ecostory 75-2007
Supermarkt und Globalisierung
- die Anwort eines Grossverteilers in der Schweiz

Menschenrechte | (zurück - retour)
Sehr geehrter Herr Lubbers

Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben an Herrn ..., Prasident der Generaldirektion des .... In einer zunehmend vernetzten Welt sind der Schutz der Menschenwürde und die Achtung der Menschenrechte elementare ethische Gebote. Sie sind aber auch Voraussetzung für politische Stabilitat und für wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Gesellschaftliche Bedingungen, unter denen sich die Menschen sicher fühlen und bei denen es ihnen gut geht, liegen auch im Interesse der ... .

Fragt man Exponenten von Menschenrechtsorganisationen, welches die konkreten Aufgaben eines Unternehmens im Bereich Corporate Citizenship [= bürgerschaftliches Engagement in und von Unternehmen (Übers. ecoglobe)] seien, so hört man sehr unterschiedliche Antworten. Offensichtlich ist jedoch, dass in erster Linie der Staat gefordert ist, die Menschenrechte zu schützen. Keine noch so aufgeschlossene und ertragreiche Firma kann die Pflichten des Staates übernehmen - sie kann sie höchstens ergänzen. Globale Spielregeln sind für sie daher von größter Bedeutung. Wir haben nicht nur im Unternehmen in einem intensiven Prozess unsere Position en erarbeitet, sondern sie auch mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft debattiert, so etwa mit verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen wie Clean-Clothes Campaign [= Aktion für anständig hergestellten Kleider (Übers. ecoglobe)], Erklärung von Bern, Fastenopfer usw.

Ein wichtiges Ergebnis dieses Dialogs ist der Verhaltenskodex der ... , dessen Entwicklung auf das Jahr 1997 zurückgeht und 2003 eine der Grundlage des heutigen BSCI Verhaltenskodex bildete. Darin halten wir fest, dass die Migros in ihrem Einflussbereich alles in ihrer Macht stehende tut, um die Menschenrechte im Arbeitsprozess zu respektieren.
Die ... prüft die Sozialverträglichkeit Ihrer Produkte mit dem BSCI Standard. Dieser orientiert sich an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, auf den Frauen- und Kinderrechten und auf den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie auf nationalen Gesetzgebungen.

Heute sind 82 der grössten europaischen Handelsunternehmen Mitglieder der BSCI Initiative sind und mit dem gleichen Kontrollsystem arbeiten. http://www.bsci-eu.org/content.php?page=BsciCompanies

Die Einhaltung dieser Verpflichtungen wird nach einem Branchen- und Länderrisikoportfolio überwacht.
Bei Zuwiderhandlung, falls eine den Interessen der betroffenen Beschäftigten entsprechenden Lösung in einer vertretbaren Frist nicht zu erreichen ist, kann die Geschäftsbeziehung sofort beendet werden. Grundsätzlich sind wir gegen einen Boykott, weil erfahrungsgemass damit nichts erreicht wird. 1m Gegenteil - solange wir Kunde sind, können wir Standards einfordern dessen Überprüfung wir im Rahmen unseres Einflussbereichs ausüben können. Die Auflösung einer Geschäftsbeziehung sollte immer die letzte Variante sein.

Mit unserem Verhalten nehmen wir weder für noch gegen China Stellung. Wir sind an einer sachlichen Beurteilung der Probleme interessiert und werden im Rahmen unserer Möglichkeiten das Gesprach mit unseren Lieferanten führen. Unternehmerische Freiheit ist auf Dauer nur garantiert, wenn mit den gesellschaftspolitisch wichtigen Anspruchsgruppen ein kontinuierlicher Dialog über die Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie den Schutz der Umwelt geführt werden.

Freundliche Grüsse
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Leiter Direktion Wirtschaftspolitik
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Fachspezialist Standards
Wir stellen fest, dass
- diese Antwort zu den aufgeworfenen Frage des Wirtschaftswachstums keine Stellung bezieht,
- unser Brief den angesprochenen Direktor anscheinend nie erreicht hat und im Sieb der Strukturen hängengeblieben ist,
- die beiden unterschreibenden unseren Brief ebenfalls nicht oder nur sehr flüchtig gelesen haben (man liest im allgemeinen nur die ersten zwei Zeilen und hat seine antwort parat),
- die Verfasser der Antwort nicht darüber schreiben, dass ihre Firma im 2006 dem Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten ist und dass ihr Präsident des Verwaltungsrates im Juli 2007 in Genf an einem grossen Global Compact Kongress teilgenommen hat. Die Prinzipien des Global Compact scheinen uns strenger zu sein als die obigen Ausführungen.
(Dem Vernehmen nach wurde an diesem Kongress sehr viel über Klimawandel geredet.)
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