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Umstrittene CO2-Kompensation
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CO2-Kompensation: Augenwischerei oder wirksamer Klimaschutz?

Sehr geehrte Frau Frey,

ich hörte grad Ihre ECHO sendung über den Gold Standard für Klimagaskompensationsprojekte. Weiter unten finden Sie eine Mail, die ich vor 14 Monaten an Myclimate.ch sandte.

Ich habe mir die Webseiten von Myclimate.org und auch www.atmosfair.de/ angeschaut und finde nichts wesentlich neues.

Das von Herrn René Westermann erwähnte Project auf Madagaskar erzeugt scheint's ebenfalls eine relative Verringerung der Ausstösse im Vergleich zum Weiter-wie-bisher (Business As Usual) Szenario.

Flüchtig gelesen könnten die zwei Bilder und der Text den Ersatz von Dieselgeneratioren durch Windkraft suggerieren (Instead of power from diesel... energy from wind ). Aus dem Text geht das jedoch nicht klar hervor. Die Probleme werden hervorgehoben aber es wird nicht gesagt, dass die Dieselzentrale nach Herstellung der Windmühlen geschlossen werden soll.

Dann geht es auch um Entwicklung. Entwicklung jedoch, wie auch Anlagen für sogenannte "klima-neutrale und erneuerbare Energie", erzeugen auf jeden Fall Mehrausstösse an Klimagasen,

- erstens wegen der Herstellung und des Unterhalts der Anlagen (keine einzige industrielle Anlage ist je CO2-neutral. Herstellung und Betrieb werden immer durch Energie aus fossilen Brennstoffen subventionniert.)

- zweitens weil es die writschaftliche Aktivität fördert, also Wirtschaftswachstum, sowie ein weiteres Bevölkerungswachstum zeitweilig erlaubt. Wachstum ist jedoch immer und unvermeidlich mit einer Zunahme des Verbrauchs von nichterneuerbaren Rohstoffen verknüpft, auch wenn gewisse Ökonomen das nicht wahrhaben wollen. Die Erde ist jedoch bereits überbevölkert und unser Rohstoffverbrauch ist viel zu hoch. Die Tragfähigkeit der Erde ist um ein vielfaches überschritten.

- drittens wiegt es uns hier im Norden in die vermeintliche Sicherheit, wir täten etwas gutes uns könnten weiter unserer normalen Politik verfolgen, jener des Wachstums.

Allesamt vergessen wir, dass die Erde rund ist, dass die maximale Erdölfördermenge innert einiger Jahre erwartet wird, dass der Grossteil der heutigen Wirtschaftsstrukturen und die Nahrungsmittelproduktion voll von Öl und Gas abhängig sind. Elektrität kann uns da nicht aus der Klemme helfen.

In der Financial Times stand heute: "A more disturbing thought is that we may in the longer term be approaching the limits of our ability to exploit the natural resources required for food production - crude oil, cultivable land, soil fertility and available fresh water, to name a few."

Hierzu dürfen sie die zwei Videos "Peak Oil Survival - The Long Emergency Energy Crisis" und "A Post-Oil Man" anschauen. Mir liessen sie den Magen zusammenkrampfen.

Der Verfasser, victor . mallet @ ft . com, schliesst seinen Artikel "A modest proposal for preventing world famine" mit dem haarsträubenden Satz: "We must all hope that human ingenuity will foster another green revolution and provide us with the extra food we will need when our numbers top 9bn in the decades to come."

Da wird die Rettung der Welt mit Hoffnung beschworen, und mit Technologie.

Wenn wir etwas machen wollen, müssen wir jetzt schaffen mit den Mitteln die wir haben. Wir müssen reduzieren, relokalisieren, entmechanisieren, verlangsamen. Nur so können wir den übermässigen Ressourcenverbrauch und duie Treibhausgasasstösse verringern und daraufhin arbeiten eine Endzeit zu vermeiden.

Mit freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers, Umweltwissenschaftler.

---------- Forwarded message ----------
From: Helmut Lubbers Date: 26 Feb 2007 13:21 Subject: Carbonneutral und Kompensationen To: dellantonio @ myclimate . org Cc: jann . Lienhart @ srdrs . ch

Sehr geehrte Frau Dellantonio,

Ich hörte Sie gestern in der ECHO-DRS Sendung. Sie machen Ihre Arbeit sicher nach bestem Gewissen. Dennoch muss ich Ihnen sagen, dass Carbonneutralität nicht existiert und dass Kompensationszahlungen für Projekte und dergleichen immer eine netto Erhöhung der CO2-Emissionen zu Folge haben. Das ist eine rein wissenschaftlich und faktisch begründete Tatsache.

Sie mögen dazu meine ecostories anschauen, zum Beispiel diese www.ecoglobe.ch/climate/d/echo7203.htm oder www.ecoglobe.ch/climate/e/term7128.htm

Der Klimawandel ist unaufhaltbar. Die Kyotoziele sind viel zu wenig, viel zu spät und ihre Mechanismen führen zu einer netto Erhöhung der Ausstösse, weil ein Business-as-usual Szenario verglichen wird mit einer Entwicklung (=Expansion menschlicher Tätigkeiten), wobei die Zunahme der Emissionen etwas geringer ist als normalerweise.

Im Endeffekt geht's immer um Wachstum und Zunahme des Verbrauchs und der Emissionen.

Das haben die Klimaschutztheoretiker nie gesagt und die grosse Masse lässt sich nun irreführen und glauben fälschlicherweise, mit Ablasszahlungen etwas gutes zu tun.

Der einzig effektive Weg, die Emissionen zu verringern, und darum geht's, ist unser Konsum zu verringern. Dazu gibt's viele Möglichkeiten, zum Beispiel durch Relokalisierung unserer Wirtschaftsstrukturen, wodurch ein Grossteil der Transporte von Menschen und Gütern wegfällt. Bei vollem Einsetzen des Ende der Erdölförderung und der Folgen des Klimawandels werden wir dazu sowieso gezwungen sein.

Wie gesagt, Sie arbeiten sicher nach bester Ehre. Aber MyClimate hilft nicht sondern schadet unserer Entwicklung zur Nachhaltigkeit.

Mit freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers

--
Helmut Lubbers, ecological psychologist
ecoglobe - ecology discovery foundation
14 blvd Carl-Vogt, Geneva 1205, Switzerland
+41 22 3212320 - http://www.ecoglobe.org

***** www.ecoglobe.ch/sustain/e/anni7119.htm *****



cc: http://www.ecoglobe.ch/climate/d/echo8417.htm

In der heutigen (noch) Überflusswirtschaft ist nicht der Zweck wichtig sondern nur das Wirtschaftswachstum. Deswegen müssen immer neue Bedürfnisse geschaffen werden und die Konsumenten in eine dauerhafte Unzufriedenheit versetzt werden. Ergebnis ist eine Welt, die Voll ist, überbelastet und der Ressourcenerschöpfung entgegenhechelnd.

Aber was machen wir nun mit den Arbeitsplätzen, die da in der Automobil- und Zulieferindustrie verloren gehen werden, und nicht nur dort? Wenn wir den Kaffe wieder von Hand mahlen und auf eine Vielzahl anderer Luxusprodukte des modernen Lebens verzichten, werden wir an Zukunft gewinnen und Arbeitsplätze. In einer restrukturierten Arbeitswelt werden wir langsamer und wieder vermehrt an Ort das herstellen was wir brauchen. An Arbeitsplätzen wird es uns nicht fehlen. Im Gegenteil. Aber die Arbeit wird verschieben. Die exportierte Arbeit wird wieder ins Land zurückkomen. Die riesigen Kosten für Transporte und Infrastruktur werden wegfallen und die entsprechenden Industrien werden massiv abbauen.

Wir werden Zukunft gewinnen und dieses Szenario einen schrumpfenden und entschwindenden Welt stoppen. Das Wirtschaftswachstum beschleunigt die Erschöpfung der Erde, bis für die Enkel nichts mehr übrigbleibt.
Helmut Lubbers ... 28.1.2007 English
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