"Die Folter"sie kommen im morgengrauen,sie treten dir mit stiefeln in die tür. sie schlagen dich auf deine fragen in den magen, verdrehn dir die arme und schleppen dich in ihren wagen. du sagst, so was kann nie geschehn - doch es geschieht, nur kann man es nicht sehn, weil es im geheimen passiert, solange die folter weiterexistiert. sie bringen dich in einen feuchten keller, sie schlagen dich und sagen: rede schneller! sie geben dir elektroschocks und spritzen, sie hindern dich am schlafen, liegen, sitzen, du sagst, das gibt's nur in diesem lied, kann sein, dass es schon morgen dir geschieht, weil es tagtäglich überall passiert, solange die folter weiterexisiert. du glaubst, sie sind nicht in der überzahl, die folterknechte sitzen überall: im norden, süden, osten und im westen wird es bald heissen: wer foltert am besten?! du sagst, du hast nichts damit zu tun. es reicht nicht, sich in unschuld auszuruhn, weil jeder mensch die würde verliert, solange die folter weiterexistiert. Lied von Georg Danzer (*1946) «Während Jahren wurde ich in einer winzigen Zelle festgehalten. Mein einziger menschlicher Kontakt war zu meinen Folterern. Während 2½ Jahren sah ich überhaupt kein menschliches Gesicht mehr, kein grünes Blatt - nichts. Die einzigen Lebewesen, die ich sah, waren die Schaben und Mäuse. Das bisschen Tageslicht, das in meine Zelle fiel, kam durch einen schmalen Schlitz in einer Wand unterhalb der Decke. Während acht Monaten waren meine Hände und Füsse gefesselt. Am Weihnachtsabend öffnete sich meine Zellentür, und der Wärter warf ein zerknittertes Stück Papier hinein. Ich bewegte mich so gut ich konnte, um das Papier aufzuheben. Das einzige, dass darauf stand, war <Constantin, verzweifle nicht: Wir wissen, dass du lebst.> Es war mit <Monika> unterschrieben und hatte das Amnesty-Zeichen darauf. Diese Worte haben mein Leben und meinen Geisteszustand gerettet. Acht Monate später war ich frei.» (Amnesty International) Quelle: "Mitten in einem Vers", Bern, Kantonales Lehrmittel |