ecostory 41/2007
Wassermangel in Italien
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    "Rom wappnet sich gegen Dürre-Katastrophe Die italienische Regierung ergreift Massnahmen gegen die seit letztem September anhaltende Dürre und will in den nächsten Tagen einen Krisenplan vorlegen. Besorgniserregend ist vor allem die Lage des Po, dessen Pegel ein Rekordtief erreicht hat. Von seinen 141 Nebenflüssen sind einige schon ausgetrocknet. Sollte es in Italien demnächst nicht massiv regnen, droht dem Land eine schlimmere Dürre als im Sommer 2003. Strom- und Wasserverbrauch müssten rationiert werden, Industrie- und Landwirtschafts-Betriebe ihre Produktion einstellen. (Radio DRS1 ECHO - Rolf Pellegrini 30.04.2007) (Niederschrift und Kommentar: Helmut Lubbers)
Die Sonne scheint. Es ist heiss, beunruhigend heiss. Der Po tümpelt. Ticino tümpelt, dort wo sie zusammenkommen, beim Ponte de la Becca, bei Pavia. Sandbänke. Blasen auf dem Wasser. Am Ufer ein grosses Restaurant, einem Schiff nachgebaut, Zentrum eines Bootverleihs für Sommerfrischler. Keine Kunden. Ein paar Einheimische sitzen vor einem Glas Wein.

Giorgio Berretti ist seit einem Jahr pensionniert. Er lebte schon immer am Po, verdankte sein Eikommen dem Boden und den Touristen. Er bringt das Problem auf den Punkt. Es regnet nicht, es hat keinen Schnee, die Landwirtschaft braucht immer mehr Wasser, Fazit: ein Disaster.

"Non piove. Non ce neve. L'agricultura besogne sempre une major quantitate dell'agua. Terriamo le somme, siamo al disastro."

Reis, Mais, Soja, Hartweizen, Gemüse, Viehzucht, Wein an den Hängen im Hinterland. Die po-Ebene mit ihren 20 Millionen Einwohnern, eine Magalopolis, meinte Kürzlich eine Zeitung, ist nicht nur das industrielle powerhouse [Kraftwerk] Italiens, es ist auch das Zentrum der italienischen Landwirtschaftsproduktion. Ein drittel kommt von dort.

Wasser gehörte stets zum Kapital der Po-Ebene. Es hatte immer genug. Jetzt, wo es knapp wird, kommen die Landwirtschaftsbetriebe unter Druck. Sie brauchen die Hälfte des verfügbaren Wassers. Sie seien auch die grössten Verschmutzer mit ihren Dünge- und Insektenvertilgungsmitteln.

Unsinn, sagt Claudio Milani, Sprecher der Bauern in Nuncolle diretti (?). Heute setze man solche Mittel äusserst behutsam ein. Wahr ist, meint er, die Landwirtschaft sei ein entscheidender Faktor im Wasserkreislauf. Was sie an Nass gebrauche, würde sie wieder zurückleiten und stelle damit das Gleichgewicht wieder her.

L'agricultura reformisce i fiumi et le falde. Se rinducessimo el volume dell'agua, dove andate alla finir a le zone humide ... all Comunita Europea.

Wenn man die Wassermengen für die Landwirtschaft beschränken würde, zum Beispiel im Reisbau, Danach würden auch die ökologisch so wichtigen Grün- und Nasszonen in der Po-Ebene beschränkt, meint der Bauernvertreter.

Bei den Umweltschützern von Lega Ambiente stössen solche Erklärungen nur auf ein müdes Lächeln. Wegen der Klimaänderung werde es immer weniger Wasser geben. Knappheit und Trockenheit würden die Regel, nicht mehr die Ausnahme sein. Daher sei es unausweichlich für alle, mit dem kostbaren Nass sorgsam umzugehen, für die Industrie, die in der Po-Ebene rund 30 Prozent des Wassers braucht, für die Privaten, 20 Prozent, und eben für die Landwirtschaft mit ihren 50 Prozent. Auf wassersaufende Pflanzen und Getreide müsse man verzichten.

Vordringlich sei es nun, Wasser nicht mehr zu vergeuden. Durch alte lecke Leitungen gehen in Italien landesweit 40 Prozent des Wassers verloren. In der Po-Ebene sind es immerhin rund 20 Prozent. Das kann man sich schlicht nicht mehr leisten. Und einige meinen auch - aber dieser Punkt ist umstritten - es müssten rasch nicht nur in den Bergtälern Wasserauffangbecken eingerichtet werden um bei Hochwassern das Nass zu speichern.

Derweil wächst der Druck auf die privaten Unternehmen, die in ihren Reservoirs Wasser haben aber dieses zur Stromerzeugung brauchen. Die müssten, wird verlangt, wenn der Regen weiter ausbleibe, einen Teil Ihres Wassers der Industrie und der Landwirtschaft zur Verfügung stellen.

Derweil müssen sich die Bewohner der Po-Ebene an die veränderte Welt gewöhnen, sagt mir Massimo de Pauli von Lega Ambiente.

Impia nura pagame noi abbiamo mai impressiament noi habita mai tutte la perzeptione que l'agua fosse un problema (???)

Dass Wasser knapp werden könnte, das konnten sich bisher die Leute nicht vorstellen. Jetzt hätten sie sich darauf vorzubereiten, dass sie in diesem Sommer mit Wasserrationierung müssten, meint di Pauli.

Das einzige, was man jetzt tun könne, meint der Bootbetreuer Giorgio Berretti, sei der Regentanz um die Götter gnädig zu stimmen.

Adesso guardi, l'unica cosa que poi fare e la dansa delle pioggia.

Nur der Galgenhumor ist dem potifosi noch geblieben.


Hier klopft die harte Wirklichkeit an die Türe.
Hier muss man dem zurechtkommen, was wir uns selber eingebrockt haben.
Verteilung des noch vorhandenen ist das Stichwort. Eine andere Lösung gibt es nicht.
Geld oder Atomkraftwerke können das fehlende Wasser nicht herbeizaubern.

Vielleicht lernen die Ökonomen auch den Regentanz und helfen mit?

Helmut Lubbers ... 6 Mai 2007
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