FACTS Polizei jagt paffende Bar-Besucher

VEREINIGTE STAATEN

Polizei jagt paffende Bar-Besucher

ln den USA wird die Schraube angezogen: Auch unter freiem Himmel soll es Rauchverbote geben. Und sogar im eigenen Haus droht Nikotinbann.

DAS UNO-HAUPTQUARTIER in Manhattan war das letzte offentliche Gebäude im sonst rauchfreien New York, aus dem die Süchtigen nicht ins Freie verbannt wurden. Doch diesen Sommer erklärte Generalsekretär Kofi Annan, das Rauchverbot solle auch am Sitz der Vereinten Nationen gelten. Dafur sprachen nicht zuletzt die Versicherungskosten fur das Gebäude, das noch nicht mit einer Sprinkler-AllIage ausgestatter ist.

Kettenraucher wie Russlands Botschafter Sergei Lavrow protestierten: "Annan kann vielleicht seinen Angestellten vorschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben, doch er kann die Diplomaten nicht vom Rauchen abhalten. Das Gebäude gehört allen Mitgliedstaaten. Der Generalsekrerar ist nur ein angestellter Manager."

Renitente Diplomaten: Das Rauchverbot von Kofi Annan wird kaum beachtet, an der Uno-Delegiertenbar wird immer noch geraucht - nur dass dort jetzt ein paar Verbotsschilder hängen.

Immerhin erlaubt die UNO den Zigarettenkonum unter freiem Himmel in genau definierten Zonen ihres Hoheitsgebiets - im Gegensatz zu etlichen New-Yorker Privatfirmen, die aus Gründen der Gesundheit und der Produktivitat am Arbeitsplatz den Tabakkonsum auf ihrem Firmengelände auch im Freien verbieten. Der Versicherer New Jersey Manufacturers Insurance etwa kontrolliert regelmässig, ob die Angestellten auf den betreibseigenen Parkplatz schleichen, um dort ihr Nikotinmonster heimlich zu futtern. "ln erster Linie möchten wir die Nichtraucher vor dem Passivrauchen schützen, wir wollen aber auch die Raucher zum Aufhören oder zur Reduktion ihres Konsums ermutigen", sagt ein Sprecher der Firma.

Die New-Yorker nehmen die Gefahren des Passivrauchens sehr ernst. Selbst das heilige Innere des eigenen Autos solI nicht tabu bleiben: Ein Gesetz ist in Vorbereitung, welches das Rauchen in Autos verbieten solI, wenn Kinder drinsitzen. Auch über den Preis solI es den Rauchern an den Kragen geheh. Die "New York Times" berichtet von Drogenhandlern in Harlem, die von Marihuana und Kokain auf den Deal mit geschmuggelten oder gestohlenen Zigaretten umgestiegen sind: Bei offiziellen Preisen von neun Franken und mehr pro Schachtel konnen Schwarzhändler bis zu 150 Dollar pro Tag verdienen. Das ist weniger aIs die Gewinnspanne bei illegalen Drogen, dafur sind die Strafen (noch) weit geringer.

AUCH ANDERSWO wird durchgegriffen. Universitäten im ganzen Land weiten ihr Rauchverbot über die Gebäude hinaus und bestimmen zusätzliche "Sicherheitszonen" vor den Hauseingangen. ln Kalifornien, Pionierstaat der Prohibition, gilt das Rauchverbot in Restaurants und Bars schon lange und wird mit eigens dafur abgestellten Polizeieinheiten überwacht.Jetzt verlangen die Rauchgegner eine Ausdehnung des Verbots auf stark frequentierte, öffentliche Strände. Und in Florida versuchen Barmixer, ihre Klientel mit einem "Nicotini" am rauchfreien Tresen zu halten - ein Drink auf der Basis von Wodka, der mit Tabakblattern angereichert wurde.

Den Süchtigen sollen nur noch die eigenen vier Wände aIs Ort der Giftzufuhr übrig bleiben - es sei denn, der Nachbar klagt gegen Rauchspuren, die sich über die Klimaanlage oder undichte Wande verbreiten.

Andreas Bucher

(Bild : PROVOKATION: ln New York rauchte Star Whoopi Goldberg aus Protest gegen neue Verbote.)

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    Quelle: FACTS - Das Schweizer Nachrichtenmagazin - 6.11.2003

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