Kunstschnee auf dem Bundesplatz in Bern![]() Aber alles schön der Reihe nach. Der Schnee kam um neun Uhr, mit dem Lastwagen. Es fuhren immer mehr LKWs auf. Insgesamt 140 an der Zahl waren es schliesslich, die 2500 Kubikmeter Schnee bzw. sogenannter Eisabrieb aus 14 regionalen Kunsteisbahnen herankarrten. 2500 Kubikmeter eisig weisses Material - damit liesse sich sogar ein mittelgrosses gar 20 Meter hohes Mehrfamilienhaus verschütten. Gewissermassen durch eine gigantische Dachlawine direkt von der Kuppel des Bundeshauses künstlich ausgelöst, gesprengt, im Dienste des Spitzensports. Die rot-grün-regierte Energiestadt Bern unterstützt den Anlass mit 180'000 Franken. Und der Kanton, finanziel so ziemlich am Boden, hilft seinerseits mit einer Defizitgarantie in gleicher Höhe. Die öffentliche Hand finanziert demnach mehr als ein Drittel des Budgets des kurzweiligen Langlaufspektakels. Die weltweit rund 18 Millionen TV-Zuschauer, die an diesem Wochenende auf das künstlich frostig eingeschneite UNESCO-Weltkulturerbe Bern blicken, werden es den selbstlosen Stadt- und Kantonsbehörden sowie den ungefragten Steuerzahlern danken, irgendwie, irgendwann. Und ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch dem Zivilschutz, der seine Existenz einmal mehr mit tatkräftigem Zupacken bei solch friedlich-kommerziellen Sportanlässen trefflichst ligitimiert. Vor dem Paralmentsgebäude herrst energiemässig Eiszeit. Und ökologische Bedenken werden vom Pistenfahrzeug, das eigens in Kandersteg, wo den sonst, requiriert worden ist, zerhäckselt und plattgewalzt. Längst vorbei die Zeiten, wo nicht nur ein paar grüne Fundis scharf auf Schneekanonen geschossen haben, wo künstliche Beschneiungsanlagen gar mit Volksinitiativen bekämpft wurden. Vorbei und vergessen. Schnee von gestern. Das waren grüne Gedanken zum Künstlichen Weiss, von Peter Maurer. Quelle: Das Echo der Zeit von Schweizer Radio DRS vom 4.12.2004. (Verantwortlich waren Annelies Tennisch und Barbara Büttner: Am Mikrophon war Martin Durrer.) Transkription: Helmut Lubbers, 4.12.2004 |