Können Atomkraftwerke wirklich einen Beitrag leisten gegen den Klimawandel?
Die Behauptung der Nuklearbefürworter lautet: "Am Nuklear kann man nicht vorbeikommen,
zur Sicherstellung der Elektrizitätserzeugung und zur Verringerung der
Treibhausgasausstösse."
Diese Behauptung ist nicht ohne weiteres richtig, wie man aus der nachstehenden Rechnung und Tabelle ersehen kann.
Wenn es um die Sicherstellung der Elektrizitätserzeugung geht, muss man bedenken, dass auch das Uran ein fossiler Brennstoff ist, dessen Vorräte beim heutigen Verbrauch noch für etwa 60 Jahre reichen. Die Kernfusion ist eine Technik deren Verwirklichung in weiter Ferne liegt - vielleicht. Die technischen Probleme scheinen unüberwindbar, temperaturfestigkeit der Materialien, z.B..
Der Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasausstösse kann nur verschwindend klein sein. Der nukleare Anteil an der Elektrizitätsproduktion beträgt nämlich nur etwa drei Prozent. Der Anteil des gesamten treibhausgaswirksamen Energieverbrauchs ist fast 90 Prozent. Um die fossile Energieproduktion von 90 auf 89 Prozent zu verringern müsste der nukleare Anteil von 3 auf 4 Prozent erhöht werden, dass heisst um ein Drittel, um 33 Pozent.
Dies würde bedeuten, dass die Anzahl der Atomkraftwerke von derzeit etwa 450 um 150 auf 600 erhöht werden müsste. Alles unter der Annahme, dass Atomkraftwerke wirklich CO2-neutral sind.
Aber wieviel CO2 und weiterer Umweltverschleiss würden der Bau und der Betrieb dieser Kraftwerke nach sich ziehen? Woher sollen die Energie und die Grundstoffe kommen, um die neuen Atomkraftwerke zu bauen? Wo sollen sie gebaut werden? Gibt es genügend Kühlwasser? Ab wann werden diese Kraftwerke dann einen Beitrag leisten? Und was bedeutet es sie am Ende ihrer Lebensdauer wieder abzubauen?
Es gibt wahrlich schnellere und weit versprechendere Methoden um den Treibhausgasausstoss zu verringern, wie zum Beispiel: Relokalisierung von Produktion unde Kunsum (Vermeidung von Transporten von Menschen und Gütern), Verringerung der Geschwindigkeiten (Fahrrad statt Auto, usw) mit entsprechend weniger Aufwand für Infrastrukturen und Fahrzeuge, Verlängerung der Lebensdauer unserer Waren und Verringerung der Wegwerfprodukte (ein Stuhl kann Jahrhunderte, ein T-shirt viele Jahre gebraucht werden, z.B.), Verringerung der Beleuchtungen bei Nacht, um nur die wichtigsten zu nennen.
Endenergie |
Verbrauch 100,0 % |
Production 100,0 % |
Quelle Seite |
wovon elektrische Energie |
18,7 % |
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22 |
wovon aus AKWs 16,6 % = |
|
3,1 % |
2 |
und aus Wasserkraft 16,2 % = |
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3,0 % |
2 |
Endverbrauch Kohle-Gas-Oel
(8,3 - 18,9 - 50,1 %) |
77,3 % |
|
22 |
Rest - Bio, Sonne, Wind, sonstige (= abgeleitete Zahl) |
4 % |
4,0 % |
22 |
Der fossile Anteil (jedoch ohne Atomkraft) an der gesamten Energieproduktion (=abgeleitete Zahl) |
|
89,9 % |
- |
Quelle der Zahlen: www.cea.fr INFORMATIONS
SUR L'ÉNERGIE
2005, CEA - Commissariat de l'Energie Atomique
Direction de la communication
Documentation
31-33, rue de la Fédération
75752 Paris cedex 15
Tél : 33-(0)1 40 56 10 17
Fax : 33-(0)1 40 56 20 01
e-mail : patrice.renault at cea.fr |
Genaue Rechnung:
Der nukleare und nichtfossile Anteil an der Endenergie beträgt 3,1 + 3,0 + 4
= 10,1 % (vom weltweiten Gesamtenergieverbrauch).
Der fossile Anteil beträgt also 89,9 %.
Wenn man diesen Anteil nun mittels
Bau von Atomkraftwerken von 89,9 auf 88,9 Prozent senken möchte (und
dadurch die CO2-Ausstösse um 1.1 Prozent senken), müsste man die
Nuklearkapazität von 3,1 % auf 4,1 % erhöhen, das heisst um einen Faktor (4,1 dividiert durch 3,1) = 1,322
vergrössern.
Das bedeutet, dass man zu der bestehenden Anzahl AKWs von
etwa 455, etwa 32,2 % = 147 Stück hinzufügen müsste.
Dies jedoch erscheint völlig illusorisch. Woher sollen die Energie und die Grundstoffe kommen, um die neuen Atomkraftwerke zu bauen? Wo sollen sie gebaut werden? Gibt es genügend Kühlwasser? Ab wann werden diese Kraftwerke dann einen Beitrag leisten?
Der stetig steigende weltweite Verbrauch an Rohstoffen und fossilen Brennstoffen, die stetig abnehmenden Vorräte und die bald erwartete Spitze und danach Rückgang der Öl- und Gasförderung weisen in Richtung einer Energie- und Rohstoffkrise innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahren. Wenn die Krise eintritt, wird auch jeder Atomkraftwerkbau zum Erliegen kommen und der ganze Aufwand ist umsonst.
Das Ende der fossilen Energien bedeutet auch das Ende unserer Gesellschaft der grossen Zahlen und der hohen Geschwindigkeiten. Es gibt nämlich keinen Ersatz für Öl, Gas und Kohle. Die Ersatzenergien scheiden aus veschieden Gründen aus. Atomkraft - die heutige Atomspaltung hat nur noch für etwa 60 Jahre Uranvorräte. Die Kernfusion ist technisch unmöglich, Wasserstoff unwahrscheinlich. Alternativen wie Wind-, Wasser- und Solarenergie sind begrenzt. Bioenergie aus Ackerbau ist eine Sackgasse weil in Konkurrenz mit Nahrungsmittelerzeugung.
Aber nicht der drohende Energiemangel ist das Problem unserer Zeit sondern der Energieüberfluss. Nur dank der riesigen fossilen Energiemengen sind wir in der Lage gewesen, unsere Bevölkerungszahl und den Prokopfverbrauch auf die heutigen Mengen zu steigern. Nur dadurch wurde es möglich, die Erde derart auszuplündern und zu verschmutzen, dass der Umweltzschutz und die Nachhaltigkeit die alles überlagernden Themen unserer Zeit wurden.
Wir haben die Tragfähigkeit der Erde bereits um ein Vielfaches überschritten. Anstelle vom "weiter wie bisher" müssen wir radikal umkehren und unseren Verbrauch senken. Wir müssen reduzieren anstelle von wachsen, wenn wir wollen, das für unsere Kinder in den nächsten Jahrzehnten noch etwas übrigbleibt.
Auch wenn wir noch für einige Zeit andere Energien fänden, so würde das nur unsere Illusion verlängern, dass wir so weiter wirtschaften un wachsen können. Und es werden wichtige Zeit und Aufwand vergeudet, die wir dringend für eine geordnete Umstrukturierung unserer Wirtschaft brauchen.
Die einzige Chance, die nächsten Jahre ohne Katastrophe und Rohstoffkriege zu bewältigen besteht in einem radikalem Bruch mit der vorherrschenden Wachstums- und Geschwindigkeitsideologie. Wir müssen unsere Gesellschaften relokalisieren, d.h. lokal herstellen was wir lokal brauchen. Langsam und langlebig. Genügsam und gescheit.
vergleiche Overshoot (Englisch)
Klimaveränderung
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