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"ecopop" Volksinititive zur Einschränkung des Bevölkerungswachstums
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Am Freitag, den 2. November 2012, übergab der Verein Ecopop 120'000 Unterschriften in den Regierungsgebäuden in Bern. [Einleitung Medienkonferenz 02.11.2012.pdf]
Nominal geht's um die Beschränkung des Bevölkerungswachstum. Ein lobliches Ziel - weil die Ressourcen beschränkt sind und jedes Wachstum die Umwelprobleme erhöht.
Laut Initiativtext soll jedoch nicht das Bevölkerungswachstum absolut, sondern nur das
Bevölkerungswachstum durch Zuwanderung begrenzt werden! Ein feiner, kleiner
Unterschied, der interessante Fragen aufwirft!
"Die ständige Wohnbevölkerung in der Schweiz darf infolge Zuwanderung im
dreijährigen Durchschnitt nicht um mehr als 0,2 Prozent pro Jahr wachsen."
Das bedeutet, dass Zuwanderung auch einen theoretischen
Null-Geburtenüberschuss bei EinwohnerInnen mit Schweizer Pass kompensieren
darf.
Ob die SchweizerInnen das wirklich wollen, mangelden eigenen Nachwuchs durch
Ausländer kompensieren? Das würde nämlich den AusländerInnenanteil weiter
ansteigen lassen und die Wohnbevölkerung nicht stabilisieren. Im Gegenteil.
Viele AusländerInnen haben höhere Geburtenraten als die SchweizerInnen und
der Effekt der Initiative wäre bei Annahme unter Umständen gegenteilig vom bezweckten!
Die Bevölkerung könnte stärker wachsen als bisher.
Nicht die Bevölkerungszunahme sondern nur eine solche durch Einwanderung ist
laut Initiative betroffen.
Da kann die Bevölkerung munter weiterwachsen, grenzenlos. Tolle Aussichten.
Der Bundesrat und gewisse Wirtschaftskreise sollten eigentlich diese
Initiative befürworten, im Sinne ihrer Wachstumsideologie und ihres
Endlos-Flachweltbildes. :-)
Um den Probleme der Überbevölkerung und der Überbelastung des Landes zu
begegnen müssen wir die netto Zuwanderung stoppen und gleichzeitig im Lande eine Kontraktion aktiv befürworten.
Das wird dann hoffentlich zu einer geplanten ökologisch notwendigen Bevölkerungsabnahme
führen. Wenn wir das nicht machen, werden die fehlenden Ressourcen dazu
führen.
Medienberichte und Gegner-Innen wecken den Eindruck, dass sie die
Tragweite Bevölkerungs- und Wachstumsproblematik nicht wirklich überblicken. So auch der nachstehende Bericht in Radio DRS vom Freitag .
Die Ecopop-Initiativnehmer übrigens auch nicht. Sie gehen mit ihrer
Forderung nicht weit genug. Das Bevölkerungswachstum muss gestoppt werden,
nicht nur beschränkt, und nicht nur infolge Einwanderung.
Der Initiativtext ist durchaus fremdenfeindlich: " ... die Wohnbevölkerung in
der Schweiz darf infolge Zuwanderung..." nicht mehr als 0.2 % wachsen.
Ein landesinternes Bevölkerungswachstum durch SchweizerInnen und EinwohnerInnen des
Landes wäre also erlaubt. Welche unsinnige Unterscheidung! Im Moment liegt die Reprodutionsrate im Land unter 2. Aber wenn das sich aus irgendeinem Grunde ändern würde, wird diese Initiative nichts machen können.
Was die Sache anbelangt, so ist diese Initiative im Grunde überflüssig. Die Schweizer Bundesverfassung ist bereits seit ihrer Annahme in 1999 eindeutig, was die Nachhaltigkeit anbelangt.
In der Präambel und in den Artiklen 2, 54, 73 bis 78, sowie 89, 99 und
100 bis 104 ist die Nachhaltigkeit direkt oder indirekt betroffen und
stipuliert. [Bundesverfassung].
Da nun das Land nie grösser wird und jedes Wachstum immer materiell ist und
die Belastung der Umwelt und die Abhängigkeit von Einfuhren vergrössert, ist
jedes Wachstum gemäss Bundesverfassung bereits jetzt eindeutig
gesetzeswidrig, Bevölkerung wie Wirtschaft.
Es würde also genügen, wenn die Politik beschliessen würde, die besthende Gesetzgebung enrtzunehmen und durchzuführen.
Vielleicht sollte Artikel 73 der Bundesverfassung ergänzt werden durch einen Absatz mit dem Wortlaut
"Das Gebot der Nachhaltigkeit schliesst eine Politik des Wachstums aus, da die Ressourcen und die Fläche der Eidgenossenschaft und unserer Welt endlich sind und nicht wachsen können."
oder sinngemäss.
Die sogenannt "nachhaltige Entwicklung" wie sie von Brundtland definiert
wurde und oft als Dreisäulenprinzip (Wirtschaft, Soziales,
Umwelt) dargestellt wird, ist falsch, in ihrer Definition und in der
Ausführung.
Eine Situation der Nachhaltigkeit besteht, wenn Ressourcen nicht schneller
verbraucht werden als die Natur sie regenerieren kann. Der wackernagelsche
Fussabdruck (sogen. "ecological footprint"), welche die Inititivnehmer in
ihrer Argumentation anführen, ist inkomplett, indem er nur die
nachwachsenden Rohstoffe berücksichtigt. Unsere wirkliche Überbelastung der
Erde und unseres Landes ist weit höher als die genannten drei Mal, oder 1,5
Mal weltweit.
[Übrigens, die Nachhaltigkeitsinitative der Grünen erwähnt diesen
Pseudofussabdruck sogar in ihrem Initiativtext!]
Im Initiativtext von Ecopop: "Der Bund strebt auf dem Gebiet der Schweiz
eine Einwohnerzahl auf einem Niveau an, auf dem die natürlichen
Lebensgrundlagen dauerhaft sichergestellt sind."
Ein solches Niveau läge m.E. bei weniger als einer Million EinwohnerInnen,
weil fast keine der heutigen Verbrauchsebenen an
Resourcen- und Landverbrauch nachhaltig ist.
Nach dem bevorstehende Ende des heutigen Erdölfördermaximums werden wir's
merken, wenn die Importe zurückgehen werden. (vgl.
http://www.ecoglobe.ch/energy/e/outl0n09.htm und
http://www.ecoglobe.ch/scenarios/e/index.htm ) Im zweiten Weltkrieg konnte
die Schweiz sich auch nicht selbständig ernähren, trotz Plan Wahlen.
Auf dem Abstieg nach dem Erdölfördermaximum kommen Hunger und Not auf uns
zu. Technologie kann uns da nicht helfen, weil sie keine aufgebrauchten
Ressourcen wiederherstellen kann.
"Nachhaltige Entwicklung" ist ein Oxymoron, ein Widerspruch, weil
Entwicklung in der Praxis immer "mehr" bedeutet und "mehr" nie nachhaltig
sein kann.
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<<< Niederschrift der DRS Rendezvous-Sendung vom 2.11.2012: 
Zuwanderungsstopp und Geburtenkontrolle. Die Organisation Ecopop hat ihre
Initiative eingereicht.
Ihr Ziel: Umweltschutz.
[...]
Rendezvous mit Simon Leu, Guten Mittag
Andi Lüscher, die Nachrichtenübersicht.
Stopp der Überbevölkerung. So heisst eine Volksinitiative, die bei der
Bundeskanzlei in Bern eingereicht worden ist. Die Umweltorganisation Ecopop
will damit erreichen, dass die Schweizer Bevölkerung nur noch beschränkt
wächst. Dazu soll die jährliche Zuwanderung auf 0,2 Prozent der Bevölkerung
beschränkt werden. Ausserdem sollen Entwicklungsländer beim Thema
Familienplanung unterstützt werden. Das Ziel der Initiative sei, die
natürlichen Ressourcen in der Schweiz zu schonen. Man habe keine
ausländerfeindlichen Ansichten, betonen die Verantwortlichen.
[...]
Die 120.000 Unterschriften sind also beisammen. Die Volksinitiative is
eingereicht. Bald schon werden wir also darüber abstimmen, ob die
Zuwanderung in die Schweiz stark gebremst werden soll. Das ist traditionell
eine Forderung von den rechten Parteien. Wer also steckt hinter der
Organisation Ecopop, die diese Initiative eingereicht hat.
Géraldine Eicher:
"Das initiativ- und Unterstützungskomitee von Ecopop ist eine schillernde
Gruppe. Sie schillert in Silbertönen. Gegen aussen vertreten zahlreiche
graue Eminenzen den Verein. Darunter Philipp Roch, der langjährige Direktor
des WWF Schweiz und des Bundesamts für Umwelt. Oder Hans Popp, früher
stellvertretender Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft. Ehemalige
Universitätsprofessoren sind darunter, oder auch Pronatura Mitarbeiter,
André welti, Präsident von Ecopop.
Diese Zusammensetzung lasse sich einfach erklären, sagte er: "Ältere
Menschen sind bereit ein Tabu aufzugreifen, weil sie beruflich-familiär
nichts zu verlieren haben."
Aus der Taufe gehoben wurden die Vorläufer von Ecopop anfangs der siebziger
Jahre, kurz nach der Beerdigung der Überfremdungsinitiative von James
schwarzenbach. Ecopop ist auch verwoben mit dem Namen von Valentin Oehen. Er
war einer der ersten Vizepräsidenten und Präsident der Rechtsaussenpartei
Nationale Aktion.
Die Geister von damals ist Ecopop bis heute nicht ganz losgeworden. Zu
Unrecht. Ecopop habe mit der Ausländerfrage nichts am Hut, betont André
welti: "Wir distanzieren uns explizit, explizit, von Initiativen, wie
Schwarzenbach, von von Nationale Aktion, Schweizer Demokraten, die es immer
auf die Ausländer abgesehen haben."
Auch politisch ist Ecopop eine bunte Gruppierung. Phillip Roch hat seine
Wurzeln in der CVP, andere stehen der Grünen Partei nahe. Sie sind wie
Phillip Roch aber enttäuscht von den traditionellen Parteien:
" Ja. Jaja. Die Politik will das nicht behandeln und wir sind in einer
Ideologie des Wachstums, einer falschen Ideologie, weil es gibt Grenzen und
wenn wir nur warten, dass die Natur sich rebelliert, dann wird es sehr sehr
hart für alle."
Ecopop verknüpft verschiedenste Themen miteinander und hat dadurch
Unterstützer aus mehreren Ecken und entsprechend viele Kritiker. Mensch und
Natur sind für Ecopop nicht mehr im Gleichgewicht, nicht nur in der Schweiz
sonder global. Deshalb will die Initiative auch die Fortpflanzung in
Entwicklungsländern steuern. Auch das ein historisch sensibles Thema.
Als Fanatiker werden Ecopop-Leute aufgrund dieser Mischung Themen und
Ideologien auch betitelt.
Es brauche Feuer für eine Thema. Nur so komme der Erfolg, sagt Phillip Roch,
aber: "Grundsätzlich bin ich kein Fanatiker. Ich Lieb[hab]er der Natur und
eine Lieb[hab]er der Menschen."
Dass sie mit Esoteriker oder Weltverbesserer betitelt werden, daran stört
sich Ecopop-Präsident André Welti nicht. Dass es aber durch die Vielfalt an
Themen und Menschen schwieriger wird, ihre Botschaft zu übermitteln, daran
schon. War die Verknüpfung ein Fehler? "Das kann sein. Ja, ich muss das
leider mit ja beantworten. Wir haben eine differenzierte Haltung und
differenzierte Haltungen haben es immer schwierig."
Bei der Präsentation heute fiel das Namensschild von Phillip Roch zu Boden.
Immerhin einer weniger auf der Erde, meinte er, und lachte.
...
Geraldine Eicher über die organisation Ecopop. Sie finden diesen Inhalt wie
die ganze Sendung im Internet unter drs.ch ab etwa halbzwei.
<<<===>>>
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Also compare:
Technology, Money, Optimism, and Hope
The quartet that is killing humankind
Pascal Lamy,
Director-General of the World Trade Organisation,
Exclusive interview
and "Mea Culpa"
at Wachstumsforum.ch
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