[Abschrift der Radiosendung DRS1-Echo vom 16.10.2011] |
[Einführung] Heute is Welternährungstag. Treffender müsste es wohl heissen "Welt-Hungertag". Denn der 16. Oktober soll daran erinnern, dass weltweit rund eine Milliarde Menschen nicht genug zu essen haben. In Afrika, In Äthiopien etwa, oder Somalia, gibt es sogar akkute Hungersnöte.
Klar ist die Zahl der Hungernden gemessen an der Weltbevölkerung in den letzten 20 Jahren leicht zurückgegangen aber immer noch ist jeder siebte Mensch unterernährt. Warum sich daran so schnell nichts ändern dürfte: Maren Peters. [Bericht] Arme wie dürre Äste, riesige Augen in ausgemergelten Gesichtern, Kinder, die greisenalt wirken. Die Bilder des Sub-Sahara-Hungers sind erschreckend vertraut. Doch es gibt auch neuere Bilder des Hungers. Der Tortilla-Aufstand in Mexiko 2007, wo Zehntausende wegen dramatisch gestiegener Preise der Maisfladen auf die Strasse gingen. Oder die Aufstände in Nordafrika und dem Mittleren Osetn in diesem Jahr, die auch ein Protest gegen zu hohe Brotpreise waren. Auch in den kommenden Jahren würden die Nahrungsmittelpreise steigen, erratet Agrarökonom Harald von Witzke von der Berliner Humbold-Universität: "Wir rechen damit, dass gegen Ende dieses Jahrzehnts die Preise wichtiger Agrargüter 50 bis 100 Prozent über denjenigen liegen werden, die wir Anfang des letzen Jahrzehnts gesehen haben." Tendentiös steigende Nahrungsmittelpreise erwartet auch die UNO Ernährungsorganisation FAO. Grund sei die wachsende Nachfrage in aufstrebenden Schwellenländern wie China und Indien. Aber auch die Produktion von Biosprit, die dazu führe, dass immer mehr Nahrungsmittel nicht auf dem teller sondern im Tank landeten, was die Nachfrage weiter anheize. Dabei seien hohe Preise für Agrargüter wie Weizen, Mais und Zucker im Prinzip sogar gut für arme Länder, sagt etwa FAO Experte Costa Stamowitz. "In principle high prices are good for agricultural producers. They are an incentive to produce more." Denn wenn Kleinbauern in Afrika oder Asien ihre Produkte auf dem Markt teuer verkaufen können, sei das ein Anreiz, mehr zu produzieren. Als die Preise für Agrargüter niedrig waren, also bis 2007 etwa, fehlte dieser Anreiz. Die Produktivität sank. Die Kleinbauern wurden abhängig von kostenloser Lebensmittelhilfe aus den Industrieländern. Das schwächte die Motivation, selbst Weizen und Mais anzubauen weiter, sagt Agrarprofessor von Witzke. "Dabei wird oft übersehen, dass der grösste Teil der mangelernährten Menschen auf dem Lande lebt. Das sind Kleinbauern, die ihr Produktionspotential nicht ausnutzen können um sich selbst zu ernähren und Ihre Familien, geschweige denn einen Überschuss für den Markt zu erzielen." Auch von Witzke ist überzeugt, dass man den Welthunger am besten mit hohen Weltmarktpreisen für Agrargüter wie Weizen, Mais oder Reis bekämpfen kann. Das problem sei aber, sagt FAO Experte Stamul, dass hohe Preise allein nicht ausreichten. "The problem is that those who produce more, those farmers, have to have access to Markets, access to inputs..." Die Kleinbauern in armen Ländern bräuchten auch einen besseren Zugang zu den Märkten, um ihre Produkte verkaufen zu können. Und, sie bräuchten Zugang zu modernem Saatgut und Mineraldünger. "... to be able to increase and respond to the high prices." Weil all das fehlte, weil die Weltmarktpreise zu niedrig waren und auch weil die Industrieländer lange Jahre auf kostenlose Lebensmittelhilfe gesetzt haben, konnte sich die Landwirtschaft in vielen armen Ländern nicht entwickeln. Erst wenn sich das ändere, hätten die Kleinbauern eine Chance, auf die hohen Weltmarktpreise zu reagieren, wieder mehr in der Ackerbau zu investieren um mehr zu produzieren, sagt FAO Experte Stamule. Doch selbst wenn dieser Saat gelegt ist, bis zur Ernte dürften Jahre, wenn nicht Jahrzehte vergehen. Kurzfristig ist daher wohl nicht mit einer Entspannung auf der Hungerfront zu rechnen. Im Gegenteil, kurzfristig dürften die hohen Agrarpreise dazu führen, dass Hunger und Mangelernährung noch dramatisch zunehmen. [Sprecherin] Der Bericht von Wirtschaftsredaktorin Maren Peters. |
Man könnte fragen:
Sträflich ist jedoch das Unwissen oder vielleicht die Verdrängung des Wissens um das Ölfördermaximum, auf dem wir uns seit etwa fünf Jahren befinden. Da wird weiter auf Wachstum gesetzt, obwohl wir nach dem kurz bevorstehendem Ende des Ölmaximums mit einem Rückgang der Industrie- wie auch Agrarproduktion rechnen müssen. Es gibt nämlich keinen Ersatz für Diesel und Benzin für Traktoren, Transporte und Verarbeitungsindustrie. Die verbleibende fossilen Energien werden dort verwendet werden, wo sie unabkömmlich sind: zum Beispiel für die Regierungsaufgaben, beim Militär, in der Kommunikation und bei der Elektriziätserzeugung. Es wird der Anfang des Ende der Globalisierung sein. Sogenannt "erneuerbare Energien" sind Elektrizität, deren Erzeung auch an Grenzen stösst, und das Öl in vielen Bereichen, auch als Grundstoff, nicht ersetzen kann. |