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10/2012
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Energieszenarien für die Schweiz
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Die schweizerischen Behörden haben einer Wirtschaftsberatungsfirma den Auftrag erteilt, eine Energieszenario für die Schweiz bis 2050 auszuarbeiten. Das Schweizer Radio DRS1 berichtete am 25.5.2012 darüber. Wir sandten der Beratungsfirma nachstehende Empfehlung, mit Kopie an das Radio. Von einer Sachbearbeiterin der Firma erhielten wir die "übliche" Antwort - Wachstum muss sein und Effizienzerhöhung und Dienstleistungen seien eine Lösung. Im Übrigen hätten 50 % ihrer Angestellten einen Doktortitel und das sei ein Hinweis auf die Qualität der Arbeit.
Damit war die nachstehende Eingabe erledigt. Vornehm geht die Welt zu Grunde.
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Sehr geehrte Frau K! (cc: Frau Karoline.Arn srdrs.ch)
Ich hörte gerade den Bericht von Frau Karoline Arn im Radio DRS1 Echo.
Bei Energieszenarien sollte man m.E. auch folgendes berücksichtigen:
1. Erdölfördermaximum :
1.1 Seit etwa 2005. Ende des Maximums zwischen 2012 und 2012.
1.2 Nach Ende des Maximums werden:
a) Industrieproduktion, Agrarproduktion und Handel zurückgehen, weil es keine Alternativen zu fossilen Energieträgern gibt (vgl. 2.3 u. 2.4);
b) Erdöl- und Gasförderländer ihre Ausfuhren einschränken weil sie zuerst ihre eigene Bevölkerung versorgen müssen. Die Einfuhrländer werden also grössere Rückgange erleben als die Förderländer.
2. Alternative und sogenannt "erneuerbare" Energien.
2.1 Alle Ressourcen und Energieträger sind mengenmässig beschränkt. Sie werden auch für die Gleichgewichte in der Natur und für nicht-energetische Anwendungen verwendet (Nahrung, Industrierohstoff);
2.2 Nachwachsende Energieträger (Holz) werden hauptsächlich für Heizung verwendet;
2.3 Es gibt keine Alternativen zu den heutigen fossilen Energieträgern, weder in der Menge noch in der Anwendungsbreite. Elektrizität kann Öl, Gas und Kohle nicht ersetzen, aus technischen Gründen und weil Elektrizität eine Sekundärenergie ist, voll abhängig von Fossilen Energieträgern (s. 2.4);
2.4 Sogenannt "erneuerbare" Energien sind Elektrizität (hydro, solar, Wind). Diese sind gänzlich von fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle) abhängig, und zwar für die Herstellung, den Betrieb und den Ersatz der Anlagen. Geschätzte Lebensdauer bis zur Reparatur/Wartung bzw. Ersatz: Staumauer: 40 - 50 Jahre; Wasserturbine und Generator: 5 -20 Jahre; Solarpanel: 10 - 20 Jahre, Windkraftanlage: 5-15 Jahre. Solarpanel und Windkraftanlage zeigen Schwachstellen, die dazu führen, dass manche Anlage durch Feuer (Selbstzündung durch technische Mängel) zerstört werden. Hydro, Sonne und Wind sind also nicht "erneuerbar" bzw. "nachhaltig", d.h. sie sind nicht ohne Belastung der Umwelt.
3. Weder Hoffnung, noch Optimismus noch Technologie können die Wirklichkeit abschaffen. Auf noch zu erfindende Technologien ist kein Verlass. Szenarien müssen auf den Technologien und Ressourcen basieren, die wir tatsächlich heute haben.
4. Energie ist nur ein Aspekt der zunehmende Ausbeutung nichterneuerbarer Rohstoffe und der Umwelt. Auch wenn wir weiterhin die Energiemengen hätten, die unsere heutige moderne Gesellschaft ermöglichen, so würde dies nur zu Folge haben, dass wir die anderen Ressourcen unwiederbringbar aufbrauchen.
Wenn man die Nachhaltigkeitslage (Überbelastung,"Overshoot" ) unserer modernen Gesellschaft betrachtet und wenn Nachhaltigkeit ein Ziel ist (vgl. Bundesverfassung ), dann ist eine Weiterführung unserer Gesellschaft auf dem heutigen Energieverbrauchsniveau kein anzustrebendes Ziel.
Solche überlegungen sollte man bei Szenarienentwicklung berücksichtigen, sowie die Ceteris Paribus Bedingung für wissenschaftliche Arbeit.
Nach dem Erdölfördermaximum werden nämlich wichtige Gegebenheiten ändern, namentlich auch wegen des Bevölkerungswachstums, der Folgen des Klimawandels, der verminderten Artenvielfalt und der Übersäuerung der Ozeane.
Ganze Industriezweige werden verschwinden, z.B. Privatkraftfahrzeuge, Ferntourismus. Wir werden gezwungenermassen versuchen, wieder lokal zu arbeiten und leben, gestützt auf örtlichen Rohstoffen und Agrarproduktion. Für ein Land wie die Schweiz wird es unmöglich sein, den heutigen Lebensstandard zu erhalten, werden doch 85 Prozent der Primärenergie eingeführt und gegen 50 Prozent aller Nahrungsmittel. Bereits im zweiten Weltkrieg konnte die Schweiz trotz Anbauschlacht (Plan Wahlen) das Volk nich ganz selbst ernähren, obwohl wir damals weniger als die Hälfte der heutigen Bevölkerungsgrösse hatten.
Bei fehlenden Rohstoffen (Energie, Güter, Nahrung) gibt es Verteilungskämpfe, Krieg, Hunger, Massensterben. Letzlich wird auch die Energie fehlen um moderne Kriege zu führen und Rohstoffe und Nahrung aus anderen Gegenden zu importieren.
Ein jegliches Szenario über das Jahr 2020 hinaus wird zu reiner Spekulation, gar Illusion, wenn man obige Punkte nicht berücksichtigt.
Bei der Führung in Politik und der Disziplin der Ökonomie herrschen Hoffung und Optimismus, anstelle von wissenschaftlich begründetem Realismus vor. Vielleicht auch besser so, denn was würde das Volk machen, wenn man ihm die Wirklichkeit darstellen würde? Endzeitstimmung? Carpe Diem in grossem Stil?
Mit freundlichen Grüssen ... Helmut Lubbers
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Erdölfördermaximum
Some oil depletion graphs
Nachhaltigkeit in der schweizerischen Bundesverfassung Überbelastung,"Overshoot"
Scenarios
"Green Growth"
"Green Economy" - "The New Big Deal"
"Rio+20 and the "Green Economy"
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