[Farbige Hervorhebungen und Kommentare von ecoglobe.ch
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Radio DRS Echo vom 20.6.2012
[SF1] [Audio (neues Fenster)]
[SF1 Moderatorin Frau ......:] "Und der Rio-Gipfel zur Nachhaltigkeit, der geht heuteabend auch zu Ende. Die Bilanz ist gemischt und keiner ist so wirklich zufrieden. Für bedeutende Themen fehlten klare Ziele oder verbindliche Fristen im Abschlussdokument, urteilen Naturschützer. Nachhaltigkeitsziele sollen bis 2015 formuliert werden. Politiker finden trotz allem lobende Worte. Die Konferenz wollte Pflöcke einschlagen bei globalen Fragen, wie der Nahrungsmittelsicherung und dem Klimawandel und dem Schutz der Meere und Wälder. In den nächsten Stunden werden die Politiker das Schlusspapier absegnen. Zuvor hatten sie sich immer wieder wortreich zu einer grünen Wirtschaft bekannt."
[ecoglobe: Die Erwartungen waren weit weniger hoch. An einer nur drei Tage dauernden Konferenz kann man kaum so viele verschiedene Themen besprechen und sich dann einigen wollen.]
[Reporter::] "Das war auch am Schlusstag so. "Grün" ist in aller Munde, auch wenn die Zeichen eher auf "rot" standen. Die Abschlusserklärung stand nämlich schon vor Beginn des Gipfels fest.
[Reporterin::] "Grün ist der Schlüssel um darüber nachzudenken, wie wir künftig Wachstum generieren. Wie wir dabei mit den ressourcen schonend umgehen und unsere natürliche Umgebung bewahren." [ecoglobe: Unsinn. Wachstum kann nicht "grün" sein, bzw. nachhaltig und Ressourcen schonen.]
[SF-Reporter::] "Für die Umweltverbände sind das leere Worte. Der Raubbau an der Natur werde fortgesetzt, wie bei diesem Dammprojekt in Brasilien. Die Ergebnisse von Rio nützen der Holz- und Fischfangindustrie, den Öl- und Kohlekonzernen."
"Der in 1992 proklamierte Aufbruch hin zu einem ressourcenschonendem Umgang sei klar verpasst worden. Dem widerspricht der Schirmherr des Gipfels."
"[Ban Ki-Moon] Das Abschlussdokument ist solide, konkret und ambitiös. Es bietet ein gutes Fundament um darauf eine nachhaltige Zukunft aufzubauen. Die amerikanisch Aussenministerin warnt aber für unrealistische Erwartungen. [Hillary Clinton:] "Es gibt keine Garantien für die Zukunft. Wir wissen was möglich ist und was nicht. Unsere Ressourcen, frisches Wasser, kultivierbares Land, ein stabiles Klima, stehen unter zunehmendem Druck."
"Vorangehen will die Weltmacht jedenfalls nicht. Regierungen allein könnten diese Probleme ohnehin nicht lösen."
[SF1 Moderatorin Frau ......:] "Der Gipfel in Rio dauert zwar noch ein paar Stunden. Mein Kollege Franz Fischlin hat Bundesrätin Doris Leuthard aber bereits jetzt im Interview für eine Bilanz aus schweizer Sicht.
[Franz Fischlin:] "Ja, Frau Bundesrätin Doris Leuthard. UNO General-Sekretär Ban Ki-Moon sprach von einer historischen, einer einmaligen historischen Chance vor dem Gipfel. Wenn man jetzt dieses 50-seitige Abschlussdokument anschaut, ganz ehrlich, dann hat man dieses Ziel doch meilenweit verpasst."
[Doris Leuthard:] "Das sehe ich schon nicht ganz so. Weil wir müssen immer shen, wir bewegen uns heute in einem Umfeld mit wirtschaftlicher Krise, mit Schulden die wir nicht halten, die wir prioritär zu bewältigen haben und dann stehen natürlich Nachhaltigkeitsziele nicht zuoberst auf der Agenda. Unter dieser Prämisse sind wir eigentlich doch sehr froh, dass das Glas mindestens halbvoll und nicht halbleer ist." [ecoglobe: Diese Prioritäten zeigen, dass man nicht versteht, wie Ernst die Umweltlage ist, und dass es ohne Umwelt keine Wirtschaft geben kann.]
[Franz Fischlin:] "Wie zufrieden sind Sie auf einer Skala von eins bis zehn?"
[Doris Leuthard:] "Die Schweiz hat gut gekämpft. Wir haben doch einiges erreicht. Aber natürlich waren wir viel ambitiöser. Wir sind nicht zufrieden, dass der Nachhaltigkeitsrat nicht beschlossen wurde sondern ein Forum wo man noch nicht ganz weiss, was es dann für Funktionen haben wird. Die nachhaltigen Entwicklungsziele hätten wir gerne konkret hier beschlossen. Jetzt ist es ein Prozess. Aber immerhin das. Sehr froh sind wir, dass die grüne Wirtschaft doch jetzt auf der weltpolitischen Agenda zum ersten Mal verankert ist."
[ecoglobe: Es gibt eine Inflation von Instanzen und Berichten über die sogenannte "grüne Wirtschaft". Das erzeugt sichere Arbeitsplätze für Funktionnäre aber deren Erkenntnisse bleiben dem alten Wachstumsrahmen verhaftet. Umweltwissenschaft belibt ausgeschlossen. Die Gemeinschaft von Politik, Wirtschaft und der Disziplin der Ökonomie hat das Sagen.]
[Franz Fischlin:] "Wobei eben genau bei dieser "grünen Wirtschaft", dass man das Gefühl hat, die Entwicklungsländer und auch die Schwellenländer haben richtig Angst davor. Sie haben Angst, dass ihre Wirtschaft gebremst wird, dass das Ganze zu teuer kommt."
[Doris Leuthard:] "Ja, da braucht es noch sehr viel Information. Aber sehen Sie, in der Schweiz haben wir im Bundesrat die "grüne Wirtschaft" vor zwei Jahren verankert. Also wir sind auch noch nicht sehr weit in diesen Entwicklungshorizonten und es besteht die Gefahr, dass man einfach das Gefühl hat, Ja, die Industrieländer, die wollen uns jetzt hier ihre hochentwickelten technologien verkaufen. Das ist es nicht. Es geht um Ressourceneffizienz generell, Wirtschaften in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Dass das geht, das zeigen unsere Unternehmen auf der ganzen Welt jeden Tag.
[ecoglobe: Die Nachhaltigkeit hat nur eine Dimension: die Umwelt. Davon sind Gesellschaft und Wirtschaft voll abhängig. Vgl. Nachhaltigkeit & drei Dimensionen ]
[Franz Fischlin:] "Was nehmen Sie ganz persönlich mit? Was ist Ihr Hailait? Was haben Sie hier erlebt in Rio?"
[Doris Leuthard:] "Also für mich war wirklich ein Hightlight [Höhepunkt] die wimmins conference [women's - Frauenkonferenz]. Natürlich mit Gro Harlem Brundtland, die eigentlich Rio-92 geprägt hat als massgebliche Persönlichkeit. Aber auch eben diese konkreten Projekte von vielen Frauenorganisationen. Und das macht es am Schluss aus. Kleine Bauernorganisationen, Recyclingvelos, Trockner, Solartrockner, ein Rindrin(?) für Mangofrüchte. Das macht Spass. Und das gibt Hoffnung, dass im Kleinen sich viel mehr bewegt als wir Politiker und Politikerinnen bewegen können."
[ecoglobe: Ein klares Eingeständnis der Machtlosigkeit und Wirkungslosigkeit der Politik, die sich der Wirtschaft und Ihren idelologischen Wasserträgern der Disziplin der Ökonomie voll untergeordnet hat. Das Volk wird von der Politik nur scheinbar vertreten. Schade.
Das letzte Wort wird die harte Wirklichkeit haben, die Endlichkeit der Ressourcen und das nahe Ende des heutigen Erdölfördermaximums .]
PS wegen dem zweiten Gotthardtunnel: Gutschein für den Bundesrat und die ASTAG
[Vgl. "Umweltbelastung = Bevölkerungsgrösse X Wohlstand X Technikniveau" I=PxAxT " ]
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