegt es von einer Sitzwarte, die über diese Wiese hinausragt, zwischen die Pflanzen und pickt dort von Blättern, Blüten oder dem Boden Insekten ab, oder es schnappt in der Luft nach fliegenden Insekten. Solche Sitzwarten können einzelne Bäume und Sträucher, aber auch grosse Dolden vom Bärenklau oder andere hohen Blütenstände sein. Eine 3-5schürige Futterwiese hat aber keine solchen 'Hochsitze' für die Jagd des Braunkehlchens. Und in einer Landschaft ohne solche Hochsitze gründet das Braunkehlchen erst gar nicht im Frühjahr sein Revier. Ein Braunkehlchen-Revier ist etwa 1-3 ha gross. Weil aber Braunkehlchen-Männchen sich im Frühjahr am liebsten dort ansiedeln, wo in der Nähe schon andere Braunkehlchen singen, müssten zusammenhängende Flächen von mindestens 10-15 Hektare vorhanden sein. (Briemle, Eickhoff & Wollf 1991, 17-18)"
Unsere menschliche Strategie besteht nicht in der Lebenssicherung, sondern in der Vermehrung unserer Anzahl, der Vergrösserung unserer Gütermenge und unseres Raumbedarfs. Fälschlicherweise wird ein Naturbezug hergestellt, indem wir diese Mengenvergrösserung "Wachstum" nennen. Ähnlich wie man den gleichen Franken nicht zweimal ausgeben kann, können wir auch nicht sowohl die Natur schützen, als auch unseren Mitlebewesen immer mehr Platz wegnehmen. Letzteres könnte ebenfalls zu einem "Stummen Frühling" ohne das Singen der Vögelführen, wie Rachel Carson (1963) dies als Folge von übermässigem Chemikalieneinsatz voraussagte.
Aber welchen Existenzwert haben die Pandas, Wale, Regenwürmer, Fliegen, oder gar das Rötelnvirus für unser Dasein auf der Erde? Alle bilden sie einen Teil unseres Erfahrungs- und Wissensschatzes, der unser Wesen als den Menschen ausmacht, der wir sind. Ohne den bellenden Hund des Nachbarn, das Singen der Vögel, das Spiel im Wald, oder auch die als Kind erlittenen Bauchschmerzen und die fürsorgliche Liebe unserer Eltern wären wir nicht die gleichen geworden. Darin besteht vielleicht der eigentliche Existenzwert unserer Umwelt, dass sie uns unser ganzes Dasein schenkt mit allen unseren Erfahrungen, in einem beständigem Gleichgewicht. Zur Sicherung unserer Existenz müssen wir der Natur Platz lassen.
Aus den obigen Bewertungsansätzen können in die Bilanz daher nur sogenannte Erinnerungswerte für Artenschutz, Artenvielfalt, Umweltschutzmotivationswert, Standortattraktivitätsbeitrag für die Region Basel eingesetzt werden.


1.5.2. Das Hochlandrind und der Fleischwert


Erwachsene Hochlandrinder aus überwachter Zucht kosten im Ankauf etwa SFr. 5.000,-- bis SFr. 7.000,-- für eine Kuh und Fr. 4000,-- für einen Bullen. Die Muttertier-Herde erzeugt im Schnitt jährlich 3-5 Kälber. Die Kühe gebären ihr Junges ohne Hilfe auf natürliche Art auf der Weide. "Natürlich" kann dabei auch etwas falsch laufen. So fanden die BetreuerInnen der Petite Camargue im letzten Jahr ein Abort und in diesem Jahr ein Kalb, dass kurz nach der Geburt gestorben war. Wenn man den Kadaver auf der Weide belassen würde, wie man es in anderen Naturschutzgebieten teilweise macht, so ist das auch ein Beitrag zur Artenvielfalt: etwa einhundert Insektenartenernähren sich vom Kadaver (Lecomte 1995, 23).
Das Leben endet mit dem Tod. In der freien Natur können wir das Leiden vor dem Sterben nicht ermessen. Anders ist dies bei den Tieren, die wir in Abermilliarden für unsere "Esskultur" aufziehen und töten. Gegen diesen Vorgang ist aus natürlicher Sicht wenig einzuwenden. Die ganze Nahrungskette ist eine Reihe von Fressen und Gefressenwerden. Eine Vielzahl von sogenannten "Nutztieren" werden jedoch unter tierquälerischen Umständen in Tierfabriken gemästet und in Schlachtereien getötet. Die Tierschutzgesetzgebung ist, auch in der Schweiz, ungenügend. Das Leiden dieser Tiere während der Mast, auf dem oftmals langen Transportweg, und im Schlachthof können wir erahnen und nachvollziehen, wenn wir Berichte zur Kenntnis nehmen, zum Beispiel Jeremy Rifkin, Das Imperium der Rinder (1994), oder in Tagespresse und Fernsehen.
Unser Fleischverzehr hat weitreichende ökologische und soziale Zusammenhänge. Wichtige umweltschädliche Einflüsse, die direkt durch die Fleischproduktion verursacht werden, sind die Überdüngung durch Exkremente, Landschaftsverarmung durch Monokulturen (Mais, Soja, Getreide), Umweltverschleiss durch Wasserbedarf, Energiebedarf und Transporte (Strassenbau, Lastwagen, Abgase). Die Beiträge der Rinderhaltung (Energieverbrauch) zum Treibhauseffekt (die Erwärmung der Erdatmosphäre durch Erhöhung des Kohlenstoffdioxidgas-Anteils (CO2)) sind ähnlich gross wie die des gesamten Autoverkehrs, wenn wir die Waldrodung fürs Rind und für Futtermittel einbeziehen (Ernst-Ulrich von Weizsäcker, in seinem Vorwort zu Rifkin 1994, 12). Hinzu kommt die Produktion des Treibhausgases Methan durch die Rinder.
Dennoch ist es vertretbar, dass unsere Hochlandrinder auch einen Fleischwert haben, wenn die Rinder zur Schlacht verkauft werden. Der Verkauf von Hochlandrindfleisch kann dann eine bewusstseinsfördernde Wirkung haben, wenn eine tierfreundliche Behandlung sichergestellt und das Fleisch über einen aufgeklärten Metzger verkauft wird. Dieser Vermarktungsvorgang sollte von Aufklärungsmaterial oder -Veranstaltungen begleitet werden, die die Vorzüge der tiergerechten Haltung aufzeigen. Die ethischen und ökologischen Vorteile, wie auch die bessere Fleischqualität können gleichermassen hervorgehoben werden. Nur unter diesen Bedingungen, so meine ich, werden die monetären Einnahmen gegen die Umwelt-Nachteile der Beteiligung an der Fleischwirtschaft aufgewogen. Eine ähnliche Politik betreibt die Schweizerische Vereinigung der Ammen- und Mutterkuhhalter (Brugg), die "biologisch" wirtschaftet (ohne Düngemittel und Unkraut- und Insektenvertilger). Das Fleisch des Hochlandrinds ist feinfasrig, saftig und von einem vortrefflichen, wildartigen Geschmack (Walther 1994, 25). Fleischqualität und Tierschutzwerden bei der Schlachtung am besten geschützt, wenn das Tier vorher nicht transportiert wird. Das bedeutet, dass ein Störmetzger diese Arbeit in der PCA vornehmen muss.


1.5.3. Der Existenzwert des Menschen - ein philosophischer Ausflug


In der heutigen Zeit scheint man keine Zeit mehr zu haben. Zeit ist Geld, heisst es. Alles muss schneller gehen. Hochgeschwindigkeitszüge sollen die Leute zum Umsteigen aus ihren Hochleistungsautomobilen bewegen. Aus physikalisch-technischen Gründen steigt sowohl der Investitionsaufwand für Infrastruktur und Fahrzeug (Arbeit, Material, Energie) als auch der Betriebsaufwand (Unterhalt, Energieverbrauch, Unfallkosten) exponentiell mit steigender Fortbewegungsgeschwindigkeit. Die Geschwindigkeit muss also schwer erarbeitet und bezahlt werden. Auf der Strecke bleiben unsere Musse und die Lebenszeit unserer Erde. Denn umso schneller wir leben, desto kürzer ist die Zeit für die Erde, bis die Rohstoffvorräte versiegen, die Böden und die Atmosphäre verseucht sind und uns buchstäblich die Nahrung und die Luft ausgehen. Man kann die Voraussage als Pessimismus abtun und weiterfahren, wie bisher. Oder man kann sie als eine realistische Fortführung der bekannten Entwicklungen in die nahe Zukunft zur Kenntnis nehmen und das Handeln neu ausrichten. Wir haben die Wahl. Der Wert unserer Existenz wird sich wahrscheinlich erhöhen, wenn wir auf die hohen Geschwindigkeiten und Verbrauchsebenen verzichten. Wir gewinnen ein Leben, das auch morgen noch existieren kann. Erreichbar ist dieses Ziel nicht durch das faktisch inexistente "Nachhaltige Wachstum", sondern durch umweltverträgliches Wirtschaften im Einklang mit gegebenen Mitteln. Unsere Existenz hat nur dann auch einen bleibenden, "nachhaltigen" Wert für unsere Kinder, wenn wir ihnen eine lebensfähige Umwelt zurücklassen.


1.5.4. Wissenschafts-, Ausbildungs- und Erziehungswert


Externe Nutzen hat das Projekt Hochlandrind auch für den Unterricht auf verschiedenen Ebenen, sowie für die Forschung. Fraglich ist, ob der Wertanteil der Hochlandrinder für die verschieden Nutzniesser errechenbar ist oder auch nur geschätzt werden kann. Andererseits investieren Dozenten vielleicht zusätzliche Zeit in die Begleitung des Hochlandrinderprojekts.
2. MATERIAL UND METHODE

Im Verlauf der Arbeit wurde Klarheit verschafft über die Organisation und die Zuständigkeiten in Bezug auf das Projekt Hochlandrind, was eine entsprechende Zuweisung der Aufwendungen und Ergebnisse ermöglichen sollte. Es erwies sich, dass die Zuständigkeiten, Investitionen, Arbeiten und Erträge in Zusammenhang mit dem "Ökorind"aus einem Geflecht von monetären und Arbeitsbeiträgen bestehen (siehe Abschnitt 1.3). Das Ökorind verbindet Behörden, freiwillige und bezahlte Kräfte undBeraterInnen aus verschiedenen Kreisen und drei Ländern. Einebuchhalterische Aufteilung von Aufwand und Ertrag, und eine Bilanzierungnach offiziellen Zuständigkeiten und nach Jahresperioden wäre auch mit grossem Aufwand nurhalbwegs möglich gewesen. Zumal es sich im Grunde immer noch um einProjekt in der Aufbauphase handelt, schien es sinnvoll, die Erfolgsrechnungund Bilanzierung über fünfeinhalb Jahre zusammenzufassen. Das Projekt Hochlandrind wird dabei alsselbständige Einheit betrachtet, ohne weitergreifende Zuweisung derInvestitionen und des Betriebserfolges zu den Trägerschaften undFinanzquellen.

2.1. Datensammlung, Wechselkurs
Die Angaben und Daten wurden inGesprächen mit Leitern und MitarbeiterInnen der verschiedenenbetroffenen Organisationen (eAu Vive, RANA und ACINA) und aus den buchhalterischen Unterlagenzusammengetragen. In der Forschungsstation RANA stand die Buchhaltungüber das Projekt Hochlandrind zur Verfügung, über die Perioden1.3.90 - 31.9.90 und 1.7.92 - 31.8.95. Die RANA Buchhaltung über die Periode vom 1.11.90bis 30.6.92 war nicht nach Aufwendungen für das Hochlandrind aufgeteilt.Die Eintragungen wurden mit den MitarbeiterInnen durchgesehen und dieAufwendungen für das Hochlandrind über diese Periode nach bestem Wissen und Gewissenzugewiesen. Der Abschnitt 1.5 über die Internalisierung von externen Nutzen wurdevon Frau Rigendinger kritisch durchgesehen. Ein elsässischer Metzgergab Auskunft über Fleischpreise. Für Vergleiche mit anderen Betrieben wurden die LandwirtschaftlicheBeratungsstelle LBL und die Strafanstalt Wauwilermoos besucht, schriftlichum Auskünfte in Frankreich und Deutschland nachgesucht, und verschiedeneLiteraturquellen zu Rate gezogen. Alle Beträge sind in Schweizer Franken. Für Umrechnungen wird ein Kurs von FFr. 4,-- gleich SFr. 1,-- verwendet, und DM. 1,-- gelten SFr.0,80.


2.2. Bemessung und Bewertung der Investitionen und Aufwendungen

Die Verfügbarkeit des Geländeswurde vorausgesetzt. Das bedeutet, dass kein Aufwand für Pacht einberechnet wird. Von einer Proforma-Berechnung mit angenommener gebietsgerechter Pacht und Berechnung des Pachtwerts der beweideten Flächen wurde abgesehen. Die Investitionen und Betriebsaufwendungenwurden nach effektivem und zugerechnetem Aufwand berechnet. Der administrative und organisatorische Arbeitsaufwand verteilt sich aufdie verschiedenen beteiligten Organisationen und teils freiwilligenMitarbeiterInnen. Dementsprechend wurde auch die Büro-Infrastruktur anverschiedenen Orten zur Verfügung gestellt. Der Aufwand für Administration und Büro-Infrastrukturkann nicht vom allgemeinen Aufwand der RANA oder ACINA getrennt werden.Auch bei den weiteren Ausgaben, für Fahrzeug, Gebrauchsmaterial undDiverses, ist eine Zuteilungzum Hochlandrindprojekt nicht möglich. Die Werte in der Erfolgsrechnungsind angenommene Pauschalwerte. Eine Trennung nach Investitions- undBetriebsaufwendungen ist bei Fahrzeug, Diversem und Administration nichtmöglich. Die Aufwendungen werden darum hälftig aufgeteilt. Für Abschreibung wurde mit einem Zins von 5 % gerechnet. Da es sich beiden Bauten um Freigehege handelt, wurde als Abschreibungszeit zehn Jahre angenommen. Die Bewertung des Rinderbestandes am Bilanzdatum erfolgt zu gegenwärtigen Marktpreisen.

2.3. Bewertung des externen Nutzens der Hochlandrinder
Der Ökologische Wert und Beitrag zur Artenvielfalt wird mit dem Erinnerungswert von einem Franken beziffert.

Bei unserem Hochlandrind in der Petite Camargue Alsacienne nehme ich an,dass es keine negativen externen Effekte gibt. Wahrscheinlich wird niemand wegen diesen Tieren auf einen Besuch in das Naturschutzgebiet (Konsumwert) verzichten oder die Standortattraktivität Basels niedriger bewerten (Existenzwert). Die Wirkung des Schottischen Hochlandrindes in der PCA auf die BesucherInnen, jedoch ohneMonetarisierung, ist Gegenstand eines gesonderten MGU-Teilprojekts(Meinungsumfrage). Vielleicht wird dabei auch die Frage beantwortet, wieMenschen, bzw. Erholungssuchende den ökologisch wertvolleren Lebensraum bewerten. Für die vorliegende Bilanz wird angenommen, dass der Freizeitwert der Eintrittskarte eines kleinen Tiergartens entspricht (Fr. 3,00), plus einem pauschalen Anreisezeitwert, anteilmässig für die Hochlandrinder(Fr. 2,00). Bei 15.000 BesucherInnen ergibt dies einen monetarisierten externenNutzen von Fr. 75.000,-- pro Jahr. Beziffert man den Existenzwert (denWert des blossen Wissens um die Existenz der Rinder in der Petite Camargue)für die Dreiländer-Region mit 500.000 EinwohnerInnen auf Fr. 0,10 pro Person, so ergibtdies Fr. 50.000,--. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die Wertschätzung einer Bevölkerung für ein ganzes Gebiet tendenziell tiefer ausfällt als die Wertschätzung für eine Art .


Weitere externe Nutzen, wie Werbewirkung für die Petite Camargue, Standortattraktivitätswertfür die Region Basel und Ertrag für Lehre und Forschung werden je miteinem Franken bewertet.
Verschiedene Ausbildungsstätten nehmen in ihren Veranstaltungen und Vorlesungen Bezug auf die Petite Camargue und auf die Hochlandrinder. Gruppen und Schulklassen besuchen das Naturschutzgebiet und die Hochlandrinder. Die Stiftung Mensch Gesellschaft Umwelt(MGU) betreibt ein Forschungsprojekt "Auswirkungen der Beweidung durch das Hochlandrind". Im MGU-Seminar "Renaturierung der Auenlandschaft in derPetite Camargue Alsacienne" gehört das "Ökorind" mit zur Thematik.
Besprochen wurde, inwiefern der Nutzen und die zeitlichen Aufwendungen vonMitarbeiterInnen in Lehre und Forschung der Universität Basel wegen des Projekts Hochlandrind beziffert werden können. Gleiche Überlegungen wurden angestellt in Bezug auf Führungen für Kurse und Schulklassen. Eine Berechnung dieser externen Kosten und Nutzen erscheintjedoch zu schwierig fürden Rahmen dieses Rapports. In die Bilanz werdendeshalb für die mutmasslich wichtigsten Interessengruppen ebenfalls Erinnerungswerte"p.m." für den Lehre- und Forschungsanteil der Hochlandrindereingesetzt.

Die Summe der externen Nutzen von den Hochlandrindern in der Petite Camargue beträgt somit Fr. 125.005,-- pro Jahr. In die ökonomische Gesamtbilanz werden allerdings nur Erinnerungswerte aufgenommen.

3. ERGEBNISSE
Die Vereinbarung zur natürlichenBewirtschaftung der Feuchtgebiete mit dem Schottischen Hochlandrindzwischen RANA (eAu Vive) und ACINA besteht seit 1990. RANA ist Besitzerinder Rinder und erhält die Erträge aus der Tierhaltung: Verkauf von Zuchttieren und allfälligerFleischverkauf. Die ACINA und eAu Vive sind die finanziell Betroffenenund Nutzniesser mit Bezug auf den unterschiedlichen Aufwand an Hege- und Pflegemassnahmen für die Feuchtwiesen. ACINA und eAu Vive ziehen beide Vorteile aus derAnziehungskraft, die das Hochlandrind auf BesucherInnen ausübt. DieAufteilung der Aufgaben und Aufwendungen wird in Absprache geregelt.

3.1. Herkunft der Mittel, Investitionen
3.1.1. Herkunft der Mittel
Die Verfügbarkeit des Geländeswird vorausgesetzt. Das Gebiet gehört der Gemeinde St.Louis.Pächter sind die Gemeinde Blotzheim, ACINA, eAu Vive und verschiedeneBauern. Das Projekt Hochlandrind wird durch die Organisationen ACINA und eAu Vive,sowie durch den unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten - ihre Investitionen an Zeit und tatkräftiger Mithilfe bei den Arbeiten - getragen. Die Finanzierung der ACINA und eAu Vive erfolgt durch gemeinnützige Beiträge von staatlichen, regionalen und kommunalen Behörden und von privater Seite, sowie durch Eigenfinanzierung. Eine genaueAufgliederung und anteilmässige Zuweisung der verschiedenen finanziellen und arbeitsmässigen Beiträge zu einer betrieblichen Erfolgsrechnung Hochlandrind ist kaum möglich. Finanzen und Arbeitskraft werden oft bei Bedarf angefragt und zurVerfügung gestellt. Wichtige Finanzierungsbeiträge, die das Projekt erst ermöglichthaben, leisteten der Sandoz Rheinfonds (1990, SFr. 45.000,--) für den Kauf der Zuchtgruppe und die Geländevorbereitung, und der Förderverein eAu Vive mit namhaften Beträgen für die laufenden Ausgaben. Die Stiftung Mensch Gesellschaft Umwelt(MGU) finanziert zur Zeit das Forschungsprojekt über Auswirkungen der Beweidung durch das Hochlandrind. Im Rahmen dieser 50 % Stelle ist die wissenschaftliche Begleitung und die Betreuung der Rinder bis Ende 1997 sichergestellt. Gegenwärtig laufen die Verhandlungen wegen der Finanzierung der Pachtablösung der dritten Weide "Lauber"(SFr. 50.000,--).
Ins Gewicht fallen auch die unbezahlten Arbeitsleistungen von StudentInnender Universität für die Erstellung von Weidezäunen und von einer Gruppe von Pensionierten aus St.Louis-la-Chaussée, die einen Heuunterstand erstellt haben.

3.1.2. Erstinvestitionen in Hochlandrinder, Bauten und Gehege

Die Investition in Hochlandrinderbestand aus dem Kauf der Zuchtgruppe von fünf Weibchen im März 1990 (SFr. 27.802,--) und eines Bullen im September 1991 (4.369,--).Die Ochsengruppe wurde aus Geburten der Zuchtgruppe aufgebaut.
Die Investitionen für die Rinderhaltung, wie Heu- und Materialunterstand, Weidezaun, usw, werden von Fall zu Fall von denTrägern besprochen und aufgeteilt. RANA hat den Materialaufwand für die Erstellung der Weidezäune im Grand Marais (ACINA) vorfinanziert. Nachdem nun auch die offizielle französische behördliche Genehmigung vorliegt, wird die ACINA diese Auslagen (SFr. 8.250,--) übernehmen. Ein Teilbetrag wurde Anfang 1995 überwiesen, der Restbetrag folgt bis Ende des Jahres. Seit 1993 besorgt die ACINA den Unterhalt dieserZäune. Im 1994 hat sie am Rande der Weide "Grand Marais" einBeobachtungshaus für die BesucherInnen errichtet. Die E.S.P.A.C.E. und die Réserves Naturelles de France finanzieren eine Tierwaage (Preis ca. SFr.10.300,--), die Anfang August 1995 eintraf.
Seit März 1990 wurden von RANA für die Hochlandrinder Gelände vorbereitungsarbeiten, die Erstellung der Weidezäune, zwei Heuunterstände, eine Brücke und ein Gehege für das Impfen der Tiere geplant und ausgeführt. Die Arbeiten wurden zu einem grossen Teil von RANA und der Medizinischen Biologie ausgeführt, mit Hilfe von Arbeitseinsätzen von StudentInnen. Ausserdem haben Angestellte der ACINA und eAu Vive sich an den Arbeiten beteiligt. Der zweite Heu-Unterstand wurde ehrenamtlich von der Pensionierten-Gruppe aus St.Louis-la-Chaussée gebaut (330 Stunden).
Der Arbeitsaufwand von mehreren tausend Stunden für Bauten und Gehege kann nicht weiter aufgeschlüsselt werden. Sie enthalten etwa 3000 Stunden bezahlte Arbeitszeit und unentgeltliche Freiwilligenarbeit. Bei einem Stundensatz von SFr. 22,50 (in Frankreich FFr. 90,-- inklusive Sozialabgaben) beträgt der Gegenwert der geleisteten Arbeit für Bauten etwa Fr. 67.500,--.

3.2. Erfolgsrechnung und Bilanz über die ersten fünfeinhalb Jahre
3.2.1. Betriebsrechnung Hochlandrinderhaltung 1.3.1990 - 31.8.1995
In der nachstehenden Erfolgsrechnung werden die Aufwendungen so weit als möglich einzeln aufgeführt unddie Naturalleistungen bewertet. Die Finanzierungsbeiträge bilden einen Gesamtposten, der sowohl effektiv empfangene Gelder alsauch Arbeitsleistungen umfasst, da deren Herkunft nicht einzelnaufgeschlüsselt werden kann. Für Administration und Büro wird ein jährlicher Aufwand von SFr.5.000,-- angenommen. Dies ergibt über 5,5 Jahre bei hälftiger Aufteilung für Investitionen und für Betriebsaufwand je SFr.13.750,--. Für Fahrtkosten, Verbrauchsmaterial und Diversen werden pauschalSFr. 2.000,-- pro Jahr angenommen, wovon ein Anteil von 20 % fürErstinvestitionen (SFr. 1.800.--) und 80 % (SFr. 7.200,--) für Betriebsaufwand gerechnet werden.
Mit der Wechselbeweidung ist die Fütterung der Rinder fast selbsttragend. Im Juli werden die gerade nicht beweideten Flächen einmal von Bauern aus der Gegend gemäht. (Diese Mahd zu dieserJahreszeit stellt zwar auch ein harter ökologischer Eingriff dar, aber späteres Mähen würde das gewonnene Heu qualitativ für die Bauern uninteressant machen.) Ein Drittel desHeuertrags bleibt der RANA und ACINA als Winterfutter für die Rinder. Die Bauern bekommen als Entgeld zwei Drittel des Heuertragsvon etwa 40 Tonnen. Bei einem theoretischen Marktwert von FFr. 1,-- pro kgbeträgt der Gegenwert des Drittels für Winterfutter SFr. 3.333,-- proJahr, bzw. SFr. 18.332,--über 5,5 Jahre. Die Tiere bekommen im Schnitt etwa 3 Ballen à 20 kgpro Tag während der 5 Wintermonate. Es bleiben etwa 3 bis 4 Tonnenübrig.
Die Rinder beanspruchten etwa 1 Stunde pro Tag für Kontrolle,Fütterung im Winter und Betreuung, sowie für das Verlegen beider Herden für die Wechselbeweidung. Der gleiche Zeitaufwand ergab sichfür den Unterhalt von Gehegen und Unterständen. Die Ochsengruppe wird zurzeit zweimal und die Zuchtgruppeviermal pro Jahr verlegt. In der Praxis betreuen die RANA MitarbeiterInnenmanchmal beide Herden, wenn sie schon für die eine unterwegs sind. Der Gesamtaufwand für Betreuung und Unterhalt betrug somit etwa 730 Stunden pro Jahr, oder 4000Stunden über 5,5 Jahre, administrativer Aufwand nicht eingerechnet. Der administrative und organisatorische Aufwand der RANA für die Rinder istschwer von der wissenschaftlichen Arbeit im weiteren Sinne zu trennen und wirddeswegen nicht einzeln ausgewiesen. Für Reisen undKongressbeteiligungen wurde SFr. 800,-- pro Jahr eingesetzt.
Der Zuchtbulle, Dustin, starb 1993 nach einer tierärztlichenImpfungsaktion und musste ersetzt werden. Die Tiere waren zu der Zeit nochnicht versichert. Die Zuchtgruppe erzeugte 1992 fünf und 1993 zweiStierkälber, sowie 1993, 1994 und 1995 je drei weibliche Jungtiere. Im 1994 gabes eine Fehlgeburt und 1995 starb ein Kalb fast sofort nach der Geburt. Die weiblichen Jungtiere und ein Stierkalbwurden im Jahr nach ihrer Geburt verkauft. Von den anderen sechsStierkälbern wurden fünf kastriert. Sie bilden die zurzeitsechsköpfige Ochsengruppe. Fleischerträge gab es nicht, da noch keine Tiere geschlachtet wurden. DieMilchleistung ist gering und reicht meist nur, um das Kalb aufzuziehen(Walther 1994, 25).
Es gibt also, trotz des ermutigenden Bildes auf der zweiten Seite diesesRapports, keine Milcherträge - doch dass wurde auch nicht bezweckt.

Betriebsrechnung Projekt Hochlandrind 1990-1995 Aufwand Ertrag
77401990-92 Erhaltene Finanzierungsbeiträgeund Naturalleistungen
für Erstinvestitionen und Betrieb während5,5 Jahren 237.182,--
1990-92 Ankauf der Hochlandrinder-Zuchtgruppe 32.171,--
1990-95 Aufwendungen für Erstinvestionen:
• Gegenwert der Arbeitsleistungen 67.500,--
• Materialfür Bauten und Gehege 14.085,--
•Fahrtkosten, Verbrauchsmaterial, Reparaturen 1.800,--
• Administrativer Aufwand, Büro,etc.
(ACINA, RANA, Medizinische Biologie) 13.750,--
Total Erstinvestitionen Bauten und Gehege 97.135,-- 97.135,--
1995 Tierwaage (Beitrag ACINA/E.S.P.A.C.E.) 10.300,--
3.12.93 Verkauf Zuchtbulle Mephisto*92 5) 2.000,--
1994 Verkauf 3 weibliche Absetzer 5)(Dolores*93, Minni*94, Odile*93) à 3.500,-- 10.500,--
1995 Verkauf 3 weibliche Absetzer (Daisy*94, Miss Mary*94,Millie*94) à 3.500,-- 10.500,--
1993 Tierarzt "Impfaktion" Dustin† 3.375,--
1993 Kauf Zuchtbulle William*91 (Ersatz für Dustin†) 3.500,--
1994 Tierarzt 319,--
1994 Versicherung Rinder 306,--
1990-95 Reisen und Kongressbeteiligungen (800,--/Jahr) 4.400,--
1990-95 Betriebsaufwand (Total SFr. 129.282,--), bestehend aus:
• Arbeitsaufwand (5,5 Jahre, Stundenansatz SFr. 22,50)
- Fütterung, Kontrolle, Pflege, Verlegen
der Tierefür Wechselbeweidung 2000 Stunden 45.000,--
- Unterhalt (Gehege,Unterstände) 2000 Stunden 45.000,--
• Winterfutter (1/3 des Mahd-Ertrags der Bauern) 18.332,--
• Fahrtkosten, Verbrauchsmaterial, Reparaturen 7.200,--
• Administrativer Aufwand, Büro, etc.
(ACINA, RANA, Medizinische Biologie) 13.750,--
1990-95 Monetarisierte Nutzen und Aufwand,
• Ökologischer Wert, Beitrag zur Artenvielfalt p.m. 1,--
•Freizeitwert der Ökorinder für BesucherInnen p.m. 1,--
• Existenzwert derÖkorinder für die Region p.m. 1,--
•Umweltschutzmotivationswert p.m. 1,--
•Werbewirkung für die Petite Camargue p.m. 1,--
• Standortattraktivitätswert für die Region Basel p.m. 1,--
• Ertrag für Lehreund Forschung p.m. 1,--
• WissenschaftlicheBegleitung und Projektleitung
(Prof. Durrer undMitarbeiterInnen) p.m. 1,--
Ergebnis der Betriebsrechnung 1.3.1990 - 31.8.1995 0,--
Umsatz ProjektHochlandrind 1.3.90 - 31.8.95 SFr. 270.489,-- 270.489,--


5 * = Geburtsjahr; Absetzer = Kälber

Das nachstehende Rinder-Konto gibt eineÜbersicht der reinen Bestandsänderungen.

Rinder-Konto (Zugänge/Abgänge) 1990-1995 Aufwand Ertrag
77404.4.90 Erstankauf 5 Rinder (Budget RANA)(Olga*89,
Mandy*89, Miss Marple*89, Dianna*89, Sarah *89) 27.802,--
28.9.91 Zuchtbulle Dustin*89 (Kredit Arche Noah) 4.369,--
3.12.93 Verkauf Zuchtbulle Mephisto*92 2.000,--
1993 Kauf Zuchtbulle William*91 (Ersatz für Dustin†) 3.500,--
1994 Verkauf 3 weibliche Absetzer (Dolores*93, Minni*94,
Odile*93) à SFr.3500,- - > 10.500,--
1995 Verkauf 3 weibliche Absetzer (Daisy*94, Miss Mary*94,
Millie*94) à SFr.3500,- - > 10.500,--
Saldo (Verlust) 1.3.1990 - 31.8.1995 13.671,--
Summe 36.671,-- 36.671,--

3.2.2 Bilanz Projekt Hochlandrind per 31.8.1995

Ein Konto "Kasse Projekt Hochlandrind"ist nicht vorhanden, weil die Ausgaben jeweils von RANA vorgeschossenwerden. Die Tiere werden nach gegenwärtigen Marktpreisen bewertet. Die gerade eingetroffene Tierwaage wird als Vermögen demHochlandrindprojekt zugeschlagen, obwohl sie der ACINA gehört.
Hochlandrinder-Bestand per 31.8.1995
5 Kühe (Olga*89, Mandy*89, Miss Marple*89,
Dianna*89, Sarah *89) à SFr.6.000,-- 30.000,--
1 Zuchtbulle (William*91) 4.000,--
3 Jungtiere, weiblich (Deborah*95, Maggy*95, Michelle*95) àSFr.3.500,-- 10.500,--
1 Zuchtbulle (Sämi*93) 2.000,--
5 Ochsen (Dimitri*92, Sibo*92, Orpheus*92, Moro*92, Mago*93) àSFr.1.000,-- 5.000,--
Bestand per 31.8.1995 SFr. 51.500,--

Die Betriebsrechnung ist ausgeglichen,da die laufenden Aufwendungen jeweils sofort finanziert bzw. als Arbeiterbracht werden. Eine Abschreibung auf Bauten und Gehege in derBetriebsrechnung würde zu einem rein kalkulatorischen Betriebsverlust führen. Deswegenzeigt die Betriebsrechnung absichtlich keine Abschreibung auf dieInvestitionen in Höhe von SFr. 97.135,-- in Bauten und Gehege. Eine gewisse Wertverminderung zeigt sichin der Bilanz dadurch, dass die Bauten und Gehege zu einem um 50 % pauschalreduziertem Wert aufgenommen werden. Bilanz Projekt Hochlandrind per 31.8.1995
Aktiven Passiven
40Liquide Mittel (Kasse) p.m. 1,--
Rinderbestand, zu gegenwärtigen Marktpreisen 51.500,--
Bauten und Gehege, nach Wertverminderung pauschal 50 %
vomInvestitionswert von 97.135,-- 48.567,--
Tierwaage (ACINA, August 1995) 10.300,-- 7740Ergebnis der Betriebsrechnung 1.3.1990 -31.8.1995 0,--
40Eigenkapital 110.368,--
Summe SFr. 110.368,-- 110.368,--

3.2.3. Entwicklung für die nächsten Monate
Die ACINA hat mit der Erstellung einesneuen Tierunterstands (vorgesehener Materialaufwand ca. SFr. 7.500,--)für Heulagerung und Tierbetreuung (Kontrolle, Impfungen) begonnen.
Im Sommer 1995 stellte sich heraus, dass auf einem Teil des Gebietes dereAu Vive mehrere private landwirtschaftliche Pachten liegen. Eines dieserPachtrechte soll in absehbarer Zeit vom heutigen Pächter, Herrn Lauber,übernommen und abgegolten werden, um der Ochsenweide ein drittesWeidgelände anzugliedern.

3.3. Jahresvergleich Rinderhaltung- maschinelle Bewirtschaftung Die Zielsetzung der Beweidung durch dasSchottische Hochlandrind ist die Entbuschung und das Freihalten derWasserflächen, indem die Rinder das Schilf fressen und somit dasNaturschutzgebiet auf natürlicher Art als Feuchtgebiet erhalten. Nach der Anlaufperiode kann einjährliches Betriebsbudget für die Rinderbeweidung aufgestellt und miteinem butgetierten Auwand für maschinelles und manuelles Freihalten derWasserflächen verglichen werden.
Der folgende Vergleich ergibt einen jährlichen Budgetaufwand von SFr.44.803,-- bei der Beweidung mit dem Schottischen Hochlandrind und SFr.3.000,-- bei maschineller und manueller Bewirtschaftung.

3.3.1. Jährliche Rinderbeweidungsrechnung

Nach der Aufbau- und Anlaufperiode kanndavon ausgegangen werden, dass der Arbeitsaufwand für Tierbetreuung undfür Unterhalt der Bauten und Gehege sich wesentlich reduziert,wahrscheinlich auf weniger als die Hälfte der bisherigen Aufwendungen.
Der jährliche Aufwand für Impfungen, Ohrmarkierung, Medikamente undTierarzt beträgt etwa SFr. 800,-- und für die Tierversicherung SFr.310,--.
Im Rahmen des MGU Projekts sind die Ausgaben für Reisen undKongressbeteiligungen neu budgetiert worden.

3.3.2. Jahreskalkulation bei maschineller Bewirtschaftung
Wegen der Bodenbeschaffenheit in denFeuchtgebieten würde die maschinelle Kontrolle des Pflanzenwuchses einen60 PS Traktor mit speziell breiten Reifen und Vierradantrieb erfordern.Die Anschaffungskosten, zu geschätzten Neupreisen, betragen SFr. 60.000,-- für Traktor mitMähbalken Typ Kreiselmäher, und SFr. 40.000,-- für einenLadewagen und Reihenwerfer.
Der Heuertrag durch die Mahd hat nur einen theoretischen Marktwert. In derRegion wird von der EU einseitig der Maisanbau gefördert undsubventioniert. Diese Monokultur hat neben den ungünstigen ökologischen Wirkungen auch zur Folge, das Produkte ausgemischtwirtschaftlicher Produktion (Heu) kaum verkauft werden können. Nicht-verwertbares Material, wie Sauergräser, Schilf, Gebüsche, mussabtransportiert werden. Für Entbuschung rechnet man in Deutschland mitDM. 1.000,-- pro Hektare (Kollmann & Staub 1995, 101). Landwirte fordernfür den Mehraufwand, der die Pflege eines geschützten Gebietes bringt,finanziellen Ausgleich bis SFr. 6.000.--/ha pro Jahr (Walther 1994, 171).

Jahresrechnung bei maschineller Bewirtschaftung Aufwand Ertrag
tb7797Heuertrag 40 Tonnen à SFr. 0,25 pro kg 10.000,--
7797Abschreibung Maschinen über 20 Jahre (Benutzung1000 Betriebsstunden, technischer Lebensdauer 10000Betriebsstunden) 5.000,--
Unterhalt und Verbrauchsmaterial (Treibstoff) 1.000,--
Lohnaufwand für Mähen und Unterhalt 3.000,--
7797Entbuschungsarbeit in den Weiden Molinetum, GrandMarais und Triagle: 10 ha à 1.000,-- pro ha 10.000,--
Abtransport von nicht-verwertbarem Material 500,--
Sonstige Aufwendungen, Verbrauchsmaterial 500,--
Verwaltung, Administration 2.000,--
tb7797Jährlicher Betriebsverlust bei maschinellerBewirtschaftung 12.000,--
Summe 22.000,-- 22.000,--

3.3.3. Monetarisierte jährliche gesellschaftliche Erträge (ExternerNutzen)
Nachstehend werden nur die im Abschnitt2.3 errechneten Werte für den externen Nutzen der Hochlandrinder in derPetite Camargue Alsacienne eingesetzt. Monetarisierte jährliche gesellschaftliche Erträge Aufwand Ertrag tb7797Ökologischer Wert, Artenschutz, Artenvielfalt: p.m. 1,-- Freizeit- und Erholungswert für BesucherInnen 75.000,-- Existenzwert (das blosse Wissen um die Hochlandrinder) 50.000,-- Umweltschutzmotivationswert p.m. 1,-- Werbewirkung für die Petite Camargue p.m. 1,-- Standortattraktivitätswert für die Region Basel p.m. 1,-- Ertrag für Lehre und Forschung p.m. 1,-- Gewinn gesellschaftliche Erträge 125.005,-- Summe dermonetarisierten gesellschaftlichen Erträge Fr. 125.005,-- 125.005,--

3.4. Beweidungserfahrungen und Ergebnisse vergleichbarerBetriebe
Ausser dem Bericht von der StrafanstaltWauwilermoos liegen keine Einzelberichte über Erfahrungen vonähnlichen Betrieben vor.
3.4.1. Schweiz Vogelschutzgebiet / StrafanstaltWauwilermoos Die Strafanstalt betreibt ihr Hochlandrinder-Projekt seit 1994. In einemumzäunten Abschnitt des Vogelschutzgebietes weidet sie fünfHochlandrinder. Es liegen ähnliche Werte für den Betreuungsaufwand vor. Man rechnet dort mit etwa 25 Minuten pro Tag.Die Kontrolle wird im täglichen Rundgang über den grossen Landwirtschaftsbetrieb eingeschlossen. Im Winter sind dieTiere auf der Weide beim Hof. Der Futterbedarf im Winter beträgt etwa60 kg gesamthaft pro Tag; Kosten SFr. 40,- pro 100 kg. Tessin: Alpweide ALMA In der Gegend von Arosio findet seit 1994 ebenfalls ein Versuch mit derPflege eines Naturschutzgebietes durch Beweidung mit dem SchottischenHochlandrind statt. Da es sich hier um eine Alpweide handelt, ist dieKosten/Nutzen-Rechnung nicht vergleichbar.
3.4.2. Deutschland
Dem Mitteilungsblatt Fleischrinder -Journal für Mutterkuhhaltung des BDF Bundesverbandes DeutscherFleischrinder- Züchter und -Halter e.V. (Jahrgänge 1992-1995, z.B.Golze 1993, 6 7) entstammen diverse Berichte über positive betriebswirtschaftliche undökologische Erfahrungen mit Hochlandrindern. Auch wird die Qualitätdes Hochlandrindes als Fleischlieferant gepriesen.

3.4.3. Frankreich

Ein neuer Bericht über dieökologische Pflege durch Beweidung (Lecomte 1995) gibt Einblick in dieErfahrungen in 19 französischen Naturschutzgebieten. Das Schottische Hochlandrind wird inFrankreich ausser in der PCA noch an fünf weiteren Orten eingesetzt, inMannevilles (bereits seit 1979) und Bouquelon (beide im dépt. Eure,südlich der Seine-Mündung), in Lavours (dépt. Ain bei Clermond-Ferrand), in Yves (dépt.Charente-Maritime bei Bordeaux) und in Oye (dépt. Pas-de-Calais). Ausdem Naturschutzgebiet des Mannevilles wird berichtet, dass die Schottischen Hochlandrinder bei einer Beweidungsdichte von einem Rind pro1,5 ha und gleichzeitiger Beweidung des gleichen Gebietes mit einem Pferdpro ha keine zusätzliche Fütterung brauchen. Die bei Hausrindern übliche Pflege, wie Wurmbehandlung und Schneiden derHufen, erwies sich als nicht nötig. Auch haben die Hochlandrinder keineStallung.
3.4.4. Griechenland
Das Schottische Hochlandrind war denalten Griechen unbekannt. Ihre Natur war jedoch nicht besser als dieunsrige, wie die Geschicht vom König Midas berichtet. Die Göttererfüllten dem König seinen Wunsch, dass alles, was er berühre, sich in Gold verwandle.Und siehe da: als er seinen hölzernen Königsstab nahm, verwandeltesich dieser in pures Gold. Da kam sein Sohn, der ganze Stolz seines Vaters, herein und als sein Vater ihn liebevoll aufnahm, dahielt König Midas plötzlich eine goldene Kinderstatue in seinen Armen. Vor Schreck wollte ereinen Schluck Wein nehmen, doch dieser erstarrte nun zu Gold in seinemMunde. Da erkannte König Midas seinen Irrtum und er flehte dieGötter an, den erfüllten Wunsch rückgängig zu machen.

4. DISKUSSION
Nachdem in der Einleitung bereitsausführlich auf verschiedene Bewertungsaspekte eingegangen wurde, kann die Diskussion verhältnismässig kurz bleiben. Vielleicht zum Überfluss muss darauf hingewiesen werden, dass die Zahlen und Werte grosseAnnäherungen beinhalten und auf mehreren Annahmen basieren. Sie können darum, obwohl sie mit Sorgfalt zusammengestellt wurden, nur eine Annäherung an die Wirklichkeit bieten. Die Zahlen beziehen sich auf die theoretische Einheit "Projekt Hochlandrind", das in Tat und Wahrheit jedoch dieLeistungen und Beiträge vieler Beteiligten umfasst.

4.1. Betriebsrechnung und Gesamtbilanz
Beim Zusammenzählen aller erbrachten Leistungen fällt der Umfang des Projekts ins Auge. Die Betriebsrechnung über fünfeinhalb Jahre ergibt eine Summe von SFr. 270.489,--. Umgerechnet auf fünfeinhalb Jahre bedeutet das einen Jahresumsatz von SFr. 49.180,--. Da die laufenden Ausgaben jeweils sofort finanziert wurden, bzw. der Gegenwert in Arbeitsleistungen erbracht, ist das kalkulatorische Betriebsergebnis Null. In der Bilanz erscheinen die gegenwärtigen Werte des Rinderbestandes und der Bauten und Gehege. Da es keine tatsächliche Projektrechung gibt, können keine Rückstellungen für Abschreibungen bzw. Ersatz der Bauten gemacht werden. Wenn man davonausgeht, dass die Bauten, Zäune und Gehege durch die regelmässigen Unterhaltsarbeiten ihren Wert in etwa beibehalten, können weitere jährliche Abschreibungen entfallen. Doch muss damit gerechnet werden, dass die Unterstände etwa eine Lebensdauer von zwanzig Jahren haben, sodass spätestens um das Jahr 2010 hier wieder eine grössere Investitionfällig sein wird. Das in der Bilanz ausgewiesene Eigenkapital von SFr. 110.368,-- basiert auf der gegenwärtigen Bewertung des Rinderbestandes, der Gehege und Bauten, sowie den Wert der neuen Tierwaage. Das reine Rinderkonto schliesst noch negativ ab, mit einem Verlustsaldo von SFr. 13.671,--. Wenn die drei im Jahre 1995 geborenen Jungtiere verkauft werden (voraussichtilicher Ertrag SFr. 10.500,--), wird das reine Rinder-Verlustssaldo nur SFr. 3.171,-- betragen. Bei weiteren Geburten und unfallarmem Betrieb dürfte das Ergebnis in die grüne Gewinnzone gelangen, allerdings immer ohne Berücksichtigung des Verwaltungs-, Arbeits- und Materialaufwandes. Nach etwa zehn Jahren ist wieder eine Investition in einen Zuchtbullen fällig, da dieser aus genetischen Gründen nicht aus der eigenen Zucht ersetzt werden darf.

4.2. Vergleich Hochlandrind-Beweidung mit maschineller Bewirtschaftung
Das Projekt Hochlandrind erscheint in ökonomischer Hinsicht eindeutig aufwendiger als die rein maschinelle Bewirtschaftung. Ein jährlicher "Ökorind"-Betriebsverlust in Höhe von SFr. 44.803,-- steht einem kalkulatorischen Betriebsverlust von SFr. 12.000,-- bei maschineller Bewirtschaftung gegenüber. Wenn man die monetarisierten gesellschaftlichen jährlichen externen Nutzen in Höhe von SFr. 125.005,-- , gemäss der Aufstellung aus Abschnitt 3.3.3., mit in Betracht zieht, ergibt sich bei der Beweidung der Feuchtgebiete durch das Schottische Hochlandrind ein Jahresüberschuss von SFr. 80.302,--. Diese "internalisierten Nutzen" der Rinderbeweidung bestehen aus:
  • Ökologischer Wert, Artenschutz, Artenvielfalt,
  • Freizeit- undErholungswert für BesucherInnen,
  • Existenzwert (das blosse Wissen um das Dasein der Hochlandrinder),
  • Umweltschutzmotivationswert,
  • Werbewirkung für die PetiteCamargue,
  • Standortattraktivitätswert für die Region Basel, und
  • Ertrag für Lehre und Forschung

    Die Zielsetzungen der Beweidung durch das Schottische Hochlandrind - die Entbuschung und das Freihalten der Wasserflächen und Erhaltung der Feuchtgebiete auf natürlicher Art - wird erreicht. Die Rinderbeweidung ist ökologisch vorteilhaft und hat zu einer Erhöhung der Artenvielfalt im Vergleich zu der vorherigen maschinellen Bewirtschaftung geführt. Vorerst muss die Frage noch offen bleiben, wie Menschen, bzw. BesucherInnen, den ökologisch wertvolleren Lebensraum bewerten.

    4.3. Voraussichtliche längerfristige Entwicklung
    Die gebärfähige Lebensdauer eines Muttertieres beträgt etwa zehn Jahre. Dies ist ebenfalls dieZeitspanne, innert derer sie noch einen Fleischwert haben. Allerdings ist ihr Ertrag als Lieferantin von Jungtieren grösser. Die Ochsen leisten ihren "Dienst als Rasenmäher" während ihrer Lebensdauer von etwa zehnJahren. Allerdings müssten sie dem Metzger verkauft werden bevor sie drei sind, weil ihr Fleischsonst fast nichts mehr wert ist. Wegen Inzucht und Konkurrenzverhaltendürfen die Stierkälber nicht unkastriert bei den Herden bleiben. Dieweiblichen Jungtiere können als Zuchttiere verkauft werden. Je nach Anzahl der Jungtiere ergebensich Beweidungsdichten der Zuchtgruppe von 1,5 bis 2 Tieren pro Hektare.Die zurzeit sechsköpfige Ochsengruppe ergibt ebenfalls eine Beweidungsdichte von etwa 1,5Tieren pro Hektare. Die verfügbare Fläche, wenn die dritte Weide"Lauber" dazukommt, erlaubt eine Ochsengruppe von acht bisneun Tieren mit Beweidungsdichte von etwa 2 Tieren pro Hektare.
    Die beweideten Flächen vergrössern sich dadurch von 25,6 ha aufgesamthaft 30,4 ha. Wenn man das reine Rinderkonto betrachtet, dürften sich für dienächsten Jahre Überschüsse ergeben. Allerdings wird der Marktfür Zuchtvieh eine Sättigung erreichen, voraussichtlich in dennächsten fünf bis zehn Jahren, weil die Hochlandrinder doch eher eine Marktnischebelegen. Danach werden die Erträge hauptsächlich ausSchlachtfleisch-Ertrag stammen. Ein französischer Störmetzger ausder Region machte einen Voranschlag für das Schlachten eines Hochlandrindes. Bei einer Einzelschlachtung wirdein Arbeitslohn von SFr. 150,-- berechnet. Der Fleischertrag bei einemOchsen mit 400 kg Lebendgewicht wird etwa 200 kg betragen, wofür derMetzger etwa FFr. 30,-- pro Kilo bezahlen wird. Dies ergibt einen Schlachtertrag von SFr.1.350,-- pro Tier, was wesentlich weniger ist als der Ertrag bei Verkaufdes Schottischen Hochlandrinds als Zuchtvieh.
    Gesamthaft wird die Hochlandrinderhaltung ein Zuschussbetrieb bleiben,angewiesen auf unsere Einsicht in die Notwendigkeit des Naturschutzes undder entsprechenden Bereitstellung von finanziellen und ideellen Mitteln.Ein manchmal angestrebtes Ziel einesselbsttragenden Naturschutzes dürfte kaum je erreicht werden.Vielleicht ist dies von der Definition her bereits unmöglich, weil eine wirtschaftlich rentable Natur keinen Schutz braucht. So werden wir uns den Naturschutz weiterhin etwas kosten lassen müssen, mit dem Wissen, dass der Ertrag an Lebensqualität und Zukunftssicherungnicht finanziell ermessbar ist.

    5. LITERATUR
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    de omnibus dubitandum est

    NACHWORT

    Montagmittag 11. September 1995

    Pfff ... Die Arbeit ist fertig, und nun radle ich nochmals in die Petite Camargue Alsacienne um sie zum Korrekturlesen abzugeben. Dort beschliesse ich, mir die Tiere endlich mal aus nächster Nähe anzuschauen: keine Wirtschaftszahlen, sondern lebendige Rindvieher. Die Ochsengruppe sehe ich auf der fernen Seite der Weide. Ich gehe hin undfinde sie in einem wieder ausgegrabenem Altarm des Rheines, bis zu den Knöcheln im Wasser stehend. Sie bewegen sich kaum. Einer starrt mich eine Weile an, verliert dann sein Interesse. Ob sie sich langweilen? Vom Westen kommt der ständige Lärm der Autobahn mit dem Wind herüber,oben Flugzeuglärm. Ob sie das stört? Existenzwert der Rinder - so geht mir durch den Kopf - das blosse Wissen um die Anwesenheit der Schottischen Hochlandrinder in der Region,könnte auch eine Rechtfertigung sein, so weiter zu leben wie bisher. Die Natur wird ja geschützt.
    Später, im Molinetum, finde ich die Zuchtgruppe, just auf der anderen Seite der Holzbrücke. Den Stier und drei Kühe sehe ich. Die Tiere bemerken mich und kommen näher, etwas essend, bis auf wenige Meter. Ich kann nicht weitergehen, weil die Weide für meine Halbschuhe zu tiefe Wasserlachen und Schlamm hat. Längere Zeit stehe ich fast reglos da, bis die Tiere sich abwenden und weglaufen. Ich kehre zurück. Bereits nach wenigen Schritten im meterhohen Gras und zwischen den Gebüschen sieht man die Rinder nicht mehr. Doch was höre ich? Holterdiepolter! Hufe auf der Holzbrücke die ich kaum verlassen habe. Da, plötzlich, ist die ganze Herde mir nachgerannt und ich bin umzingelt! Schön, die lebhaften und fröhlichen Tiere! Fünf Kühe, dreiKälber und der Stier. Ich stehe inmitten der Tiere.
    Ich gehe weiter, setze mich auf den Steg, welcher über den Zaunführt, und warte. Die ganze Gruppe ist mir gefolgt, und wartet ebenfalls, wahrscheinlich auf Futterbröckli. Schade, aber daran hatte ich nicht gedacht. Eine Kuh, mit dem Nummernschild 255 im rechten Ohr - ihren Namen kenne ich noch nicht - kommt mir ganz nahe und beschnuppert nach einer Weile meine Hosenbeine und meine Hand. Sie lässt es zu, dass ich ihr die Haare auf dem Kopf kraule. Schöne, zutrauliche Tiere sind es. Ich beobachte ihre Bewegungen, wie die dicke Zunge links-rechts das Gras fasst und ins Maul zieht. Um die Augen immer Fliegen, breite Hufe im schlammigen Boden. "Schlachten?", denke ich. Wenn man ihnen vorher ein anständiges Leben gegönnt hat? Und wenn man sie wie ehemals bei den Indianern um Verständnis bittet, weil man darauf angewiesen ist?

    Später, auf der Heimfahrt, pfeife ich ein Lied und denke: "Es hat sich gelohnt!"

    Helmut Lubbers

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