ARD Börse vom 17.6.2008Transcript und ecoglobe Kommentare.Ein Bohrturm in der arabischen Wüste. Die Arbeiter fördern Rohöl für Europas Verbraucher. Saudi-Arabien will seine Tagesförderung um eine halbe Million Barrel erhöhen aber der Ölpreis gibt nur geringfügig nach. Guten Abend. Der Streit ist heiss. Wer trägt die Schuld daran, dass Erdöl so teuer ist. Die Spekulanten? Oder ist der begehrte Rohstoff tatsächlich so knapp weil immer mehr verbraucht und zu wenig gefördert werden kann. Die internationale Energieagentur erwartet, dass die Förderung von heute 81 Millionen Barrel pro Tag bis zum Jahr 2030 auf 116 Millionen Barrel gesteigert werden kann. Alternative Experten der Energy Watch Group sagen einen Rückgang auf 39 Millionen Barrel voraus. Viele erschlossene Ölfelder seien bald leergepumpt. ![]() ![]() Derartige Ungewissheit lässt die Märkte heisslaufen. Sehen wir eine spekulative Blase beim Erdöl und bei anderen Rohstoffen? "Ja. Das glaube ich eigentlich nicht, dass es eine spekulative Blase ist. Es ist tatsächlich die Nachfrage von diesen vielen vielen Menschen in Asien, in den Entwicklungsländern, die immer reicher werden, die immer mehr konsumieren wollen. Und einem Angebot das leider stagniert in vielen Bereichen. Also die Spekulanten, die sind Teil der ganzen Geschichte aber sie sind nicht Auslöser sondern vielleicht Verstärker. Wie gross der Effekt ist, den die Spekulanten beitragen, ist schwer zu sagen. " Muss man als Anlieger ein schlechtes Gewissen haben, wenn man in Rohstoffe investiert weil man die Preise ja mit noch nach oben treibt? "Na ja. Also, so, der einzelne treibt die Preise ja wahrscheinlich nicht so stark mit nach oben. Aber grundsätzlich ist schon richtig, jeder muss es mit seinem Gewissen irgendwie vereinbaren können. Allerdings so ganz so schwierig ist die Frage eigentlich nicht. Wenn Sie sich die amerikanischen grossen Pensionsfonds anschauen, die sich gegen Inflation schützen wollen, was machen die. Die kaufen die Anlage, Klasse, Rohstoffe, als Inflationsschutz. Das ist eine ganz normale Transaktion in einer Anlageklasse, die man eben Rohstoffe nennt." Agrarrohstoffe. Das andere grosse Thema. Im mittleren Westen der USA haben schwere Überschwemmungen die Ernte für Mais und Sojabohnen auf Hunderttausenden Hektar Abaufläche vernichtet. Der Preis für Mais schnellt auf ein neues Rekord hoch. Zu 110 Prozent, die Preissteigerung binnen zwei Jahren. Mais dient auch der Tierfütterüng und wird zu Biosprit verarbeitet. Am Aktienmarkt eine leichte Erholung. Automobilwerte und Banken mit Grossgewinnen. Der DAX klettert um ein Prozent auf 6796 Punkte. Daimler will eigen Aktien zurückkaufen. Und Goldman Sachs, Amerikas führende Investmentbank, meldet fette Gewinne. Beides tut den Kursen gut. Bis morgen. - ARD-Börsenberater Herr Michael Best, 17 Juni 2008. ecoglobe> Man vergleiche: "Tatsache ist aber, dass in vielen Ländern die Vorkommen zu Neige gehen. Verbrieft ist das beispielsweise für Norwegen, Grossbritannien und Mexiko. Einen ähnlichen Verdacht hegt man für Russland. Und sogar Saudi-Arabien produziere am Limit, heisst es." "Geologie" - das ist das Kernwort. Es ist der erste und der letzte Punkt. "Peak-Oil", das Jahr der höchsten jährliche Ölförderung, wird jederzeit erwartet. On heute, morgen oder in 2010 oder 2015, der Augenblick wird kommen, unausweichlich und unerbitterlich. Es gibt keinen Ersatz fürs Erdöl, das in allen Bereichen unseres modernen Lebens als Grundstoff und Kraftstoff dient. Und mit Optimismus, Hoffnung und allfälligen künftigen Erfindungen können wir leere Ötanks nicht füllen. Danach werden Industrie- und Agrarproduktion zurückgehen, wie auch die Transporte. Das bedeutet den von der Geologie erzwungenes Zurückschrauben der Globalisierung. Am besten werden jene Länder darstehen, die ein Maximum der Produkte des tagtäglichen Gebrauchs selber lokal herstellen. Weitsichtige Politiker - gibt es solche? - werden sich für eine Relokisierung der Wirtschaft einsetzen. Leider sind die MeinungsführerInnen sich dieser Umstände nicht bewusst. Im Gegenteil. Obwohl wir die nicht-erneuerbaren Ressourcen der Erde immer schneller abbauen, ist die allgemein gehuldigte Politik jene des Wirtschaftswachstums. Wir verstehen das nicht. Es kommt uns vor wie ein Massenwahn. Wachstum scheint Pflicht, wie Optimismus und Hoffnung. Entgegen aller Logik wird die Realität verdrängt. Bei der anscheinend vorherrschenden Ölknappheit oder gar des erwarteten Niedergangs will man die Extraktionsmengen erst noch steigern. Helmut Lubbers ... 18 Juni 2008 ![]() |